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Die Villa Fuchs in Roßwein soll gerettet werden

Seit mehr als 20 Jahren verfällt die Villa. Für den Erhalt ist eine Notsicherung des Daches nötig. Der Eigentümer reagiert aber nicht. So will der Bauamtsleiter dennoch das Gebäude retten.

Von Lea Heilmann
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Seit mehr als 20 Jahren steht die Villa Fuchs am Roßweiner Bahnhof leer. Das Gebäude ist mittlerweile komplett von Bäumen eingeschlossen, auch innen ist das Haus vom Verfall gezeichnet.
Seit mehr als 20 Jahren steht die Villa Fuchs am Roßweiner Bahnhof leer. Das Gebäude ist mittlerweile komplett von Bäumen eingeschlossen, auch innen ist das Haus vom Verfall gezeichnet. © SZ/DIetmar Thomas

Roßwein. Von außen ist die prächtige Villa an der Gersdorfer Straße in Roßwein nur noch zu erahnen. Sie liegt versteckt hinter dichtem Laub. Selbst von oben sieht es aus, als würde sie bald von den Blättern verschlungen werden.

Dass die Villa seit mittlerweile 24 Jahren leer steht, ist ihr nicht nur von außen anzusehen, sondern auch drinnen. Von der Decke und den Wänden blättern Putz, Tapete und Zeitungen ab, Müll, Laub und teilweise Holzlatten liegen auf dem Boden.

Aber zwischendurch kommt doch noch das Herrschaftliche des 1920 erbauten Anwesens durch: Die detaillierten Verzierungen im Eingangsbereich, das alte Treppengeländer aus Holz oder der prächtige Stuck, der im Flur in oranger Farbe von der Decke prangt.

Eigentümer hat keine ladefähige Adresse

In einem Bad erinnern kleine Waschbecken und Toiletten noch daran, dass das Haus zu DDR-Zeiten mal eine Krippe war, bevor es die Stadt 2001 durch eine Grundstücksauktion an einen privaten Eigentümer veräußert hat. Carsten Junghanns, Bauamtsleiter der Stadt Roßwein, erzählte, dass der Eigentümer am Anfang noch Arbeiten durchgeführt, diese aber schnell eingestellt habe.

Seitdem ist nichts passiert. Mittlerweile ist das Dach das größte Sorgenkind in der Villa. Zwei undichte Stellen gibt es in der Kuppel, auf der Seite, wo früher das Esszimmer war. Ungehindert kann das Wasser dort durchlaufen, mittlerweile ist es so schlimm, dass zwei Holzbalkendecken eingestürzt sind.

Wenn nicht schnell gehandelt wird und das Dach die nächsten Jahre undicht bleibt, dann sei die Villa nicht mehr zu retten, vermutete Junghanns. Deshalb setzt er sich für eine Notsicherung des Daches ein.

Doch an den Eigentümer ist kein Herankommen: „Wir haben ihn mehrfach aufgefordert, etwas zu tun. Beispielsweise ist die Mauer vorne stark gerissen. Auch der Denkmalschutz ist hinterher“, so Junghanns. Doch das Problem: Der Eigentümer hat keine ladefähige Anschrift. Alle Briefe laufen ins Leere.

Notsicherung ist wichtigster Schritt

Junghanns ist darauf gestoßen, dass der Eigentümer auch in Löbau ein Grundstück hat und die Verwaltung dort mit dem gleichen Problem kämpft. Ein Mitarbeiter der Stadt hatte erzählt, dass sie die Briefe öffentlich zu stellen. Das heißt, dass wichtige Dokumente durch die Stadt angekündigt werden. Sie liegen im Rathaus in einem verschlossenen Umschlag und draußen am Markt gibt es eine öffentliche Bekanntmachung. Der Vorteil an der Methode ist, dass so Fristen in Gang gesetzt werden können.

„Als Erstes wollen wir erreichen, dass wir die Erlaubnis bekommen, eine Notsicherung durchzuführen“, so Junghanns. Auch die Untere Denkmalschutzbehörde zeigte sich froh darüber, dass sich jemand kümmert. Doch sie steht vor dem gleichen Problem wie die Stadt: Es ist kein Geld da für die nötigen Maßnahmen. Deshalb hat sich Junghanns mit einem Text im Amtsblatt an die Roßweiner gewandt.

Er hofft, dass sich ein paar Menschen finden, die Hilfe anbieten können oder eine Idee haben. „Wenn wir das Dach erstmal dicht kriegen und die Fenster ein bisschen vernageln, kann die Villa so erst mal noch fünf Jahre stehen, ohne dass sie weiter verfällt“, sagte Junghanns weiter.

Perspektivisch wünscht sich Junghanns, dass der Eigentümer das Gelände an jemanden verkauft, der sich darum kümmern kann. Wenn der Eigentümer Verbindlichkeiten habe, könnte ein Wechsel forciert werden, so der Bauamtsleiter weiter. „Aber im günstigsten Fall meldet sich der Eigentümer selbst und sagt: Ich will es verkaufen“, sagte er weiter. Denn sonst würde eine Übergabe deutlich länger dauern.

Stadt ist auf Unterstützung angewiesen

Der Bauamtsleiter schätzt, dass ungefähr 1,5 Millionen Euro benötigt werden würden, um das Gebäude wieder instand zu setzen. „Wenn man aber nur das notwendige tut, und die Dinge erhält, die ohnehin da sind, lassen sich die Kosten auch im Rahmen halten“, schätzte Carsten Junghanns. Sowohl Fassade als auch die Fenster würden noch gut aussehen.

Ein weiteres Problem ist, dass ihm die Bauakten fehlen. Dort gibt es nur die Umbauakten für die damalige Krippe. Junghanns vermutet, dass diese irgendwann bei Baumaßnahmen in ein Kombinat zur Planung gekommen und dort verschollen sind. Selbst im Kreisarchiv war nichts aufzufinden. Deshalb müsse in Zukunft auch das ganze Gebäude neu vermessen werden. Falls Anwohner Fotos, Zeichnungen oder alte Pläne besitzen, können diese dem Bauamt zur Verfügung gestellt werden. Auch alte Geschichten und Erzählungen können schriftlich eingereicht werden, darüber freue sich der Heimatverein.

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Auf sein Schreiben hat sich bei Junghanns eine Nachbarin gemeldet. Sie hatte erzählt, dass ihr Sohn vor einigen Jahren beobachtet hatte, wie jemand Bleiglasfenster aus der Villa ausgebaut hatte. Er hatte die Person abgepasst und ihm die Fenster abgenommen. Seitdem lagern die Scheiben bei der Nachbarin. „Ich habe sie gebeten, dass sie die Fenster raussucht und wir diese beim Bauhof einlagern“, sagte Carsten Junghanns.

Ihn ärgere der Verfall von solchen Gebäuden, vor allem weil die Stadt dabei hilflos ist. Denn als neuer Eigentümer kommt sie nicht in Frage. Dennoch sieht es Junghanns als seine Aufgabe an, etwas anzustoßen. Er hofft, dass sich ein kleiner Kreis von Personen findet, die Zeit und Energie haben, sich für den Erhalt einzusetzen. Deshalb würde er sich freuen, wenn sich Handwerker, Bauunternehmer, Architekten, Bauingenieure, Statiker oder architektur-interessierte Bürger mit Ideen oder Unterstützungsangeboten im Bauamt melden.