Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Döbeln

App und Lernplattform: Mittelsächsische Azubis treiben Digitalisierung voran

15 Auszubildende aus Mittelsachsen arbeiteten ein halbes Jahr an digitalen Projekten für ihr Unternehmen. Herausgekommen ist unter anderem eine Krankmeldungsapp.

Von Lea Heilmann
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
15 Azubis aus fünf Unternehmen haben sechs Monate an ihren digitalen Projekten getüftelt. Nun konnten sie ihre Ergebnisse vorstellen.
15 Azubis aus fünf Unternehmen haben sechs Monate an ihren digitalen Projekten getüftelt. Nun konnten sie ihre Ergebnisse vorstellen. © Landratsamt Mittelsachsen

Mittelsachsen. Der Hals kratzt nach dem Aufwachen, das Fieberthermometer zeigt 39 Grad an. Für Menschen, die arbeiten, fängt so ein Tag mit einem Anruf beim Arbeitgeber an, um sich krankzumelden. Dann geht es zum Arzt und bis Januar 2023 musste der Krankenschein schnellstmöglich bei der Arbeit abgegeben werden.

Bei der Leisniger Firma Kerateam könnte das bald anders aussehen. Über eine App kann der Arbeitnehmer Bescheid geben, dass er krank ist. Nach dem Gang zum Arzt trägt er nur noch die Daten des Krankenscheins ein und fertig.

Projekt findet erstmalig in Mittelsachsen statt

Entwickelt haben das zwei Auszubildende. Die beiden absolvieren ihre Ausbildung zum Industriekaufmann, mit IT haben sie eigentlich gar nichts zu tun. Die Idee der Krankmeldungsapp und deren Umsetzung ist durch das Bundesprojekt „Digiscouts“ entstanden.

Das Projekt wurde zum dritten Mal in Sachsen in Kooperation mit dem RKW Kompetenzzentrum durchgeführt. Zum ersten Mal fand es in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt auch in Mittelsachsen statt.

15 Auszubildende aus fünf Unternehmen nahmen teil und suchten nach Digitalisierungspotenzialen in ihren Firmen. Ein bis zwei Tage die Woche, ein halbes Jahr lang - so viel Zeit hatten die Azubis, um ihre Ideen umzusetzen.

Am Donnerstagnachmittag wurde es ernst: Die Auszubildenden stellten ihre Entwicklungen im Landratsamt in Döbeln aus. In kleinen Videos erzählten sie, wie sie ihre Ideen entwickelt haben, bevor sie an Ständen ihre Projekte noch mal live zeigen konnten.

Roßweiner Azubis entwickeln Lernapp

Die Unternehmen der Azubis waren über ganz Mittelsachsen verstreut. Zu den Unternehmen gehörten beispielsweise auch die Freiberger Niederlassung der Eurofins Umwelt Ost GmbH, die Sächsische Walzgravur GmbH oder die Gerüstbauer Gemeinhardt GmbH.


Die Azubis der Roßweiner Gerüstbaufirma haben eine Lernapp entwickelt. Diese ist ähnlich wie eine App für die Fahrschule aufgebaut. Zu verschiedenen Themenbereichen gibt es Fragen mit jeweils drei Auswahlmöglichkeiten. „Normalerweise haben die Azubis drei große Ordner, wo alle wichtigen Informationen drin sind“, erklärte einer der Ausbilder.

Das sei gerade auf Baustellen oft unpraktisch, es könne aber auch vorkommen, dass jemand seinen Ordner vergesse. „Das Handy ist immer dabei und auch unterwegs lässt es sich so leichter lernen“, sagte er weiter.

Ausbilder sind stolz auf ihre Lehrlinge

Die Azubis der Freiberger Niederlassung der Eurofins Ost haben eine Plattform für kommende Auszubildende erarbeitet. Für jeden Bereich in der Ausbildung gibt es einen Plan, was die Lehrlinge dort für Aufgaben absolvieren müssen.

„Das sind nur für einen Bereich und einen Azubi jeweils drei Zettel“, erklärte Ausbilderin Stefanie Morgenstern. Das laufe jetzt alles digital und erspart auch ihr eine Menge Papierkram.

  • Nachrichten aus der Region Döbeln von Sächsische.de gibt es auch bei Facebook und Instagram


Während die Ausbilder und Ausbilderinnen von Beginn an begeistert von dem Projekt „Digiscouts“ waren, herrschte bei den Azubis anfangs Skepsis. Das erzählte nicht nur Morgenstern, sondern auch Marcus Muschke von Gerüstbauer Gemeinhardt.

„Ich hatte mir schon Gedanken gemacht, wie man das Lernen der Azubis verbessern kann und dann kam das Projekt“, erzählte er weiter. Er und die anderen Ausbilder sind stolz, was die Lehrlinge da auf die Beine gestellt haben. „Sie sind ein super Team das letzte halbe Jahr über geworden und haben sich auch persönlich weiterentwickelt“ , stellte Morgenstern fest.

Zweite Auflage soll im nächsten Jahr starten

Die Projekte sollen noch weiterentwickelt werden, damit sie fest in die alttäglichen Abläufe der Unternehmen integriert werden können. „Das ist gerade erst der Anfang von dem Projekt“, versicherte Muschke.

  • Sie haben Hinweise, Kritik oder Lob? Dann schreiben Sie uns per E-Mail an [email protected]

Die Idee von Digiscouts ist es, feste Strukturen in den Unternehmen aufzubrechen, erklärte Dirk Vogel von der RKW Sachsen GmbH. Digitalisierung sei ein wichtiges Thema, in jedem Lebensbereich.

Für den nächsten Durchlauf des Bundesprojekts hat sich das RKW gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises schon beworben. Auch einige von den Unternehmen hatten schon Interesse bekundet, im nächsten Jahr wieder mitzumachen.