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Warum Dresden nun Sachsens Shopping-Insel ist

In Dresden ist Click & Meet noch erlaubt. Aber wo werden Termine gebraucht? Rund ums Einkaufen gibt es gerade viel Verwirrung. Ein Überblick.

Von Nora Domschke & Julia Vollmer & Sandro Pohl-Rahrisch
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Wer in den Dresdner Baumärkten shoppen will, muss sich einen Termin vereinbaren und einen negativen Coronatest vorweisen.
Wer in den Dresdner Baumärkten shoppen will, muss sich einen Termin vereinbaren und einen negativen Coronatest vorweisen. ©  Christian Juppe

Dresden. Haben die Dresdner Baumärkte denn nun geöffnet oder nicht? Ja, haben sie. Terminshopping ist mit negativem Test und Maske weiterhin möglich, solange die Wocheninzidenz unter 150 liegt, teilt das sächsische Sozialministerium am Mittwoch auf SZ-Anfrage mit.

An diesem Tag gab es kurzzeitig Verwirrung, nachdem auf einer Kabinettspressekonferenz von einer generellen Schließung die Rede war. Aber wie wird Click & Meet in den Baumärkte und Geschäften überhaupt angenommen? Rechnet sich das Geschäft? Was aktuell gilt und wer daran teilnimmt.

Wie lauten die Regeln?

Bis zu einer Inzidenz von 100 dürfen Baumärkte und alle anderen Geschäfte ohne Abstriche öffnen. Zwischen 100 und 150 gilt: Geschäfte des täglichen Bedarfs, zum Beispiel Supermärkte, Drogerien, Gartenmärkte oder Buchhandlungen, dürfen weiterhin Kunden empfangen. Voraussetzung: Diese müssen eine Maske tragen.

In allen übrigen Läden ist nur noch Terminshopping, also Click & Meet, erlaubt. Dazu zählen auch vollumfänglich die Baumärkte, selbst wenn diese eine separate Gartenabteilung haben. Und die Maske ist auch hier Pflicht. Darüber hinaus benötigen Kunden ein tagesaktuelles negatives Testergebnis.

Liegt die Inzidenz über 150 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche, so dürfen die Geschäfte des täglichen Bedarfs weiterhin unter den genannten Voraussetzungen öffnen. Alle anderen haben die Möglichkeit, Click & Collect anzubieten. Das heißt, Kunden bestellen über das Internet, vereinbaren einen Termin und holen die Ware am Eingang ab.

In Dresden liegt die Wocheninzidenz am Mittwoch bei rund 140, sodass Baumärkte, Schuhgeschäfte oder Klamottenläden im Rahmen des Terminshoppings öffnen dürfen. Nur in Leipzig ist das außerdem noch möglich. In allen anderen sächsischen Landkreisen ist die Zahl der Neuinfektionen so hoch, dass lediglich noch Click & Collect angeboten werden darf.

Werden die Baumärkte jetzt auch von Kunden aus dem Umland gestürmt?

Vor den Baumärkten von Hornbach, Toom, Obi, Globus oder Bauhaus sind Parkplätze derzeit rar, was im Frühjahr allerdings keine Seltenheit ist - überall wird renoviert und gepflanzt. Es ist die Hauptsaison der Bau- und Gartenmärkte. Weil Click & Meet jedoch auch in Dresden bald eingestellt werden könnte, nutzen derzeit besonders viele Menschen die Chance, ihren Einkauf vor Ort in der Filiale zu erledigen. "Die Nachfrage ist sogar noch etwas höher als im Rekordjahr 2020", teilt Hornbach-Sprecher Florian Preuß auf SZ-Anfrage mit.

Wie im vergangenen Jahr ist auch jetzt zu beobachten, dass Hobby-Handwerker und Freizeitgärtner die Zeit nutzen, um ihre eigenen vier Wände und den Außenbereich schöner zu gestalten. "Wir sehen schon jetzt, dass sich viele Deutsche auf einen Sommer daheim einstellen und sich viele Projekte in Haus und Garten vornehmen", so Preuß.

Ob die Märkte der großen Nachfrage gerecht werden, hänge davon ab, welche Einschränkungen im Handel es geben wird. So dient Click & Meet gerade dazu, die Zahl der Kunden auf einer begrenzten Fläche zu regulieren. Und es gibt nicht unendlich viele Termine. "Es wurde zunächst zurückhaltend angenommen, läuft aber immer stärker", so Preuß zum Terminshopping.

Er empfiehlt, sich vorm Einkauf auf der Baumarkt-Homepage zu erkundigen, was gerade möglich ist. "Da die 'Notbremse' ein flexibles Modell ist, das innerhalb weniger Tage Änderungen in beide Richtungen nach sich ziehen kann, legen wir unseren Kundinnen und Kunden ans Herz, tagesaktuell vor dem geplanten stationären Einkauf online zu schauen, welche Regeln gerade am eigenen Standort gelten."

Auch die Bauhaus AG, die an der Dohnaer Straße einen Markt betreibt, bestätigt: "Die Nachfrage ist in dieser Woche deutlich gestiegen, weil unklar ist, wie es weitergeht."

Was gilt nun bei Gartenmärkten?

Ganz klar: Reine Gartenmärkte dürfen als Geschäfte des täglichen Bedarfs regulär öffnen. Kunden brauchen dort keinen Corona-Test. Baumärkte, die einen separat zugänglichen Gartenbereich haben, müssen sich dagegen an die Regeln für Geschäfte des nicht täglichen Bedarfs halten - Click & Meet bis 150, darüber ist nur noch Abholung erlaubt. Denn auch mit Gartenbereichen bleiben Baumärkte nun einmal Baumärkte, betont das Sächsische Sozialministerium. Ausnahmen wird es nicht geben.

Diese Regel ist aber vielen offenbar nicht so recht klar, auch nicht den Baumärkten. So schreibt zum Beispiel Hornbach am Mittwoch, die Gartenmärkte des Unternehmens seien derzeit überall geöffnet und könnten ohne Termin und Test besucht werden. Wobei Hornbach eben keine reinen Gartenmärkte betreibt. Sie sind Teil des Baumarktes.

Das Sozialministerium hatte die Städte und Gemeinden am Dienstag dazu angehalten, die gültigen Regeln durchzusetzen. Die Dresdner Stadtverwaltung hat diese Klarstellung des Ministeriums inzwischen schriftlich vorliegen. Die Regelungen würden entsprechend umgesetzt, teilte Stadtsprecher Kai Schulz am Mittwoch mit.

Wie wird Click & Meet in den Einkaufszentren angenommen?

Zunächst einmal hofft Gordon Knabe, Manager des Elbeparks, dass Click & Meet weiter erlaubt bleibt. "Wir hatten zuletzt einen wieder leicht ansteigenden Wert bei den Kunden, nachdem nach Einführung der Testpflicht erstmal weniger Kunden kamen", sagte er am Mittwoch. Aktuell würden rund 8.000 Kunden an einem Wochentag und etwa 14.000 am Wochenende in die Läden des Elbeparks kommen.

Dagegen hat Hendrik Dietrich mit seinem Laden Catapult in der Neustadt die Notbremse bei Click & Meet gezogen. "Wir öffnen nur noch freitags, an den anderen Tagen produzieren wir sonst mehr Kosten als Umsatz, wenn wir öffnen", sagt er. Dietrich verkauft hauptsächlich Geschenke. Da gerade keine großen Feiern stattfinden dürfen, werden weniger gekauft. "Wir verkaufen Bücher und auch Lebensmittel, daher dürften wir auch über einer Inzidenz von 150 öffnen, aber das lohnt sich nicht", so Dietrich weiter.

Welches Zwischenfazit zieht die Handelskammer?

Die neue Verfahrensweise der Bundesnotbremse bringe noch mehr Unsicherheit in den Planungen für die betroffenen Gewerbetreibenden mit sich, da sich theoretisch ein permanentes Hin und Her ergeben könnte, sollten die Inzidenzen um die relevanten Grenzen herum pendeln, sagt Lars Fiehler, Sprecher der Industrie-und Handelskammer in Dresden. Eine Woche sei Click & Meet möglich, die andere Click & Collect, die Woche darauf wieder Click & Meet - sofern die reine Warenabholung für Händler überhaupt in Frage komme.

Genaue Umsatzzahlen zum Click-&-Meet-Verfahren kann er nicht nennen, auch dürften sie stark zwischen den einzelnen Sortimenten und Standorten der Läden variieren. "Die jüngsten, belastbaren Zahlen stammen vom Handelsverband Deutschland, der Mitte März bundesweit Händler befragt hatte. Danach lagen bei Händlern mit Click & Meet die Umsätze zwischen 25 und 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wobei zu beachten ist, dass die Vorjahresumsätze im Frühjahr 2020 bereits pandemiebedingt zurückgegangen waren." Einen weiteren Knick hatten die Händler schon unlängst auf Basis der sächsischen Corona-Schutz-Verordnung zu verkraften, als zum Termin noch ein tagaktueller Negativtest der Kunden gefordert wurde.

Schwierig wird es für diejenigen, für die sich weder Terminshopping noch Warenabholung lohnen. "Muss komplett geschlossen werden, bleibt die Überbrückungshilfe des Bunds der wichtigste Rettungsanker für viele Händler. Doch selbst, wenn die Gelder schneller fließen sollten als bisher, ist sie nicht geeignet, noch mal eine lange Phase des Lockdowns zu überbrücken", betont Fiehler. Die existenzbedrohenden Situationen dürften dann weiter zunehmen.

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