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SZ + Niesky

Corona vermasselt Bäckern das Geschäft

Zwei Bäckereien bei Niesky mussten vor Weihnachten schließen. Jetzt sind sie wieder offen.

Von Steffen Gerhardt
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Bei Antonia Scholz im Café Hübner in Rothenburg gibt es Kaffee nur zum Mitnehmen. Nach coronabedingter Schließung sind die drei Standorte der Bäckerei Hübner wieder geöffnet.
Bei Antonia Scholz im Café Hübner in Rothenburg gibt es Kaffee nur zum Mitnehmen. Nach coronabedingter Schließung sind die drei Standorte der Bäckerei Hübner wieder geöffnet. © André Schulze

Seit Dienstag gehen wieder Brötchen, Kuchen und Torten über die Ladentheke. Darüber ist Armin Hübner, Inhaber der gleichnamigen Bäckerei in Horka, froh und glücklich. Auch sein Vater und Bäckermeister Lothar Hübner. Er musste am eigenen Leib erfahren, wie Corona nicht nur einen umhauen, sondern auch das Geschäft vermasseln kann.

"Am 19. Dezember haben wir geschlossen, mitten im Weihnachtsgeschäft. Wir hatten drei Mitarbeiter mit Corona, einer davon war ich", erzählt Lothar Hübner. Die anderen fünf Beschäftigten wurden daraufhin in Quarantäne geschickt und der Backbetrieb eingestellt. Zum Glück zeigten sich bei niemandem sonst Covid-19-Symptome, so dass es bei zwei Mitarbeitern und dem Bäckermeister blieb. "Das tat uns allen richtig weh", sagt Lothar Hübner und meint damit vor allem die wirtschaftlichen Einbußen.

Der Monat mit dem größten Umsatz

Der Dezember ist erwartungsgemäß mit den Weihnachtsbackwaren der umsatzstärkste Monat im Jahr. In dieser Zeit das Geschäft schließen zu müssen und keine Backwaren ausliefern zu können, das trifft die Bäckerzunft schon hart. Denn die Familie Hübner sind nicht die einzigen Betroffenen gewesen. Auch eine weitere, nicht genannt sein wollende Bäckerei im Nieskyer Raum hatte einen Corona-Fall kurz vor dem Fest.

Laut dem Gesundheitsamt des Landkreises sind das die beiden einzigen Bäckereien gewesen, die aufgrund des Corona-Virus schließen mussten. "Dem Gesundheitsamt sind keine weiteren Bäckereien bekannt. Einzelfälle sind wie in anderen Branchen oder an anderen Arbeitsplätzen auch allerdings nie auszuschließen", teilte Kreissprecherin Franziska Glaubitz mit.

Die Bäckerei zu schließen, war für Hübners der einzige konsequente Schritt: "Gesundheit geht vor. Nicht nur beim Personal, auch bei unserer Kundschaft", betont Lothar Hübner.

Gesundheit geht vor

Es war der eigene Entschluss der Bäckermeister, ihre Betriebe zu schließen. Das Gesundheitsamt hat keine Schließung der Bäckereien veranlasst, sondern lediglich die Kontaktpersonen ermittelt und entsprechend Quarantänen ausgesprochen. Denn unter den gegebenen Umständen konnte der Dienstbetrieb nicht aufrechterhalten werden, informiert das Gesundheitsamt. In den Backstuben und hinter dem Ladentisch geht es nun mal eng zu, das Risiko einer Ansteckung ist groß. Deshalb haben die Bäckereien auch keine Ausnahmegenehmigungen beantragt.

Das Gesundheitsamt schätzt ein, dass Bäckereien zur kritischen Infrastruktur gehören und beruft sich dabei auf Festlegungen des Robert-Koch-Institutes. Das heißt, Bäckereien können bei Personalmangel dem Gesundheitsamt, Fachbereich Hygiene, zur Aufrechterhaltung ihres Betriebes Bedarf anzeigen. Das Gesundheitsamt kann nach sorgfältiger Prüfung und entsprechender Instruktion Sonderregelungen für Kontaktpersonen genehmigen. Die bestehen zum einen aus Absonderung oder Quarantäne von Personal, um das Risiko von Übertragungen zu minimieren. Zum anderen im Gewährleisten eines weiter funktionierenden Betriebes.

Seit Dienstag wieder offen

Seit Dienstag haben beide Bäckereien wieder geöffnet. Bei Hübners nicht nur das Hauptgeschäft in Horka, sondern auch die Filiale in Niesky und das Café in Rothenburg. Wobei dort der Café-Betrieb weiterhin nur außer Haus gestattet ist. Tische und Stühle sind abgesperrt. Bis auf eine Mitarbeiterin sind bei Hübners wieder alle anderen Beschäftigten an Bord - und dürfen das auch sein, denn die Quarantänezeit ist überstanden. Das gleiche trifft auch auf den zweiten Bäcker zu. Das Weihnachts- und Jahresendgeschäft lässt sich nun nicht mehr aufholen, aber man setzt auf die Treue der Kundschaft und ein besseres Jahr 2021.

Ganz ohne Backwaren aus dem Ort mussten die Horkaer den Jahreswechsel aber nicht zubringen. Denn der Facharzt für Allgemeinmedizin, Jens Drahonovsky, führt in seinem "Einen Laden" auch Frisches aus Bäckereien. Diese kommen abwechselnd aus Königshain, Thiemendorf und Görlitz und wurden ihm auch geliefert. Die Hübner-Schließung hat sich auf seinen Umsatz an Backwaren nicht gravierend ausgewirkt, sagt Drahonovsky im Nachgang. Der "Eine Laden" lebe mehr von der Laufkundschaft, die durch Horka kommt. Und da war zwischen Weihnachten und Silvester - auch coronabedingt - nicht viel los. "Anders ist es, wenn Hübners Urlaub machen, dann müssen wir mehr an Backwaren bestellen", ergänzt Drahonovsky.

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