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Uwe Steimle wird in Chemnitz ausgeladen

Der Kabarettist Uwe Steimle provoziert gern mit Aussagen an oder auch jenseits der Grenze. Jetzt sagt ein Veranstalter ein Chemnitzer Konzert mit ihm ab.

Von Oliver Reinhard
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Seit der MDR den Vertrag mit Uwe Steimle 2019 nicht verlängert hat, gilt er vielen Anhängern erst recht als tapferer Kämpfer gegen den „Mainstream“.
Seit der MDR den Vertrag mit Uwe Steimle 2019 nicht verlängert hat, gilt er vielen Anhängern erst recht als tapferer Kämpfer gegen den „Mainstream“. © PR

Wo er auftritt, sind die Hallen meistens ausverkauft: Der Kabarettist Uwe Steimle kann sich auf den Zuspruch seiner Fans verlassen. Seit sein Vertrag beim MDR 2019 vom Sender nicht verlängert wurde wegen fortgesetzt kritischer Äußerungen gegenüber seinem Arbeitgeber, sind viele seiner Anhänger noch mehr auf ihn eingeschworen und feiern den 59-jährigen Dresdner als unangepassten, sich nicht verbiegen lassenden Kritiker des „Mainstreams“.

Doch ist Uwe Steimle nicht überall in Sachsen willkommen. Im kommenden August wollte er auf der Chemnitzer Küchwaldbühne auftreten – das hat der Betreiberverein inzwischen aber abgesagt. Eine Agentur habe der Bühne drei Veranstaltungen mit unterschiedlichen Künstlern angeboten, einer davon sei Steimle gewesen, berichtet Birgit Schulze-Thieme aus dem Vorstand gegenüber der Freien Presse. „Wir haben uns aber geeinigt, dass wir Uwe Steimle nicht auf unserer Bühne haben wollen.“ Der Inhalt von Steimles Programmen entspreche „nicht dem, was wir publizieren wollen“, erklärt Schulze-Thieme. „Wir wollen ja auch Kinder und Jugendliche ansprechen, da passt das nicht dazu.“ Überhaupt seien viele Äußerungen Steimles dem Betreiberverein zu radikal. „Wir haben eben auch unsere Prinzipien.“

Im jüdischen Restaurant ist er willkommen

Ein weiterer Auftritt von Uwe Steimle hat die Chemnitzer Grünen-Stadtratsfraktion im Visier. Der Künstler soll am 15. Februar im örtlichen Kulturzentrum Kraftwerk gastieren. Der Veranstalter möge eine Absage der Veranstaltung mit Steimle am 15. Februar prüfen, empfiehlt die Fraktion. Zur Begründung heißt es, er falle seit Jahren mit antisemitischen, rassistischen und extrem rechten Aussagen auf. 2017 hatte ein Gericht einem Meißner Kritiker von Steimle erlaubt, diesen einen „völkisch-antisemitischen Jammer-Ossi“ zu nennen – was indes keiner gerichtlichen Feststellung gleichkommt, dass Uwe Steimle auch tatsächlich ein solcher wäre.

Das Kraftwerk jedoch hält am Auftritt des Kabarettisten fest. Veranstalterin ist die frühere Geschäftsführerin des Kulturzentrums, Ute Dziuballa. Deren Mann Uwe Dziuballa betreibt in Chemnitz das jüdische Restaurant Schalom und ist seit Langem mit Uwe Steimle befreundet.

Die Grünen-Fraktion im Stadtrat stört sich an dem Auftritt auch deshalb, weil das soziokulturelle Zentrum Kraftwerk von der Kommune, und also mit Steuermitteln, gefördert wird. „Ich bin dagegen, dass Menschen, die Verschwörungsmythen verbreiten, in Einrichtungen der Jugendhilfe auftreten“, so eine Sprecherin gegenüber der Freien Presse. Das Kraftwerk ist einer der größten Mittelempfänger der Kultureinrichtungen der Stadt: 2021 flossen gut 750.000 Euro. Vor drei Monaten war Steimle zu Gast in der Stadthalle Chemnitz, deren Betreiber eine städtische Tochtergesellschaft ist, die mit jährlich über vier Millionen Euro subventioniert wird.

Uwe Steimle teilt bei seinen Auftritten bevorzugt aus gegen die Politik und vor allem die Grünen, aber auch gegen Medien, Gendern, Coronamaßnahmen. Bei einem Auftritt in Schneeberg soll er unlängst sogar Schwule als „krank“ bezeichnet haben. „Ich bin doch kein Schwulenfeind“, widerspricht er nun gegenüber der SZ. Das habe er nicht als Uwe Steimle gesagt, sondern als seine altbekannte Kunstfigur Günter Zieschong, „der sich am Schluss der Nummer auch selbst als homophob entlarvt“. Diese Nummer sei schon 28 Jahre alt und bereits mit dem Kabarettpreis Salzburger Stier prämiert worden. (mit FP)