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Ausverkauf vorbei: Das Galeria-Kaufhaus in Chemnitz schließt für immer

Das Galeria-Kaufhaus in Chemnitz hat am Donnerstag für immer geschlossen. Für die Innenstadt bricht damit ein wichtiger Magnet weg. Was wird aus dem riesigen Glasbau?

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Blick auf das Galeria-Warenhaus am Markt in Chemnitz: Hier ist nun Schluss.
Blick auf das Galeria-Warenhaus am Markt in Chemnitz: Hier ist nun Schluss. © dpa/Hendrik Schmidt

Chemnitz. Der Ausverkauf im Chemnitzer Galeria-Kaufhaus ist beendet. Am Donnerstag um 18 Uhr wurde der Glasbau geschlossen. Wie die Freie Presse berichtet, sei das Warenangebot seit Montag dieser Woche nur noch einen Bruchteil des Erdgeschosses reduziert und die Rabatt-Quote noch mal hochgestuft worden. Damit endet nach fast 23 Jahren das Geschäft.

Immer wieder hatten die einst mehr als 100 Beschäftigten und viele Chemnitzer um die Zukunft des Warenhauses gebangt. Doch nach der dritten Insolvenz des Handelskonzerns Galeria stand es im Frühjahr endgültig auf der Schließungsliste von 16 Häusern bundesweit. In Sachsen hat das Unternehmen damit künftig nur noch Standorte in Leipzig und Dresden.

Nach der dritten Insolvenz des Handelskonzerns Galeria stand das Chemnitzer Warenhaus im Frühjahr endgültig auf der Schließungsliste
Nach der dritten Insolvenz des Handelskonzerns Galeria stand das Chemnitzer Warenhaus im Frühjahr endgültig auf der Schließungsliste © dpa/Hendrik Schmid

Anschließend wird die Immobilie an die Krieger-Gruppe als Eigentümer übergeben. Zu ihr gehören große Einkaufszentren in Dresden und Chemnitz sowie Möbelhäuser. Für den Konsumtempel im Zentrum hat sie einen Plan B.

Innenstadt-Magnet bricht weg

Rückblende: Nach der Wiedervereinigung betrieb die Kaufhof AG das frühere Centrum- und das HO-Kaufhaus in Chemnitz - nach Berlin, Leipzig und Dresden bis heute die viertgrößte Stadt in Ostdeutschland. 2001 wurde das neue Warenhaus mit einer Verkaufsfläche von mehr als 20 000 Quadratmetern eröffnet. Entworfen wurde der rundum verglaste Bau, in dessen Front sich das historische Rathaus spiegelt, vom deutsch-amerikanischen Architekten Helmut Jahn. Die Kosten beliefen sich auf 120 Millionen DM (61,4 Mio Euro).

Das Kaufhaus hatte bislang eine Magnetfunktion für die Innenstadt, wie René Glaser, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Sachsen, erläutert. Deswegen sei es für Händler, Gastronomie und Dienstleister von großer Bedeutung. Allerdings habe sich in den vergangenen Jahre der Markt, das Einkaufsverhalten und die Nachfrage nach großen Flächen grundlegend verändert. "Mehr denn je muss zudem schnell wie gleichsam flexibel auf Trends reagiert werden - schon allein deshalb, weil Shopping als Freizeitaktivität in den letzten Jahren immer mehr in Konkurrenz zu anderen Aktivitäten getreten ist." Gute Chancen sehe er für Konzepte mit unterschiedlichen Nutzungen - etwa einem Mix aus Handel, Büros, Dienstleistungen, Freizeit, Kultur, Hotel und Wohnen.

Plakate werben an der Glasfassade des Galeria-Warenhauses in Chemnitz für den derzeit laufenden Abverkauf.
Plakate werben an der Glasfassade des Galeria-Warenhauses in Chemnitz für den derzeit laufenden Abverkauf. © dpa/Hendrick Schmidt

Solche Pläne verfolgt die Krieger-Gruppe nun nach dem Galeria-Aus. Ziel sei, das Haus neu zu beleben, erklärt Andreas Uhlig vom Center Management des in Brandenburg ansässigen Unternehmens. Geplant ist, nur noch im Erdgeschoss und dem 1. Obergeschoss Handel zu betreiben. Die anderen drei Etagen sollen anderweitig genutzt werden. Das könnten etwa ein Hotel und Büroflächen sein. Dazu wird das Gebäude entkernt und umgebaut. Die Rede ist von einem zweistelligen Millionenbetrag, der investiert wird. Ab Herbst 2025, spätestens Frühjahr 2026 soll das Gebäude dann wieder neu belebt werden - allerdings zu spät für das Kulturhauptstadtjahr 2025, in dem die Stadt viele Gäste aus dem In- und Ausland erwartet.

Was wird aus den Beschäftigten?

Etliche Galeria-Beschäftigte hätten sich inzwischen neue Jobs gesucht, teils in anderen Branchen, erklärt Verdi-Gewerkschaftssekretärin Andrea Busch. 60 seien es derzeit noch am Standort Chemnitz, sie wechseln nun in eine Transfergesellschaft. Zwar suche der Handel Arbeitskräfte, doch viele Jobangebote seien nur in Teilzeit oder mit Bezahlung auf Mindestlohnniveau.

Der Niedergang habe vielen langjährigen Kollegen zugesetzt. Viele seien "fix und alle", auch Tränen seien jüngst bei einer Abschiedsveranstaltung geflossen, erzählt Busch. Den verbliebenen Galeria-Standorten andernorts wünsche sie ein besseres Schicksal. "Wir hoffen, dass es mit dem neuen Konzept und Eigentümern besser klappt." (mit dpa)