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CDU will Waldfriedhof in Neustadt stoppen

Eine potenzielle Fläche ist gefunden. Einige Stadträte sehen aber plötzlich keinen Bedarf mehr für das Projekt.

Von Nancy Riegel
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Die Recherche des Ordnungsamts hat ergeben, dass in diesem Waldstück in Neustadt-Anbau die Voraussetzungen für einen Bestattungswald gegeben wären.
Die Recherche des Ordnungsamts hat ergeben, dass in diesem Waldstück in Neustadt-Anbau die Voraussetzungen für einen Bestattungswald gegeben wären. © Steffen Unger

Die CDU-Fraktion im Neustädter Stadtrat hat in der jüngsten Sitzung den Antrag eingebracht, die weitere Planung eines Bestattungswaldes in der Stadt zu beenden. In der Sitzung hatte Ordnungsamtsleiter Sascha Große zwei Grundstücke vorgestellt, die sich prinzipiell für einen Waldfriedhof eignen könnten. Der CDU-Fraktion, bestehend aus sieben Räten, reicht das nicht. „Wir sehen keinen Bedarf für einen solchen Friedhof in Neustadt“, sagt Fraktionsvorsitzender Matthias Mews.

Im Januar dieses Jahres wurde der Neustädter Stadtrat beauftragt, Vorbereitungen für die Errichtung eines solchen Waldstücks zu treffen. Anstoß gab die Fraktion Neustädter für Neustadt. Eine Facebook-Umfrage vom Bestattungshaus Anton war auf großen Zuspruch unter den Nutzern gestoßen. Auf dem Waldfriedhof sollte es künftig möglich sein, in biologisch abbaubaren Urnen unter Bäumen begraben zu werden und damit nach dem Tod eins mit der Natur zu werden. In dem Beschluss wurde festgelegt, dass dafür noch dieses Jahr eine passende Fläche gefunden werden muss.

Ordnungsamtsleiter Sascha Große nahm sich dieser Aufgabe an. „Es war gar nicht so einfach, da die Stadt selbst gar nicht so viel Wald besitzt. Außerdem muss es ein Laubwald sein, Parkplätze und eine Zufahrt müssen angelegt werden können.“ Schlussendlich trifft das auf ein langgezogenes Grundstück an der Promenade zu, beginnend am Bruno-Dietze-Ring bis runter zur Hohnsteiner Straße; und auf ein kleines Waldstück am Anbau, zwischen Mittelweg und Schluckenbach. „Letzteres wäre besser geeignet, da es flach ist und es eine Lichtung gibt, die man als Andachtplatz nutzen könnte“, erläutert Große. Allerdings ist das Stück mit 4,5 Hektar nicht sehr groß.

Was die Erschließung eines solchen Bestattungswaldes kosten soll, kann Sascha Große aber noch nicht genau sagen. Er hat sich dazu mit einem Betreiber von Waldfriedhöfen ausgetauscht, Franz Freiherr von Rotenhan. Er ist unter anderem Inhaber vom Waldfriedhof Schönburger Land bei Hohenstein-Ernstthal. Dieser sagt: „Die Kosten für die Erschließung hängen vom Standort ab: müssen Parkplätze angelegt werden, wie gepflegt sind die Bäume usw. Mit einer niedrigen sechsstelligen Summe muss man schon rechnen. Bei uns war die Nachfrage so groß, dass wir die Kosten allerdings schon nach zwei Jahren refinanziert hatten.“

Im Hinblick auf die schrumpfende Einwohnerzahl und die bisher nicht kalkulierten Kosten fordert die CDU-Fraktion, das Projekt Bestattungswald in Neustadt abzublasen – auch, um keine wirtschaftliche Konkurrenz zu den konventionellen Friedhöfen zu schaffen. Abgestimmt über den Antrag wird wohl in der Dezember-Sitzung des Stadtrats. Ist die Mehrheit dafür, wird vorerst kein Waldfriedhof in der Stadt errichtet.