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Riesenfrust: Das sind die Reaktionen auf die Riesentreppe am Bahnhof Bischofswerda

Wegen Bauarbeiten gab es am Bahnhof Bischofswerda monatelang eine Interimslösung per Schranke, um zwischen den Gleisen zu wechseln. Die wird nun durch einen Übergang mit 80 Stufen abgelöst. Der Ärger ist groß.

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Aus allen Perspektiven ist das Bauwerk gigantisch. Über die neuen Riesentreppe am Bahnhof Bischofswerda sollen die Reisenden künftig zwischen Gleis 1 und den Gleisen 2/3 wechseln.
Aus allen Perspektiven ist das Bauwerk gigantisch. Über die neuen Riesentreppe am Bahnhof Bischofswerda sollen die Reisenden künftig zwischen Gleis 1 und den Gleisen 2/3 wechseln. © Steffen Unger

Bischofswerda. Die neue Riesentreppe am Bahnhof Bischofswerda sorgt für ordentlich Gesprächsstoff in den Sozialen Medien. „Wie einige von euch bereits gehört haben, wird derzeit am Bahnhof Bischofswerda übergangsweise ein Übergang mit jeweils über 80 Stufen gebaut, der das bisherige Schrankensystem über die Schiene ablöst und bis weit ins nächste Jahr hinein im Betrieb sein soll...Dies stellt eine erhebliche Diskriminierung von Menschen mit Behinderung dar und ist für uns so nicht hinnehmbar“, teilt „Bischofswerda inklusiv“ über seine Facebook-Seite mit. Über jene neue Treppenanlage sollen Reisende fortan zwischen dem Bahnsteig 1 und den Gleisen 2 oder 3 wechseln.

Weiter heißt es in dem Statement des Netzwerks: „Gemeinsam mit der Stadt Bischofswerda und anderen Interessenvertretern stehen wir mit den Verantwortlichen in Kontakt und setzen uns mit allen uns möglichen Mitteln für die Abstellung dieser Diskriminierung und die Wiederherstellung der Nutzbarkeit für alle Bahnreisenden ein. Wir danken allen, die uns unterstützen, und hoffen darauf, dass die Deutsche Bahn Personenverkehr ihrerseits einlenkt und im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention das Reisen für alle wieder ermöglicht.“

Doch nicht nur aus dem unter dem Dach des Regenbogen-Vereins in Bischofswerda angesiedelten Netzwerk kommt Kritik am neuen Reisenden-Übergang. „Hier denkt wirklich kein Planer richtig nach. Waren die Herrschaften eigentlich mal vor Ort? Im Sommer kann man die Geländer wegen der Wärme nicht anfassen, und im Winter wird's eine Rutschpartie. Super Leistung. Und wer hilft denn jetzt den Behinderten (egal ob mit Gehhilfe oder mit Rollstuhl), den Eltern mit Kinderwagen oder auch Kleinkindern, den Reisenden mit Gepäck? Das kostet doch auch Geld. Oder etwa nicht?“, schreibt Anett Weber auf der Facebook-Seite von sz.bautzen.

"Was monatelang ging, geht nun nicht mehr"

Und Beatrice Klaus kommentiert: „...was vorher mit dem Übergang monatelang ging, geht auf einmal nicht mehr. Klasse Leistung.“ Carolin Simon, Anna Jacob und weitere Facebook-Nutzer sind sich einig, dass über das neue Bauwerk ältere Leute, Rollstuhlfahrer oder Kinderwagen nicht mehr hinüberkommen. Auf die Frage von Michelle Tammer, warum die bisherige Lösung mit der Schranke nicht beibehalten wird, antwortet „Bischofswerda Inklusiv“: „Begründung der Deutschen Bahn ist, dass die Schrankenlösung aufgrund einer Richtlinie betriebsintern nicht zulässig ist und zugleich aufgrund des Mehraufwands eine Überlastung des Fahrdienstleisters drohe.“

Aus dem Mund des DB-Pressesprechers hört sich das so an: „Die bisherige Praxis mit Einsatz des Reisendensicherers führt zu erhöhtem Aufwand in der betrieblichen Abwicklung beim Fahrdienstleiter und zu permanenten Zugverspätungen“, teilt Jörg Bönisch, zuständig für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, mit. Zudem ergebe sich gegenüber den bisherigen Bedingungen - der langjährigen Unterführung zwischen den Gleisen - keine Veränderung. „Erst nach Einbau der Aufzüge wird der Bahnhof Bischofswerda barrierefrei. Während der Bauzeit nutzen die Reisenden zum Bahnsteigwechsel statt der Unterführung die Überführung.“

Einbau der Aufzüge soll bis Juni 2025 dauern

Wegen dieser Interimslösung hat sich auch Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) an die DB und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gewendet. Denn der Reisenden-Überweg stellt schließlich nicht nur für Reisende mit Rollstuhl ein unüberwindbares Hindernis dar, sondern macht auch für Rollator-Nutzer, Menschen mit Fahrrädern oder Kinderwägen sowie andere mobilitätseingeschränkte Menschen den Bahnhof kaum noch nutzbar.

Aktuell laufen große Umbaumaßnahmen im Bahnhof Bischofswerda. Mit der Installation von zwei Aufzügen soll das Areal bis Juni 2025 barrierefrei werden. Bund und Deutsche Bahn investieren über fünf Millionen Euro in das Projekt. (SZ/mis)