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Rammenau schafft ein riesiges Wasserkissen an

Am Tanneberg in Rammenau ist die Wasserversorgung bei einem Brand bislang schwierig. Nun setzt die Gemeinde auf eine besondere Lösung.

Von Miriam Schönbach
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Die faltbaren Löschwasserzisternen sehen aus wie große Hüpfkissen. Im Notfall sorgen sie für das erste Löschwasser bei einem Brand, bald auch in Rammenau.
Die faltbaren Löschwasserzisternen sehen aus wie große Hüpfkissen. Im Notfall sorgen sie für das erste Löschwasser bei einem Brand, bald auch in Rammenau. © Veolia

Rammenau. Die Gemeinde Rammenau investiert in eine faltbare Löschwasserzisterne für den Tanneberg. „Für den Notfall müssen wir dort 96 Kubikmeter Wasser für den ersten Löschangriff vorhalten, bis die regulären Feuerwehren nachrücken können“, sagt der Rammenauer Bürgermeister Andreas Langhammer (parteilos). Die Zisterne könne bis zu 120 Kubikmeter Löschwasser speichern. 20.000 bis 25.000 Euro sind dafür veranschlagt.

Große Hitze, anhaltende Trockenheit – die klimatischen Veränderungen wirken sich auf die Löschwasserversorgung in den Städten und Gemeinden aus, vor allem in ländlich geprägten Regionen. So geraten Kommunen immer häufiger an ihre Grenzen, wenn kein Löschwasser verfügbar ist, so auch auf dem Rammenauer Tanneberg.

Dort hat der Unternehmer Felix Moorkamp die Erweiterung seines Betriebs beschlossen. Der Forstdienstleister baut sein kleines Sägewerk aus – und muss aus diesem Grund Löschwasser vorhalten. „Wir hätten uns in nächster Zeit dort sowieso etwas überlegen müssen, wie der aktuelle Brandschutzbedarfsplan zeigt“, sagt der Bürgermeister.

Gemeinde und Unternehmer teilen sich die Kosten

Für Gemeinde und Unternehmer ist das Projekt nun eine Win-Win-Situation. Die Kommune und der Forstdienstleister teilen sich die Kosten für die Anschaffung des faltbaren Wasserspeichers. Derzeit werden dafür die Planungen abgeschlossen. Die sind überschaubar.

Für das riesige Wasserkissen braucht es lediglich eine gerade Fläche mit Zaun und Zufahrt für die Feuerwehr. „Die Zisterne ist bei Veolia bestellt, die Baufirma wird in nächster Zeit die Fläche herrichten. Wir gehen davon aus, dass alles im September/Oktober fertig ist“, sagt Andreas Langhammer. Veolia kooperiert mit dem Hersteller Labaronne-Citaf.

Jenes Unternehmen aus Frankreich fertigt seit über 25 Jahren diese speziellen Wasserbehälter, unter anderem für die Brandbekämpfung. Im Nachbarland finden sich die flexiblen Zisternen sogar in Gärten, um kostbares Regenwasser zu speichern.

Für die Kommunen hierzulande spricht aber vor allem ein Argument für deren Anschaffung: Im Vergleich zu einer Standardzisterne - das sind künstlich angelegte, unterirdische Becken meist aus Stahlbeton - ist das faltbare Modell um ein Vielfaches günstiger. Eine Standardzisterne mit einem vergleichbaren Volumen würde zwischen 100.000 und 120.000 Euro kosten, schätzt der Rammenauer Bürgermeister.

In Bernstadt gibt es schon eine faltbare Zisterne

In seiner Gemeinde findet sich ein solches herkömmliches Löschwasserreservoir im Gewerbegebiet. Dort musste es vor über 20 Jahren im Zusammenhang mit dem damals neuen Fensterwerk errichtet werden. Die Tanneberg-Version ist nun aus einem robusten, hochfesten, technischen Gewebe mit PVC-Beschichtung, kälte- und hitzebeständig und mit einer Vorrichtung zur Wasserentnahme ausgestattet . Selbst bei Frost bleibt der Kern der faltbaren Löschwasserzisterne flüssig und kann genutzt werden.

Der Wasserversorger Veolia hat 2021 im Ortsteil Schmorren bei Ostrau in der Nähe von Döbeln als Demonstrationsanlage Sachsens erste faltbare Löschwasserzisterne aufgestellt. Nach Unternehmensangaben hat Veolia in Sachsen bisher rund 20 mobile Löschwasserzisternen an Kommunen und Industrieunternehmen verkauft - neben Ostrau nach Wiedemar, Krostitz, Großrückerswalde, Zittau, Bernstadt auf dem Eigen und im Alstom-werk in Görlitz - und die Nachfrage steigt weiter: "Uns erreichen jede Woche mehrere Anfragen von Kommunen aus ganz Deutschland. In Sachsen werden in 2023 voraussichtlich noch weitere zehn Löschwasserzisternen aufgebaut", sagt Unternehmenssprecherin Tina Stroisch. Eine davon ist Rammenau.

In Bernstadts Ortsteil Dittersbach ist die faltbare Zisterne seit dem Frühjahr 2023 in Betrieb. Dort hat sie sich Rammenaus Bürgermeister auch angeschaut. Auch der Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge plant die Anschaffung solcher neuen Löschwasserreservoirs. Zudem, sagt Tina Stroisch, gebe es mittlerweile auch vereinzelt Anfragen, um die Zisternen anderweitig zu nutzen, zum Beispiel als Regenwasserspeicher oder Vorhaltebecken für die Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen.