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Oberlausitzer Bergweg ist jetzt 19 Kilometer länger

Über sechs Berge, 2.300 Höhenmeter und 128 Kilometer geht es jetzt für Wanderer von Bischofswerda nach Zittau. Für das neu ausgewiesene Teilstück hoffen die Initiatoren noch aufs Premiumsiegel.

Von Miriam Schönbach
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Der Oberlausitzer Bergweg hat eine zusätzliche Etappe bekommen, die führt über 19 Kilometer vom Butterberg bis zum Valtenberg.
Der Oberlausitzer Bergweg hat eine zusätzliche Etappe bekommen, die führt über 19 Kilometer vom Butterberg bis zum Valtenberg. © Steffen Unger

Neukirch. Der Septemberwind zaust über die abgeernteten Felder. Im frischen Grün streckt sich der Valtenberg in das Blau des Himmels. Einige Neukircher drehen ihre Vormittagsrunde wahlweise mit Hund oder Kinderwagen. Die Bank am Fuß des Hausbergs grüßt mit den Worten: „Bist Du müde, lass Dich nieder. Gefällt es Dir, so komme wieder.“ Großlettrig steht der Spruch in die Lehne geschnitzt. Die Marke mit dem grünen Querstrich auf Weiß weist auf den Oberlausitzer Bergweg hin. Seine neue Verlängerung führt vom Gipfel des knappen 600 Meter hohen Valtenbergs bis zum Butterberg in Bischofswerda.

Projektleiter Oliver Herberg (l.) zeigt den "Testwanderern", darunter Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler (Mitte) und Bischofswerdas OB Holm Große (2.v.r.), die neue Etappe des Oberlausitzer Bergwegs.
Projektleiter Oliver Herberg (l.) zeigt den "Testwanderern", darunter Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler (Mitte) und Bischofswerdas OB Holm Große (2.v.r.), die neue Etappe des Oberlausitzer Bergwegs. © Steffen Unger

An diesem sonnigen Spätsommertag hat die Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (MGO) zu einer kleinen Testwanderung mit kommunalen Vertretern und Touristikern auf einem Stück der neuen Etappe eingeladen. Insgesamt können jetzt 128 Kilometer über sechs Berge und 2.300 Höhenmeter von Bischofswerda nach Zittau gewandert werden, die neuen 19 Kilometer führen vom Butterberg über Schiebocker Stadtwald zum Klosterberg nach Demitz-Thumitz weiter über den Hohen Hahn bei Tröbigau bis eben rauf auf den Valtenberg. Dazwischen liegen Orte wie das Töpferdorf Neukirch oder jetzt neu das Granitdorf Demitz-Thumitz.

Neue Beschilderung, neuer Rastplatz

Die kleine Wandergruppe führt Oliver Herberg, Projektverantwortlicher bei der MGO, an. „Der Rennsteig in Thüringen führt zum Beispiel ausschließlich durch Wald. Das Besondere am Oberlausitzer Bergweg ist der Wechsel zwischen weiten Aussichten und einer tollen Kulturlandschaft mit Städten und Dörfern“, sagt er. Über eine Leader-Kooperation wurde das zweijährige Projekt ab 2020 mit einem Budget von 160.000 Euro vorangetrieben. Für die Planung der Verlängerung war das Planungsbüro Schubert aus Radeberg zuständig.

Dazu gehörten unter anderem eine Bestandserfassung von Wegverbindungen nach den Kriterien von „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ des Deutschen Wanderverbandes sowie die Festlegung eines konkreten Streckenverlaufs samt Ermittlung von Flurstück-Eigentümern. Parallel dazu erledigten die Kommunen ihre Hausaufgaben für das Gemeinschaftsprojekt. In Demitz-Thumitz verschwand die alte Steinarbeiter-Kantine für einen neuen Rastplatz. Dort sorgte auch Wegewartin Karin Grundmann mit Pinsel und Farbeimer für die Neukennzeichnung in Weiß-Grün-Weiß an Steinen und Bäumen, während der Bauhof wie in Bischofswerda die Hinweisschilder aufstellte.

Oberlausitzer Bergweg gut per Zug zu erreichen

Für die Kennzeichnung auf ihren Streckenabschnitten indes starteten die Gemeinden Schmölln-Putzkau und Neukirch eine Crowdfunding-Aktion - mit Erfolg. „Wir haben über 7.000 Euro in kürzester Zeit gesammelt“, sagt Neukirchs Bürgermeister Jens Zeiler (CDU) stolz. Auch sein Kollege Achim Wünsche (parteilos) aus der Nachbarkommune Schmölln-Putzkau ist begeistert: „Besonders die Crowdfunding-Aktion war sehr schön, weil wir gemerkt haben, dass die Menschen in der Region das Projekt unterstützen.“

Bischofswerdas Oberbürgermeister Holm Große (parteilos) sieht in der Verlängerung des Oberlausitzer Bergwegs eine Chance, mehr Menschen zum Urlaub in die Oberlausitz zu locken. Dafür spreche auch, dass der Wanderweg fast im Halbstunden-Takt ab Dresden über den Bahnhof Bischofswerda gut erreichbar ist.

Solche Kriterien wie der ÖPNV-Anschluss, aber auch Pensions- und Restaurant-Angebote, buchbare Touren, eine naturnahe Wegeführung, kulturelle Höhepunkte am Wegesrand fließen übrigens in die Zertifizierung eines Premium-Wanderwegs durch den Deutschen Wanderverband ein. „Die Unterlagen wurden zum 1. September eingereicht. Jetzt wird es durch den Verband Stichproben geben. Wir denken, dass wir auf der CMT-Urlaubs-Messe im Januar in Stuttgart die Wiederzertifizierung des Oberlausitzer Bergwegs in den Händen halten können“, sagt Oliver Herberg. Immer mehr Wandergäste und Anbieter von Wandertouren würden auf ein solch überprüfbares Wandersiegel Wert legen. Auch Wandermagazine würden solche Themen gern aufgreifen.

Neue Bergweg-Etappe wird in Wander-Apps eingepflegt

Bereits bestehende buchbare Angebote sind Vier- oder Sieben-Tages-Touren mit Übernachtung und Gepäcktransfer, die derzeit noch in Neukirch enden. 300-mal wurden 2022 solche Pakete verkauft, weiß Sylvia Gulich, Team-Leiterin im Tourismuszentrum Naturpark Zittauer Gebirge. Dazu kämen individuell Anreisende, die sich mit Info-Material versorgen ließen.

Eine Sache sei ihr in jüngster Zeit positiv aufgefallen, so Gulich: Auch Menschen aus der Oberlausitz machen sich zunehmend auf Entdeckungsreise auf dem Oberlausitzer Bergweg. Es sei durch die Berichterstattung rund um die Verlängerung spürbar mehr Interesse da. Aktuell sollen nun die buchbaren Angebote mit Partnern am neuen Teilstück ausgebaut werden – und dann soll es auch neue Flyer und eine neue Internetseite geben.

Zudem sollen die neuen Teilstücke in die bekannten Wander-Apps „Outdooractive“ und „Komoot“ eingepflegt werden, sodass Wanderer die Region auch auf eigene Faust erkunden können, vielleicht nebenbei einkehren, den Wechsel von Ausblicken auf den Höhen und Einblicken in die Dörfer genießen – und sich auch an den Spruch auf der Neukircher Bank erinnern: „Gefällt es Dir, so komme wieder.“