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"Mach Dich ran": Pohlaer spielen in TV-Show für ihr neues Kirchendach

Gut 400.000 Euro kostet die Sanierung des Dachstuhls der Kirche in Pohla bei Demitz-Thumitz. Mit einer besonderen Aktion will die Kirchgemeinde jetzt Schwung in die Mittelbeschaffung bringen.

Von Miriam Schönbach
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Sie ziehen für die Restaurierung des Kirchendachs in Pohla an einem Strang: Gemeindepädagogin Katrin Merz-Jordan, Anke Hentsche vom Kirchenvorstand, Ortsvorsteher Stephan Thomas, Architekt Karl-Heinz Müller und Gisela Pallas (v.l.)
Sie ziehen für die Restaurierung des Kirchendachs in Pohla an einem Strang: Gemeindepädagogin Katrin Merz-Jordan, Anke Hentsche vom Kirchenvorstand, Ortsvorsteher Stephan Thomas, Architekt Karl-Heinz Müller und Gisela Pallas (v.l.) © Steffen Unger

Pohla. Es gießt. Unerlässlich schütten die grauen Wolken das Nass auf das Dach der Kirche „Maria am Berge“ in Pohla in der Gemeinde Demitz-Thumitz. Das Innere lässt den Besucher in einer der ältesten Kirchen der Oberlausitz staunen. Eine eingeschossige Holzempore flankiert das Kirchenschiff mit 250 Sitzplätzen. Von der Patronatsloge geht der Blick auf den hölzernen Altar aus dem Jahr 1838. Das Patronat des alten Adelsgeschlechts von Ponickau – quasi die Schirmherrschaft des Grundherrn über die Kirche – endete nach fast 400 Jahren mit der Bodenreform und der Vertreibung der Familie am Heiligen Abend 1945.

Diese Erzählungen sind in dem kleinen Ort noch bekannt, doch nun soll ein weiteres Kapitel hinzugefügt werden. Sorgenvoll blicken Anke Hentsche vom Kirchenvorstand Pohla-Uhyst am Taucher und Gemeindepädagogin Katrin Merz-Jordan zur Decke der Kirche. „Als die Risse am Triumphbogen immer stärker wurden, haben wir uns gesagt: Wir müssen mal schauen“, erinnert sie sich. Ins Boot holt sich die Kirchgemeinde seinerzeit das Architekturbüro Müller und Hilmes aus Schmölln-Putzkau. Die Experten kennen sich aus mit den Kirchen der Region. Dutzende dieser Gotteshäuser mit Herausforderungen haben sie schon unter ihre Fittiche genommen.

Erstes Gutachten schätzte Kosten auf 300.000 Euro

Ihr erstes Projekt war die Sanierung der Schmöllner Kirche, sie liegt inzwischen 30 Jahre zurück, sagt Bauingenieur Karl-Heinz Müller. Er ist an diesem Morgen auch in der Pohlaer Kirche – und kennt jeden Balken bis unters Dach. In einem dicken Leitz-Ordner sind die Planungsunterlagen. 2018 gab es die erste Begehung, ein erstes Baugutachten aus dem Dezember 2019 schätzt die Kosten für die Kirchendachsanierung mit der Erneuerung des Dachstuhls auf 300.000 Euro. Inzwischen und nach zahlreichen abgelehnten Förderanträgen koste das Projekt wohl gut 100.000 Euro mehr, obwohl sich die Baupreise wieder leicht stabilisiert hätten.

Auch Karl-Heinz Müller schaut jetzt nach oben. „Wir gehen davon aus, dass im Nordost-Bereich Hausschwamm ist. Sehen Sie die graue Stütze hier im Schiff? Dort liegt der Mittelbalken vom Dachstuhl drauf. Wenn hier in den kommenden drei Jahren nichts passiert, kann kein Gottesdienst mehr stattfinden aus Sicherheitsgründen“, sagt der Fachmann. Vor drei Jahren hat die Zimmerei Sperling und Zimmer aus Schönbrunn die Decke in der Mitte des Kirchraumes so provisorisch gesichert. Ohne diese Maßnahme wäre das Gebäude jetzt schon gesperrt. Die ortsansässige Dachdeckerei hat sich außerdem regelmäßig um kaputte Stellen im Schieferdach gekümmert.

Ursprünge als Taufkapelle auf dem Pohlaer Berg

Ortschronist Roland Synde ist an diesem Morgen das wandelnde Kirchenlexikon. „Unsere Kirche gehört zu den ältesten in der Oberlausitz, erste Nachweise haben wir ab 1334. Wahrscheinlich ist aber, dass der ursprüngliche Teil noch älter ist“, sagt er. Jene ursprüngliche Taufkapelle am Pohlaer Berg entstand wohl mit der Christianisierung der Sorben in der Lausitz im 11. Jahrhundert. Auf Sorbisch gepredigt wurde in der Kirche übrigens bis 1895, danach gab es kaum noch sorbische Bewohner im Dorf.

Die Kirche in Pohla gehört zu den ältesten Kirchen in der Oberlausitz.
Die Kirche in Pohla gehört zu den ältesten Kirchen in der Oberlausitz. © Steffen Unger

Die letzte Dachsanierung liegt nach dem Wissen von Roland Synde mehr als 100 Jahre zurück: „Im ersten Weltkrieg wurde das Dach nochmals erneuert. Dazu gibt es eine nette Episode. Weil – wie heute – Geld fehlte, wurde ein Darlehen aufgenommen. Doch dann kam die Inflation, die Preise stiegen, auch für Lebensmittel – und so soll der Restwert des Darlehens mit einem Sack Weizen bezahlt worden sein“, erzählt der Ortschronist.

Das Stichwort hat Roland Synde schon gegeben: Wie einst fehlt auch heute wieder das Geld, damit „Maria am Berge“ nicht das Dach einfällt. „Als wir von der Aktion der Stiftung KiBa, der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland, gehört haben, dachten wir: Da machen wir mit“, sagt Anke Hentsche. Hinter dieser Aktion steht ein „Mach Dich Ran“-Spezial. Für das MDR-Spielformat konnten sich Kirchengemeinden aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bewerben, sechs Kandidaten wurden aus knapp 120 Interessenten ausgewählt.

Mitbewerber um Geldgewinn kommen aus Lichtenberg

Pro Bundesland treten jeweils zwei Gemeinden gegeneinander an. Der Mitbewerber für die Pohlaer kommt aus dem 30 Kilometer entfernten Lichtenberg. Auch dort soll mithilfe des Geldes das Kirchendach saniert werden. Insgesamt können 400.000 Euro Fördergelder für die Kirchen gewonnen werden. Die Sieger aus den Vorrunden treten dann im Finale gegeneinander an. Die erstplatzierte Gemeinde erhält 200.000 Euro, die zweitplatzierte 100.000 Euro und die drittplatzierte 70.000 Euro. Die Verlierer der drei Ausscheidungsrunden auf Landesebene erhalten jeweils 10.000 Euro.

Für das Pohlaer Team mit Gemeindepädagogin Katrin Merz-Jordan, Simon Zacher, Kirchenvorstand Thomas Klinkicht sowie Susanne Hoogestraat heißt es am 9. September „Mach Dich ran“. Das Mitmachen sei schon ein Gewinn, sagt Anke Hentsche vom Kirchenvorstand. „Groß und klein, jung, alt – alle sind herzlich eingeladen, sich ebenso ranzumachen, dabei zu sein, unser Team kräftig anzufeuern und zu zeigen, was unsere Gemeinde auf die Beine stellen kann“, sagt sie. Parallel zur Fernsehaufzeichnung gibt es ein Gemeindefest – mit Tombola, Kinderschminken, Malstraße und Kinderflohmarkt. Der Erlös kommt – wie könnte es anders sein - dem Kirchendach zugute.

Gemeindefest und "Mach Dich ran" am 9. September 2023, ab 11 Uhr, in und um die Pohlaer Kirche.

Spenden für den Erhalt des Kirchendaches in Pohla können überwiesen werden an:

Kontoinhaber Kirchgemeinde Pohla-Uhyst a.T., IBAN DE02 8509 0000 5903 9310 02, Volksbank Dresden-Bautzen