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Neuer Schiefer, neues Holz: Dach der Kirche "Maria am Berge" in Pohla wird saniert

390.000 Euro fließen in das Denkmal in Pohla bei Demitz-Thumitz. Dafür hat die Kirchgemeinde sogar um Geld gespielt.

Von Miriam Schönbach
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Barbara Petermann, Thomas Klinkicht, Joachim Rasch, Roland Synde und Karl-Heinz-Müller (v.l.) freuen sich, dass die Dachsanierung der Kirche in Pohla begonnen hat.
Barbara Petermann, Thomas Klinkicht, Joachim Rasch, Roland Synde und Karl-Heinz-Müller (v.l.) freuen sich, dass die Dachsanierung der Kirche in Pohla begonnen hat. © Steffen Unger

Pohla. Große Freude bei Maria am Berge: Nach langem Warten erhält die Kirche in Pohla ihr neues Dach. Seit Anfang August 2024 laufen die Bauarbeiten zur Erneuerung der Dachkonstruktion an einer der ältesten Kirchen der Oberlausitz. Ihr Grundstein wurde vermutlich bereits im 12. Jahrhundert gelegt. Umso größer war über Jahre die Sorge in der kleinen Kirchgemeinde gewachsen, dass dem Denkmal bald „die Decke auf den Kopf fällt“. „Im vergangenen Jahr drohte sogar die Schließung der Kirche. Wer hätte gedacht, dass das so schnell geht“, sagt Ortschronist Roland Synde, der auch ein wandelndes Kirchenlexikon ist.

An diesem Morgen schallt weit über das Dorf das Klopfen der Zimmerer, schweres Gerät kommt in luftiger Höhe zum Einsatz, um die schadhaften Hölzer zu entfernen. Auf der einen Seite des Dachs Richtung Friedhof fehlen schon die Schindeln aus Schiefer, ein Teil des Dachstuhls liegt offen. „Die schlechten Stücke eines Balkens kommen weg, das neue Holz wird angeschuht“, sagt Karl-Heinz Müller über die sanfte Sanierung.

Decke im Kirchenraum war schon provisorisch gesichert

Der Bauingenieur vom Büro "Müller und Hilmes" aus Schmölln-Putzkau kennt „Maria am Berge“ vom Dachfirst bis zum Schlussstein mit der Jahreszahl 1334. In seinen Händen hält er einen Hefter mit Baugutachten, Fördermittelanträgen, den Aufträgen an die Unternehmen. 2018 gab es eine erste Begehung wegen der Sorgen um den Bau, ein erstes Gutachten stammt aus dem Dezember 2019.

Vor vier Jahren hat die Zimmerei „Sperling und Zimmer“ aus Schönbrunn die Decke in der Mitte des Kirchraumes provisorisch gesichert. Ohne diese Maßnahme würde wohl heute kein Gottesdienst mehr in dem Kirchlein möglich sein. Die ortsansässige Dachdeckerei hat sich außerdem regelmäßig um kaputte Stellen im Schieferdach gekümmert.

Fördermittel sind ein gutes Stichwort. Schließlich stemmt eine kleine Kirchgemeinde wie Pohla so ein gut 390.000-Euro-Projekt nicht einfach aus der Hüfte. Deshalb waren die Gemeindemitglieder auf eine Idee gekommen: Bereits 2020 hatten sie sich mit ihrem Dachprojekt bei der MDR-Spielshow „Mach Dich ran Spezial“ beworben.

Das Format ist eine Gemeinschaftsaktion der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa) und der MDR-Landesfunkhäuser Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Pro Bundesland sind jeweils zwei Gemeinden am Start, gespielt wird um 400.000 Euro Fördergelder für ein besonderes Kirchbauprojekt.

Bei MDR-Spielshow 85.000 Euro gewonnen

2023 war es soweit: Beim Finale im Kloster Altzella trat Pohla - als sächsischer Gewinner - gegen die Erstplatzierten aus Sachsen-Anhalt und Thüringen an. Für die Entscheidungsaufgabe mussten alle Teams je einen Pavillon und einen Grill zusammenbauen. Die Kirchgemeinde aus Sachsen-Anhalt hatte die Nase vorn. Für Sachsen und Thüringen hieß es wenig später Gleichstand - und nach kurzer Rücksprache mit der Jury, dass es zwei zweite Plätze mit jeweils 85.000 Euro gibt.

Zum Spielshow-Team gehörte auch Thomas Klinkicht vom Kirchenvorstand Pohla-Uhyst am Taucher. „Ich würde immer wieder mitmachen. Es ist toll, dass das ganze Dorf und die Gemeinde Demitz-Thumitz mitgezogen haben und nach wie vor mitziehen“, sagt er und überlegt schon mal laut, mit welchem nächsten Kirchenprojekt sich die Gemeinde erneut bewerben könnte.

Doch das ist an diesem Vormittag erstmal Nebensache. Die erspielten 85.000 Euro sind als Eigenmittel in das Projekt geflossen, dazu gibt es eine Förderung durch die Landeskirche und das Landesamt für Denkmalpflege. „Wir sammeln aber weiter Spenden für die Dachsanierung“, sagt Pfarrer Joachim Rasch.

Bis jetzt zwei verschiedene Deckungen auf dem Dach

Er freut sich über den Zimmerer-Klang über Pohla. „Es ist schön, dass das Dach wieder in Ordnung gebracht wird – und dabei viele Menschen mitziehen. Das gibt Zuversicht“, sagt Joachim Rasch. Das ist überhaupt eine Erkenntnis aus dem Pohlaer Sanierungsprojekt: Wenn alle an einem Strang ziehen, dann können fast Berge versetzt – oder eben wie in diesem Fall – sanierungsbedürftige Dächer generalüberholt werden.

Im Sommer 2025 könnte nach Ansicht des Bauingenieurs die Sanierung abgeschlossen sein. Und Karl-Heinz Müller kennt sich aus mit Kirchenbauten in der Oberlausitz, gut 30 Gotteshäuser hat sein Büro inzwischen in Baufragen betreut.

In Pohla gibt es neben der Ausbesserung der schadhaften Stellen im Dachstuhl auch eine neue Schiefer-Eindeckung und damit künftig wieder ein einheitliches Bild. Übrigens wurde der Patronatsherr von Ponickau 1921 durch die Kirchgemeinde überstimmt beim Thema Schiefer-Dach. Er wollte nämlich die normale Schindeldeckung behalten.

Die letzte Erneuerung des Dachs erfolgte indes 1972. Seither hat eine Dachseite eine rautenförmige Spitzwinkeldeckung und die andere Seite eine altdeutsche Deckung mit wechselnden breiten und schmalen Schiefern. In der DDR musste genommen werden, was es eben gab. Es gibt noch Handwerker, die vor über 50 Jahren mit auf dem Dach standen. Jetzt ist aber die nächste Generation Bauarbeiter da, um zu helfen, dass „Maria am Berge“ nicht mehr die Decke auf den Kopf fällt.

Spenden für die Sanierung des Kirchendachs in Pohla können überwiesen werden an:

KG Pohla-Uhyst
Volksbank Dresden-Bautzen
IBAN DE02 8509 0000 5903 9310 02
BIC: GENODEF1DRS