Bischofswerda. Balu ist wintermüde. Schläfrig trottet der Fellberg an diesem Nachmittag aus seiner Höhle im Tierpark Bischofswerda heraus. Die Zaungäste hinter der Scheibe ignoriert der Braunbär. Sein Blick richtet sich einzig und allein auf seine Geburtstagstorte.
Tierpflegerin Gabriele Beier und FÖJlerin Cynthia Peh haben auf einem Rührteigboden Wiener Würstchen in Paprika, gekochte Eier, Nüsse, Eisbergsalat und Birne mit einem Hauch Honig drapiert. Der Anblick lässt die Müdigkeit verschwinden. Aus Gemächlichkeit wird Stringenz. „Happy Birthday“ rufen die Tierparkbesucher und Mitarbeiter dem Jubilar zu. Auf einem Schild steht in großen Ziffern „20“.
Vor eben jenen 20 Jahren wird der Schiebocker Bärenmann am 12. Januar 2002 geboren. Tierparkleiterin Silvia Berger kennt das heute schätzungsweise 400-Kilo-Schwergewicht vom ersten Tag an, als es noch ein Winzling von 400 Gramm war. Ein paar Fotos am Gehege erzählen von diesen Baby-Bären-Tagen. „Es war eine Überraschung. Wir hätten nicht gedacht, dass es nochmal mit Nachwuchs geklappt hat“, sagt die Tierparkleiterin.
Schließlich hatte Braunbärin Olympia ihre Schwangerschaft gut versteckt. Ihr langjähriger Partner Mischka musste ein halbes Jahr vor ihrer Niederkunft wegen einer Knochenerkrankung eingeschläfert werden. Allerdings ging er nicht ohne Geschenk. „Balu ist der letzte Braunbär, der in Bischofswerda geboren wurde“, sagt Silvia Berger.
Grizzlybärin bevorzugt Grünzeug
Balu schnappt nach den Würstchen. Auch im Geburtstagsgeschenk neben der Torte findet er noch Leckereien. Fünf Minuten nach seinem großen Auftritt an diesem Nachmittag unterbricht auch Grizzlybärin Jane ihre Winterruhe und schlurft in den Außenbereich. Selbstverständlich bekommt die Bärenfreundin ihre eigene Torte. Ganz Dame bevorzugt sie das Grünzeug und schmatzt auch etwas weniger gierig.
Seit März 2013 leben sie und der Braunbär zusammen. Doch Nachwuchs ist ausgeschlossen, Balu ist kastriert. Mit der neuen Frau aus dem Tierpark Hoyerswerda an der Seite ging damals seine Mutter. Olympia wurde im Januar 2013 wegen einer schweren Krankheit eingeschläfert.
Ihr ausgestopftes Präparat steht heute im Besucherzentrum wenige Schritte vom Bärengehege entfernt, Vater Mischka hat ein zweites, ausgestopftes Leben im Karl-May-Museum in Radebeul. Das Bären-Duo war seit 1980 im Tierpark Bischofswerda, drei Jahre vorher wurde die Bärenanlage anlässlich der 750-Jahrfeier der Stadt eingeweiht.
Mit Balu und Jane wird perspektivisch die Bischofswerdaer Bären-Ära aber zu Ende gehen. Doch bei guter Pflege können die pelzigen Gesellen um die 40 Jahre alt werden. Seit 2007 leben die Bären auf einer vergrößerten Anlage.
Erste Tiere waren Fasane, Hühner und ein Kaimann
Die ersten Tiere im heutigen Tier- und Kulturpark waren indes Fasane, Hühner, Fische und ein Kaiman. „Zu den Gründern im Jahr 1957 gehörten Aquarianer und Rasse-Geflügel-Züchter“, sagt Silvia Berger. 65 Jahre später leben auf dem gut ein Hektar großen Areal mitten in der Stadt 200 Tiere in 60 verschiedenen Arten. Die kleinsten Bewohner sind die Europäischen Zwergmäuse mit gerade einmal vier Zentimetern.
Die größten Publikumslieblinge aber heißen Jane und Balu - mit einer ausgeprägten Leidenschaft fürs Fressen und Winter-Faulenzen. Deshalb fällt die Geburtstagsparty auch eher kurz aus. Schließlich wollen sich Bären nach dem Essen erstmal ausruhen.
Tier- und Kulturpark, Sinzstraße 3 in Bischofswerda, Öffnungszeiten: täglich von 9 bis 18 Uhr. Der Tierparkbesuch ist mit 3G-Nachweis möglich. Für Kinder und Schüler besteht keine Nachweispflicht. www.tierpark-bischofswerda.de