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Wilthen hat als erste Kommune Sachsens einen Wärmeplan

Die Stadt Wilthen will beim Heizen jährlich 20.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen und 2045 klimaneutral sein. Wie das funktionieren soll.

Von Bettina Spiekert
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Wie wird in Wilthen künftig geheizt? Orientierung dafür gibt der nun vorgestellte Wärmeplan der Stadt. Damit ist die Kommune Vorreiter in Sachsen.
Wie wird in Wilthen künftig geheizt? Orientierung dafür gibt der nun vorgestellte Wärmeplan der Stadt. Damit ist die Kommune Vorreiter in Sachsen. © Hendrik Schmidt/dpa

Wilthen. Es ist Zukunftsmusik, soll aber spätestens im Jahr 2045 Realität sein: Innerhalb der nächsten 21 Jahre will Wilthen 20.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich bei der Wärmeerzeugung einsparen. Bis dahin möchte die Stadt mit etwa 4.000 Einwohnern klimaneutral werden. Das betrifft auch jeden Einwohner der Stadt, vor allem aber jene, die in einem selbst genutzten Haus wohnen.

Wie die Stadt diese Klimaneutralität erreichen will, verrät der kommunale Wärmeplan. Dieser Fahrplan für die Energiewende wurde jetzt offiziell vorgestellt. Damit ist Wilthen nach eigenen Angaben die erste Kommune in Sachsen, die einen solchen Wärmeplan erstellt hat. Entstanden ist das Papier in Zusammenarbeit mit dem kommunalen Wärmeversorger Sachsenenergie sowie dem Leipziger Ingenieurbüro seecon.

In einem ersten Schritt hatten die Leipziger Ingenieure die rund 1.900 Gebäude der Stadt analysiert und davon einen digitalen Zwilling erstellt. „Die Analyse ergab, dass der Großteil der für die Wärmeplanung relevanten Gebäude in Wilthen aus Einfamilienhäusern besteht, von denen mehr als die Hälfte in Teilen bereits saniert ist“, sagt Gerd Schnabel, der als Programm-Manager bei Sachsenenergie das Projekt begleitet.

Erdwärme hat fürs Heizen in Wilthen großes Potenzial

Um 20.000 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzusparen, könne die Stadt vorhandene Systeme ausbauen, erklärt Ronny Krutzsch von Seecon. So gebe es bereits Gasnetze in Wilthen und Tautewalde, die sich für eine Umstellung auf Wasserstoff eignen. Woher dieser in ausreichendem Maße kommen soll, darauf gibt es allerdings noch keine Antworten.

Eine weitere Option sei der Ausbau klimafreundlicher Fernwärmenetze. Bereits jetzt gibt es zwei in der Stadt: eins von der Wilthener Wohnungsbaugesellschaft und eins der R&Z Innovative Haustechnik GmbH. Ein solches Fernwärmenetz wäre auch für den Ortsteil Irgersdorf denkbar, so Krutzsch. So könnte schließlich mehr als ein Viertel aller Wilthener Hausanschlüsse von Fernwärme profitieren.

Berechnet wurden auch die Potenziale für andere Formen der Wärmegewinnung. Die Fachleute gehen davon aus, dass bis zu 60 Prozent des aktuellen Wärmebedarfs von Wilthen durch Geothermie, also Erdwärme, gedeckt werden könnten. Auch Solaranlagen seien für gewisse Dachflächen denkbar, damit könne man 25 Prozent des Bedarfs decken. Wer neu baut, dem empfehle man Wärmepumpe oder Biomasseheizung. Insgesamt gehe man davon aus, dass bis 2045 der Wärmebedarf in Wilthen um etwa 23 Prozent sinken wird.

Wärmeplan ist Orientierung und nicht rechtsverbindlich

Bis 2028 müssen deutschlandweit alle Kommunen detaillierte Pläne zur Umstellung ihrer Wärmeversorgung auf klimafreundliche und nachhaltige Systeme entwickeln. Aber: „Wir wollten nicht getrieben sein von der Forderung nach einem Wärmeplan, sondern Akteur sein und vorangehen. Damit konnten wir als Stadt auch von Beginn an aktiv mitgestalten“, sagt Bürgermeister Michael Herfort (CDU). Zudem wolle man alle Einwohner der Stadt auf diesem Weg mitnehmen. „Denn schließlich sind sie es, die das Ganze bezahlen müssen.“

Für die Wilthener, so Herfort, sei der Wärmeplan eine Orientierungshilfe, er habe keine rechtsverbindliche Wirkung. „Jeder soll für sich entscheiden, was das für ihn Sinnvollste ist. Das kann der Anschluss an ein Wärmenetz ebenso sein wie individuelle Lösungen mit Wärmepumpe, Biomasseheizung oder andere geeignete Modelle.“

Sven Kunath von der Stadtverwaltung wird künftig der Ansprechpartner für all jene Einwohner sein, die Fragen zum Wärmeplan und dessen Umsetzung auf ihrem eigenen Grundstück haben. Das gemeinsame Pilotprojekt mit Sachsenenergie zahlt sich für die Kommune auch finanziell aus. Nach Angaben des Bürgermeisters konnte dank der Unterstützung des regionalen Energieversorgers ein Betrag im sechsstelligen Bereich eingespart werden.