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Messerattacke in Bischofswerda: Urteil wird am 1. Oktober erwartet

Nach der Messerattacke in einem Schulkomplex in Bischofswerda im August 2023 steht der Tatverdächtige jetzt in Bautzen vor Gericht. Das ist zu dem nichtöffentlichen Prozess bekannt.

Von Miriam Schönbach
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Gut ein Jahr nach dem Amokalarm am Schulkomplex in der Kirchstraße in Bischofswerda hat am 14. August 2024 der Prozess gegen den 17-jährigen Beschuldigten begonnen. Jetzt soll das Urteil fallen.
Gut ein Jahr nach dem Amokalarm am Schulkomplex in der Kirchstraße in Bischofswerda hat am 14. August 2024 der Prozess gegen den 17-jährigen Beschuldigten begonnen. Jetzt soll das Urteil fallen. © Archivfoto: xcitepress

Bautzen/Bischofswerda. Der Prozess um die Messerattacke im Schulkomplex in der Kirchstraße in Bischofswerda vom August 2023 steht kurz vor der Entscheidung: Am 18. September 2024 wurde die Beweisaufnahme an der Jugendkammer des Landgerichts Bautzen geschlossen. Mit dem Urteil ist voraussichtlich am 1. Oktober zu rechnen, teilt Landgerichtssprecher Reinhard Schade mit. Da es sich um ein Jugendstrafverfahren handelt, könne er sich zu Inhalten der Verhandlung nicht äußern. Vorgeworfen werden dem Jugendlichen zweifacher versuchter Mord sowie gefährliche Körperverletzung und Brandstiftung.

Eröffnet wurde der Prozess am 14. August mit dem Verlesen der Anklage. Die Verhandlungen fanden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Angeklagte hat noch nicht das Erwachsenenalter erreicht. Er soll am 23. August 2023 gegen 9.20 Uhr das Schulzentrum in der Kirchstraße bewaffnet mit Molotowcocktails, einer mit Spiritus gefüllten Spielzeugspritzpistole sowie einem Schwanenhalsfeuerzeug betreten haben. Sein damaliger Plan war es offenbar, seine alte Schule in Brand zu stecken.

Beherztes Eingreifen verhindertes Schlimmeres

Bei den Vorbereitungen sei der Beschuldigte von einem Drittklässler überrascht worden, den er deshalb unvermittelt mit einem Messer von hinten angegriffen habe. Die Eltern des kleinen Raphael treten im Prozess als Nebenkläger auf. Im Anschluss an diese Tat habe der ehemalige Schüler seinen Plan als gescheitert angesehen, habe seine Kleidung und damit sich selbst in Brand gesetzt und sei dann brennend die Treppe hinuntergelaufen. Durch das beherzte Handeln des Hausmeisters und eines Lehrers konnte jedoch Schlimmeres verhindert werden.

Die Flammen wurden gelöscht, der damals 16-Jährige verletzte sich selbst schwer und lag anfangs im Koma. Seine schweren Brandverletzungen wurden in einer Spezialklinik behandelt. Den Tatentschluss fasste der Angeklagte nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft schon im Mai 2023, nachdem er eine Laube in einer Kleingartenanlage in Bischofswerda in Brand gesteckt hatte.

Verfahrensbeteiligte berichteten, dass der inzwischen 17-Jährige die Anklage und den Prozess regungslos verfolgte. Radio Lausitz meldete, dass der Beschuldigte inzwischen in eine psychiatrische Klinik verlegt worden sei. Zudem seien zwei Gutachter gehört worden - zu seiner Persönlichkeit und zur Frage, ob er zur Tatzeit schuldfähig war. Insgesamt gab es fünf Verhandlungstage.

Opfer leidet noch unter den Folgen der Stichverletzungen

Der inzwischen neun Jahre alte Junge, der vom Angeklagten angegriffen worden war, leide noch immer an den Folgen der Stichverletzungen. Er sei in der Bewegung eingeschränkt, wie sein Anwalt als Nebenklage-Vertreter sagte.

Am 23. August 2023 war in der Stadt Bischofswerda Amokalarm ausgelöst worden. Die Polizeidirektion Görlitz war mit über 80 Kräften sowie dem Kriseninterventionsteam und der Tatortgruppe des Landeskriminalamtes vor Ort. Im Schulzentrum in der Kirchstraße lernen Grund- und Oberschüler unter einem Dach. Insgesamt besuchen mehr als 700 Mädchen und Jungen die beiden Schulen. In Zusammenarbeit mit dem Kriseninterventionsteam haben sich die Einsatzkräfte nach der Tat um 53 Schülerinnen und Schüler, zwei Jugendliche, drei Lehrkräfte sowie 53 Mütter und Väter gekümmert.