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Bautzen

In einem Boot: 14 Vorstellungen beim Bautzener Theaterfestival „Willkommen anderswo“

Theatermacher aus verschiedenen Ländern kommen vom 25. bis 29. September nach Bautzen. Dabei kann das Publikum gleich mehrere Premieren erleben.

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Das Bautzener Theater ist vom 25. bis 29. September Gastgeber für das Theaterfestival "Willkommen anderswo".
Das Bautzener Theater ist vom 25. bis 29. September Gastgeber für das Theaterfestival "Willkommen anderswo". © Steffen Unger

Bautzen. Das Bild der Arche Noah hängt am großen Haus des Bautzener Theaters. Das Wasser auf dem Banner leuchtet blau und die Schwimmwesten der Vier- und Vielbeiner in warnendem Orange. Verschiedene Tiere im Holzboot versuchen gemeinsam, der Katastrophe zu entkommen. Vor dem Hintergrund weltweiter Konflikte stellt sich die Frage: Sitzen wir nicht alle „in einem Boot“?

So lautet der Titel des internationalen Theaterfestivals „Willkommen anderswo“, das durch das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen zum sechsten Mal auf die Bühnen der Stadt gebracht wird. Vom 25. bis 29. September 2024 treffen sich in Bautzen Künstler und Theatergruppen aus München, Kiew, Gdansk, Berlin und Sofia, um mit Mitteln des Theaters Antworten auf Fragen des Zusammenlebens zu finden.

„Das Stück der Stunde zur Ukraine"

14 Vorstellungen stehen auf dem Programm. „Die Grundidee ist, dass wir in unseren Räumen und Projekten nicht verschiedene Kulturen nebeneinander wirken, sondern durch das Theater miteinander in Kontakt treten lassen“, sagt Georg Genoux, Kurator und Leiter des Thespis-Zentrums am Bautzener Theater. Im Mai 2017 fand erstmals das "Willkommen-Anderswo-Festival" statt.

Die Kammerspiele München gastieren mit „Xáta - Zuhause“. Deutschlandfunk Kultur bezeichnete die Inszenierung als „das Stück der Stunde zur Ukraine und anderen Konfliktregionen der Welt“.
Die Kammerspiele München gastieren mit „Xáta - Zuhause“. Deutschlandfunk Kultur bezeichnete die Inszenierung als „das Stück der Stunde zur Ukraine und anderen Konfliktregionen der Welt“. © Maurice Korbel

Zur Eröffnung der 2024er Auflage am 25. September, 19 Uhr, im großen Haus gastieren die Kammerspiele München mit einer musikalisch-tänzerischen Gratwanderung „Xáta - Zuhause“. Deutschlandfunk Kultur hob die Inszenierung als „das Stück der Stunde zur Ukraine und anderen Konfliktregionen der Welt“ hervor. Darin zeigt Regisseurin Kamilë Gudmonaitë aus Litauen das Unglück des Krieges und den dadurch entstehenden Abgrund zwischen Ukrainern und Russen.

Performative Diskussion geht Festivalthema nach

Das PostPlay Theater Kiew bringt am 26. September, 15 Uhr, die Deutschlandpremiere der vierteiligen Theater-Installation "Die Wolhynien Geschichte" ins Burgtheater und damit eine detektivische Nachforschung nach der historischen Landschaft in der Westukraine. In der performativen Diskussion „In einem Boot?“ am 27. September, 19.30 Uhr, im Burgtheater wird dem Festivalthema konkret nachgegangen. So geht es auf der Bühne um Menschen aus verschiedenen Ländern oder Kulturen, die miteinander in bestimmten Konstellationen niemals sprechen würden.

Am 28. September, 13 Uhr, ist „Richard Wagner und die Klezmerband. Der neue jüdische Sound in Deutschland“ im Burgtheater zu hören und zu sehen. Die Lecture Performance hat Yuriy Gurzhy im Gepäck. Der gebürtige Ukrainer kam im Alter von 20 Jahren nach Berlin. Er ist Musiker, DJ, Produzent und Autor. Zusammen mit dem Schriftsteller Wladimir Kaminer initiierte er die legendäre Partyreihe Russendisko. 17.30 Uhr ist die Theatergruppe Teatr Biez Nazvy (Gdansk) zu Gast im Burgtheater mit „Die Heimat ist 10 Stunden entfernt“. Es ist die Geschichte über das Leben der erzwungenen Migration von drei jungen belorussischen Frauen und ihrem Neuanfang in Polen.

Neben Theater auch Diskussionen und Musik

Um 19.30 Uhr steht der ethnisch-religiöse Konflikt zwischen Bulgaren und Türken, der bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht, im Mittelpunkt. Schwer wiegt dieser Streit bis heute in einer der ärmsten Städte Bulgariens: Shumen, aus der viele der Schauspieler des Theaters Replica (Sofia) kommen. In Kooperation mit dem Bautzener Thespis-Zentrum kehren sie 2024 mit der Premiere „Der gute Mensch von Shumen“ an den Ort ihrer Kindheit zurück. Regie führt der mehrfach preisgekrönte Dramatiker Ovanes Torosyan.

Premiere feiert am Sonntag, 29. September, 13 Uhr im Thespis-Zentrum in der Goschwitzstraße in Bautzen das Theaterprojekt „Kein Schritt zurück“ mit Kindern aus vielen Teilen dieser Erde. Auch sie sitzen - so verschieden ihre Herkunftsländer, Erfahrungen und Kulturen sind - in Bautzen in einem Boot. Weitere Vorstellungen, Diskussionsrunden und musikalische Abende runden das Festival ab. (SZ/mis)

Weitere Infos zum Programm gibt es hier. Die Tickets für das Festival kosten pro Vorstellung 9/ermäßigt 6 Euro. Der Festivalpass, mit dem man alle Vorstellungen besuchen kann, kostet einmalig 15 Euro (an der Theaterkasse erhältlich).