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Obergurig: Historisches Gebäude droht einzustürzen

Ein Förderverein hat die alte Schmiede in Obergurig gerettet und daraus einen Treffpunkt für den Ort gemacht. Nun muss mit der kleinen Scheune daneben dringend etwas passieren. Dafür hofft der Verein auf Unterstützer.

Von Bettina Spiekert
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Thomas Polpitz, Bürgermeister der Gemeinde Obergurig und Vorsitzender des Fördervereins Alte Schmiede, sowie Anita Jacob vom Verein hoffen auf Spenden für den Erhalt der kleinen Scheune (hinten rechts).
Thomas Polpitz, Bürgermeister der Gemeinde Obergurig und Vorsitzender des Fördervereins Alte Schmiede, sowie Anita Jacob vom Verein hoffen auf Spenden für den Erhalt der kleinen Scheune (hinten rechts). © Steffen Unger

Obergurig. Die kleine Scheune, die zum Gebäudeensemble der Alten Schmiede in Obergurig gehört, hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Wand gegenüber des Eingangs ist löchrig, in einigen Gefachen des Fachwerks fehlt fast gänzlich der Lehm. Ähnlich sieht es auf der Westseite des historischen Hauses aus. „Da inzwischen sogar Fußpunkte des Ständerholzes weggefault sind, ist die Standsicherheit des Hauses gefährdet. Wenn wir nicht schnellstens etwas tun, dann droht der Scheune womöglich der Einsturz“, sagt Thomas Polpitz (CDU). Er ist Bürgermeister der Gemeinde und Vorsitzender des Fördervereins Alte Schmiede.

Für die Notsicherung, geschweige denn eine vollumfängliche Sanierung der kleinen Scheune, fehlt dem Verein das Geld. Deshalb habe man sich bereits 2023 um eine Förderung beim Landesamt für Denkmalpflege bemüht, sei jedoch nicht bedacht worden, sagt Anita Jacob vom Verein. Doch 2024 war der Förderverein nun mit seinem Antrag erfolgreich. Die Denkmalbehörde des Freistaates sagte eine Fördersumme von 28.000 Euro zu.

Crowdfunding-Aktion soll Eigenmittel sichern helfen

Doch der Freude über den Zuschuss steht nun auch die Sorge gegenüber, dass der Verein 16.000 Euro für die Sicherung des Hauses als Eigenanteil selbst beisteuern muss. „Alleine können wir das Geld nicht aufbringen. Einen Kredit bekommen wir als Verein nur schwer. Also hoffen wir auf Spenden und weitere Förderungen“, sagt Anita Jacob. Der Verein habe Anträge über die Ehrenamtsstiftung des Landkreises Bautzen sowie über die Stiftung Umgebindehaus gestellt.

Für den Rest in Höhe von 8.000 Euro setzt der Oberguriger Verein nun erstmals auf Crowdfunding oder auf deutsch: Schwarmfinanzierung. Bei der Spendenplattform „99Funken“ der Kreissparkasse Bautzen wurde dazu im Juli eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Bis zum 30. August sollen dadurch mindestens 6.000 Euro zusammenkommen, die Sparkasse legt bei Erreichen der Summe noch mal etwas obendrauf. Bis zum 8. August, 14 Uhr hatten bereits 18 Unterstützer Spenden in Höhe von insgesamt 3.875 Euro zugesagt.

Baustart soll dann umgehend im September 2024 sein. „Wir müssen zuerst das Dach in Ordnung bringen, und auch die Zimmererarbeiten müssen bis Ende des Jahres beendet sein, damit wir die Mittel abrechnen können“, sagt der Vereinsvorsitzende. Den weiteren Wandaufbau und viele andere Hilfsleistungen wollen die Mitglieder in Eigenleistung erbringen.

Zwei Bauabschnitte sind schon realisiert

Die kleine Scheune ist das letzte Gebäude des Komplexes „Alte Schmiede“ in Obergurig, das noch unsaniert ist. Vor neun Jahren kaufte die Gemeinde Wohnhaus, Werkstatt und Scheune und rettete damit das mehr als 200 Jahre alte Gebäudeensemble an der Schulstraße vor dem Verfall. Nach einer Notsicherung für zwei der Dächer 2015 wurde in einem ersten Bauabschnitt ab 2017 das Haupthaus mit der Blockstube innen und auch außen saniert.

Rund 200.000 Euro waren dafür nötig, 80 Prozent der Summe kamen als Fördermittel aus dem Leader-Programm, die die Gemeinde und der extra für die Sanierung gegründete Förderverein einwerben konnten. Die 40.000 Euro Eigenmittel, die der Verein damals als Privatkredit von einem Fördermitglied bekam, werden noch heute abbezahlt. „Das war ein tolles Entgegenkommen. Das Geld hat uns gerettet“, blickt der Bürgermeister zurück.

Im zweiten Bauabschnitt wurde seit 2019 die Schmiedewerkstatt Stück für Stück auf Vordermann gebracht. „Da kam uns Corona dazwischen und bremste die Arbeiten erst einmal aus“, erinnert sich Thomas Polpitz. Mit Abstand arbeiteten die Vereinsmitglieder in viel Eigenleistung Türen und Fenster auf, brachten Maschinen wieder zum Laufen und mauerten die Schmiede-Esse neu. 26 Männer und Frauen engagieren sich derzeit im Förderverein, neue Mitglieder sind gern gesehen.

Alte Schmiede ist Dreh- und Angelpunkt in der Gemeinde

Seit das Haupthaus und die Werkstatt in neuem Glanz erstrahlen, hat sich die „Alte Schmiede“ Obergurig nach dem coronabedingten Stillstand seit 2021 als fester Veranstaltungsort etabliert. „Genauso hatten wir uns das vorgestellt, als wir das Haus als Gemeinde gekauft hatten. Hier ist eine wunderbare Begegnungsstätte für den Ort entstanden“, sagt der Bürgermeister.

Der Schmiedeverein öffnet wöchentlich die Türen des Hauses, es finden Töpfer- und Kräuterkurse statt, Autoren lesen aus ihren Büchern, und Kinder können sich in den unterschiedlichsten Techniken ausprobieren. Am 7. August 2024 gibt es das erste Sommerkino. Im ersten Obergeschoss ist bis Ende des Jahres eine Ausstellung über die Geschichte des Mähdrescherbaus in der Oberlausitz zu sehen.

Wenn die ersten dringenden Arbeiten an der Scheune Ende des Jahres beendet sein werden, will der Förderverein gemeinsam mit der Gemeinde etwas Neues auf dem Areal der Schmiede und drumherum auf die Beine stellen. Am 1. Advent ist ein Adventsmarkt geplant.