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Zu schade für die Tonne: Alternativen für Gebrauchtes in Bautzen und Umgebung

Verleihen, Verschenken, reparieren lassen: Mit vielen gebrauchten Sachen kann man noch etwas anfangen. Was in Bautzen und Umgebung möglich ist.

Von Fionn Klose
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In Tröbigau steht seit wenigen Monaten eine Bücherzelle. Die Dorfgemeinschaft hat viel damit vor.
In Tröbigau steht seit wenigen Monaten eine Bücherzelle. Die Dorfgemeinschaft hat viel damit vor. © Fionn Klose

Bautzen. Wenn die Waschmaschine kaputt ist, die Stereoanlage niemand aus der Familie haben will, man die Kamera doch nicht mehr braucht oder die Bücher schon seit Ewigkeiten im Schrank verstauben, sehen viele nur zwei Möglichkeiten: Wertstoffhof oder Mülltonne. Dabei gibt es einige andere Optionen in Bautzen und Umgebung, alte Sachen wieder flottzumachen, oder etwas Sinnvolles mit ihnen anzustellen.

Wer ein Buch ausgelesen hat und es nicht mehr braucht, kann zu einer der Bücherzellen in der Stadt gehen und es gegen ein anderes tauschen. Eine steht zum Beispiel am Postplatz, eine an der Goschwitzstraße. In Niederkaina wurde im vergangenen Jahr eine neue Bücherzelle eingeweiht.

Eine Bibliothek im alten Bushäuschen

Im Wilthener Ortsteil Tautewalde gibt es seit vielen Jahren etwas ganz Besonderes: das Bücherhäusl, in dem man Bücher tauschen und leihen kann. Es ist ein Bushäuschen aus den 50er Jahren, das damals von den Tautewalder Bürgern selbst gebaut wurde. Seit 2017 dient es gleichzeitig als dauerhaft geöffnete Bibliothek. "Unsere Jugendfeuerwehr hat das Haus ein bisschen auf Vordermann gebracht", sagt Margot Simon vom Heimatverein. "Dann haben wir erstmal ein Buchregal aufgestellt und haben dann aber gleich mitgekriegt, dass das nicht reicht." Es habe Spenden von überallher gegeben. Circa 600 Bücher stehen in den Regalen.

Es gibt Kinderbücher, Krimis, Sachbücher, Bildbände und vieles mehr. "Wir haben mittlerweile so viel, dass wir froh sind, wenn die Bücher nicht zurückgebracht werden." Das Bücherhäusl sei in der Gegend sehr beliebt. "Hier kommen Leute von sonst woher, aus Spremberg, Neustadt, Sebnitz und so." Viele würde mit dem Auto vorbeifahren, kurz anhalten und stöbern.

Das Häuschen wurde Mitte der 50er gebaut
Das Häuschen wurde Mitte der 50er gebaut © SZ/Uwe Soeder
Mehrere hundert Bücher stehen im Büherhäusl.
Mehrere hundert Bücher stehen im Büherhäusl. © Fionn Klose
Auch Sitzmöglichkeiten gibt es.
Auch Sitzmöglichkeiten gibt es. © Fionn Klose

Neun Meter Krimis, Kinder- und Gartenbücher

Auch in Tröbigau kann man Bücher tauschen. Die Idee für das Bücherstübchen entstand 2022. Katrin Löbl organisierte mit zwei Mitstreiterinnen eine alte Telefonzelle der Telekom aus Berlin. "Im Februar 2024 wurde sie aufgestellt", sagt Löbl. "Der weitere Aufbau war nur durch materielle und finanzielle Unterstützung der Kleinunternehmen und privaten Spenden der Tröbigauer und Neu-Schmöllner möglich."

So wurden Regale eingebaut, ein kleines Solarpaneel für die Beleuchtung angeschraubt und ein Blumenkasten bepflanzt, der vor dem Stübchen steht. Daneben steht eine Lesebank aus Holz. Auf neun Meter Regallänge gibt es Krimis, Kinder-, Gartenbücher und Romane. Auf kleinen Zetteln kann man Verkaufs- und Verschenkanzeigen in die kleine Zelle hängen. "Unser Plan war es, dass die Kinder, die den angrenzenden Spielplatz nutzen, einfach mal wieder ein Buch in die Hand nehmen - und unser Plan ging auf", sagt Löbl. Auch Leute aus der Gegend nutzen das Bücherstübchen. In der Zukunft sind auch Lesungen und kleine Veranstaltungen geplant.

Auf Zetteln kann man Sachen, die nicht mehr gebraucht werden, anbieten.
Auf Zetteln kann man Sachen, die nicht mehr gebraucht werden, anbieten. © Fionn Klose
Auf mehreren Metern Regallänge gibt es viele verschiedene Bücher zu finden.
Auf mehreren Metern Regallänge gibt es viele verschiedene Bücher zu finden. © Fionn Klose

Verleihen per Website

In Bautzen kann man auf der Internetseite engagiertes-bautzen.de verschiedene Gegenstände verleihen, die man nicht jeden Tag braucht. Die Website hat mehrere Funktionen. Wenn es um Sachgegenstände oder Materialien geht, bietet sich der Ressourcen-Pool an. Dort kann man über ein Inserat Technik wie Kameras, Drucker oder Lautsprecher anbieten. Auch Büro- und Verbrauchsmaterialien, Werkzeuge und Bastelequipment kann man dort einstellen. Dafür muss man sich nicht anmelden, sondern nur ein Foto, eine kurze Beschreibung und einen Kontakt angeben.

"Das Ziel des Projekts ist es, Ressourcen, wie Technik, Wissen und Räumlichkeiten, sowie Angebote zu teilen und die Vielfalt der Bautzener Vereins- und Engagierten-Landschaft sichtbar zu machen", sagt Projektkoordinatorin Manja Gruhn vom Steinhaus. Alle Interessierten und Engagierten könnten mitmachen. "Die Idee für dieses Projekt entstand aus dem steigenden Bedarf an gemeinschaftlicher Zusammenarbeit und gegenseitiger Unterstützung in Bautzen."

Ein Reparatur-Café, in dem alles repariert wird

Wenn Gegenstände kaputt sind, gibt es in Bautzen eine Truppe, die helfen kann: das Reparatur-Café der "GanzMacher". Immer am ersten und dritten Dienstag eines Monats reparieren sie im Steinhaus alles, was mitgebracht wird. Die Bandbreite reicht von kaputtem Spielzeug über Textilien und kaputte Fahrräder bis zu Küchengeräten und Werkzeugen.

Das Projekt startete zum Jahreswechsel 2014/15. "Nun befinden wir uns bereits im zehnten Jahr mit unseren Reparaturtreffen und die Zahl der Besucher ist enorm gestiegen", sagt Lutz Schröder, Vorstand des Vereins GanzMacher. "Der Bedarf an Reparaturen ist enorm und die Anerkennung motiviert zum Weitermachen." Der 2015 gegründete Verein finanziere sich durch Spenden der Besucher und privater Sponsoren. Im nächsten Jahr feiert er sein Jubiläum.