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Nach Reizgas-Attacke: Verletzte aus Klinik entlassen

In einem Festzelt in Obergurig war Reizgas versprüht worden. Feuerwehrleute kümmern sich als Ersthelfer um Betroffene. Der Bürgermeister ist schockiert.

Von Bettina Spiekert
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Mehrere Rettungswagen waren am späten Sonnabend-Abend nach Obergurig geeilt, nachdem mehrere Besucher in einem Festzelt plötzlich Atemprobleme bekommen hatten.
Mehrere Rettungswagen waren am späten Sonnabend-Abend nach Obergurig geeilt, nachdem mehrere Besucher in einem Festzelt plötzlich Atemprobleme bekommen hatten. © Lausitznews

Obergurig. Eine Reizgas-Attacke in Obergurig beschäftigt auch zwei Tage nach dem Vorfall noch immer nicht nur die Polizei, sondern auch die Einwohner der 2.200-Seelen-Gemeinde. Denn weiterhin ist unklar, was genau am vergangenen Sonnabend bei der 750-Jahr-Feier des Ortes passiert ist. 21 Menschen wurden an dem Abend verletzt, neun von ihnen mussten sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, konnten acht von ihnen die Klinik inzwischen wieder verlassen, die neunte Verletzte soll noch an diesem Montag entlassen werden.

Mehr als 400 Menschen feierten am späten Sonnabend-Abend bei einer Musikveranstaltung in einem Festzelt. Gegen 23.20 Uhr versprühten unbekannte Täter in der Nähe der Bar eine Substanz, die bei den Umstehenden Atemprobleme, Hustenreiz, Augenbeschwerden und Übelkeit auslöste. „Wir wurden erst aufmerksam, dass etwas passiert sein musste, als der Sicherheitsdienst das Zelt räumen ließ“, sagte René Richter. Der 29-Jährige ist Wehrleiter bei der Freiwilligen Feuerwehr Neschwitz und war wie sein Stellvertreter Thomas Wetzlich privat bei der 750-Jahr-Feier in Obergurig vor Ort.

Mehrere Menschen hatten Atemprobleme

„Als wir festgestellt haben, dass mehrere Menschen Atemprobleme hatten, haben wir vom Party- auf den Helfermodus umgeschaltet“, sagt er. Denn in Situationen, bei denen viele auf einmal Hilfe brauchen, komme es auch schnell zum Chaos. „Da ist es wichtig, strukturiert an die Sache heranzugehen“, so Richter. Da sein Kollege zudem ausgebildeter Notfallsanitäter ist, konnten die beiden Feuerwehrleute schnell Erste Hilfe leisten, die Verletzten priorisieren. Außerdem informierten sie die Rettungsleitstelle.

Die Feuerwehr Obergurig wurde später als Unterstützung für den Rettungsdienst angefordert. „Wir haben uns in erster Linie um die Patientenbetreuung und die Koordination der Rettungswagen in der Schulstraße gekümmert“, sagte Obergurigs Wehrleiter René Pötschke. Für ihn sei allerdings unverständlich, dass nach einer ersten Räumung des Festzeltes für eine Lüftung dieses dann wieder freigeben wurde.

Die Polizei sucht Zeugen des Vorfalls

„Ich finde schockierend, dass während eines Dorffestes so etwas passiert“, sagt Obergurigs Bürgermeister Thomas Polpitz (CDU). Er geht davon aus, dass es keine gezielte Attacke war, hofft aber, dass irgendwann ein Schuldiger benannt werden kann. Noch in der Nacht zu Sonntag hatten die Verantwortlichen in Obergurig über den weiteren Verlauf des Festes diskutiert. „Wir haben uns dann entschieden, das Fest wie geplant mit den Veranstaltungen am Sonntag ausklingen zu lassen, alles andere wäre kontraproduktiv gewesen“, sagt er.

Unterdessen brodelt im Ort die Gerüchteküche. Nachdem zwischenzeitlich von Wiederbelebungsmaßnahmen bei Verletzten und dem Einsatz eines Rettungshubschraubers die Rede war, glauben nun einige zu wissen, dass es sich nicht nur um eine, sondern gleich um mehrere Reizgas-Patronen gehandelt haben müsse, deren Inhalt an dem Abend versprüht wurde. Offiziell hat sich mit diesen Informationen offenbar noch niemand an die Polizei gewandt. „Leider haben sich noch keine Zeugen auf unseren Aufruf hin gemeldet“, sagt die Polizeisprecherin.

Die Polizei hatte noch in der Nacht vor Ort die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen.
Die Polizei hatte noch in der Nacht vor Ort die Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen. © Lausitznews

Zu dem Täter oder den Tätern und dem Motiv ist bislang nichts bekannt. Der Kriminaldienst des Polizeirevieres Bautzen ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und befragte bereits in der Nacht Besucher der Veranstaltung zu dem Vorfall.

Die Polizei sucht Zeugen, die Informationen zum Täter geben können. Ebenfalls gesucht werden Personen, die durch die Attacke verletzt wurden und sich bisher nicht bei der Polizei oder den Rettungskräften gemeldet haben.

Hinweise an das Polizeirevier Bautzen unter Telefon 03591 3560 oder an jede andere Polizeidienststelle.