Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Bautzen

Keramikdesignerin eröffnet Werkstatt in Weißenberg

Judith Anders hat in Weißenberg ein altes Handwerkerhaus saniert und fertigt dort vor allem Unikate. Dabei spielen Blüten und Blätter eine wichtige Rolle.

Von Uwe Menschner
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Die Kombination von Keramik und Floristik ist eines der Markenzeichen von Judith Anders. Die Keramikdesignerin hat kürzlich in Weißenberg ihre eigene Werkstatt eröffnet - und empfängt am vierten Adventssonntag Neugierige.
Die Kombination von Keramik und Floristik ist eines der Markenzeichen von Judith Anders. Die Keramikdesignerin hat kürzlich in Weißenberg ihre eigene Werkstatt eröffnet - und empfängt am vierten Adventssonntag Neugierige. © Uwe Menschner

Weißenberg. Auf den ersten Blick ist es ein ganz normales Windlicht aus Keramik. Ein meisterlich gearbeitetes Stück von gefälliger Form, sich kegelförmig nach oben hin verjüngend, aber nicht unbedingt etwas Außergewöhnliches. Doch als Judith Anders ein Teelicht entzündet und hineinstellt, zeichnen sich transparente blattartige Strukturen ab, durch die es sanft hindurch schimmert.

„Ich habe Gingkoblätter in die flüssige Porzellanmasse eingelegt, deren Formen sich so auf die Außenwände übertragen haben“, erklärt die junge Keramikerin. Und nicht nur das – auch die Wände des Gefäßes sind an den entsprechenden Stellen dünner, sodass die Struktur des Blattes durch das von innen hindurch scheinende Licht für den Betrachter sichtbar wird.

Die Kombination von Floristik und Keramik zählt zu den Markenzeichen von Judith Anders. Kein Wunder, unterstützt sie doch schon seit etwa zwei Jahren die florale Manufaktur Heiko Steudtner in Cunewalde mit ihrem Wissen und Können. Etwa zur gleichen Zeit gründete die Weißenbergerin, die an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein studiert hat, ihr eigenes Unternehmen als Keramikdesignerin.

Design-Preis gewonnen und in die Heimat zurückgekehrt

Bereits zuvor hatte sie mit der Produktserie Vaio den Publikumspreis im Rahmen des Wettbewerbs um den Sächsischen Staatspreis für Design gewonnen – ein großartiger Erfolg für eine junge Frau, der danach sicher die ganze Welt offen stand. Doch Judith Anders hat sich entschieden, in ihrer Heimatstadt zu bleiben – in Weißenberg, jenem kleinen und liebenswerten Städtchen zwischen Bautzen und Görlitz, das vor allem für sein Pfefferkuchenmuseum bekannt ist.

Dass sie nicht nach Mailand oder nach München gegangen ist, kann sie ganz einfach erklären: „Ich stamme aus Weißenberg, bin hier aufgewachsen und habe die ländliche Region schon in meiner Kindheit liebgewonnen. Ich denke, das war Grund genug, nach meinem Studium und Auslandsaufenthalt zurück in die Heimat zu ziehen.“

Und für die Art und Weise, wie Judith Anders nun ihr Geschäft aufbaut, sei Weißenberg gar kein schlechter Standort: Hatte sie doch hier die Möglichkeit, ein im Familienbesitz befindliches Haus mit Grundstück für ihre Zwecke auszubauen. Am Anfang des Jahres begannen die Arbeiten, nun sind sie weitgehend abgeschlossen: „Seit der vergangenen Woche arbeite ich hier in meiner eigenen Werkstatt.“

Aus flüssigem Porzellan entstehen kunstvolle Werke

Wobei der Begriff Werkstatt das, was Judith Anders hier mit Unterstützung ihrer Familie und der am Bau beteiligten Firmen geschaffen hat, nur unzureichend beschreibt. Zwischen den Regalen, auf denen sie ihre Arbeiten präsentiert, ranken Pflanzen Besitz ergreifend in den Raum. Einige der Schalen sind floral dekoriert oder bieten den Gewächsen sogar einen Lebensraum.

Judith Anders' Faszination für Blüten und Blätter bildete den Ursprung von allem: „Die Vergänglichkeit von Pflanzen im Kontrast zur Langlebigkeit von Keramik spielt in meinem Schaffensprozess eine wichtige Rolle“, sagt sie. Der an den Ausstellungsraum angrenzende Bereich bildet die eigentliche Werkstatt, hier zeigt Judith Anders gern, wie und mit welchem Material sie arbeitet. „Keramik wird ja oft mit der klassischen Töpferei auf der Drehscheibe gleichgesetzt. Mit der arbeite ich zwar auch, aber nicht hauptsächlich.“

Während sie das sagt, hebt sie einen Krug mit einer kakaoartigen Masse an. Die Schlieren an deren Oberfläche erinnern ebenfalls an florale Muster, sind aber vergänglich: Es handelt sich um flüssiges Porzellan, das Judith Anders in eine Form gießt. „Vom Gipsmodell über die Form bis hin zum fertigen Produkt mache ich alles selbst“, erklärt sie. Ein Prozess, der sich über Wochen und Monate hinziehen kann.

Offene Türen am vierten Adventssonntag

Was das bedeutet, zeigt Judith Anders im hintersten Raum, der den Brennofen beherbergt: „Die meisten Stücke werden gebrannt, danach glasiert und dann noch einmal gebrannt, um das gewünschte Aussehen und die notwendige Festigkeit zu erlangen.“ Unzählige Male geht Judith Anders mit ihrem Werkzeug über die noch nicht fertige Ware, um Grate zu entfernen und durch Schleifen der nicht glasierten Außenflächen den richtigen „Griff“ hinzubekommen.

Was nicht ihren eigenen Anforderungen entspricht, geht - sofern es noch nicht gebrannt ist - zurück in die Ausgangsmasse. „Porzellan hat ein Gedächtnis, es verzeiht keine Fehler.“ Farbigkeit entsteht bei ihr ausschließlich vor dem Brennen durch die Farbe des Materials. Wer dies alles miterlebt, dem wird klar, dass es sich bei den Produkten aus der Werkstatt von Judith Anders nicht um Billigware handelt, handeln kann. „Viele Stücke sind Unikate, werden zum Teil auch speziell auf Wunsch gefertigt“, erklärt sie. Es gibt aber auch Produkte für den Einstieg, zum Beispiel die Seelenwärmer, einfache kleine Windlichter, die Lust auf mehr machen sollen.

Für den vierten Adventssonntag lädt Judith Anders von 14 bis 17 Uhr alle Interessierten in ihre Werkstatt im alten Handwerkerhaus an der Ernst-Thälmann-Straße 17a ein. Neben dem Kennenlernen der Räume gibt sie auch Einblicke in die Entstehung ihrer Produkte. Natürlich kann auch gekauft werden. Feste Öffnungszeiten will sie zunächst nicht etablieren, auf Anfrage aber die Möglichkeit zum Besuch der Werkstatt bieten.