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Das erwarten Bautzens Jugendliche von der Politik

WLan in der Stadt, Treffpunkte, mehr Umweltprojekte: Was sich Bautzener Jugendliche wünschen - und wie sie dafür selbst aktiv werden.

Von Theresa Hellwig
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Alexander Kriedel, Katja Kluge und Laeticia Gust (v.l). engagieren sich beim Bautzener Jugendforum. Mit Sächsische.de haben sie darüber gesprochen, was sie von der Politik erwarten.
Alexander Kriedel, Katja Kluge und Laeticia Gust (v.l). engagieren sich beim Bautzener Jugendforum. Mit Sächsische.de haben sie darüber gesprochen, was sie von der Politik erwarten. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Um Bautzen für Jugendliche schöner zu machen, da sind sich Laeticia Gust, Alexander Kriedel und Katja Kluge einig, könnte einiges getan werden. Das fange an bei freiem WLan in der Stadt, das fehlt. Gehe weiter über digitale Tafeln, die an einigen Schulen noch nicht vorhanden sind und an anderen zum Teil nur spärlich genutzt werden. Den drei Mitgliedern des Bautzener Jugendforums fehlt aber auch ein Treffpunkt für Jugendliche. Und Gemeinschafts-Gemüsebeete in der Stadt könnten ein Begegnungsort sein – und Umweltverständnis fördern.

Gerade letzteres sind Projekte, mit denen sich - so oder so ähnlich – die drei Jugendlichen beim Jugendforum befassen. Seit vergangenem Jahr engagieren sie sich dort, gemeinsam mit sieben anderen Jugendlichen. Dabei verwalten sie einen eigenen Topf von Fördermitteln aus dem Programm „Partnerschaft für Demokratie“, die sie für Jugend-Demokratie-Projekte in Bautzen verteilen dürfen. Sie entscheiden, welche Anträge sie bewilligen – und sie können auch eigene Projekte einbringen.

Jugendforum hilft bei der Organisation der U-18-Wahl

Ein Projekt, das ihnen gerade besonders am Herzen liegt, ist die U-18-Wahl. Das organisieren die Jugendlichen gemeinsam mit den Streetworkern vom Verein Pro Chance. Die U-18-Wahl soll in Bautzen voraussichtlich vom 13. bis zum 15. September stattfinden. Wo genau die Jugendlichen abstimmen können, steht noch nicht endgültig fest – vermutlich aber am Theaterplatz, im Allendeviertel und im Stadtteil Gesundbrunnen. So zumindest haben sich das die Jugendlichen überlegt.

„Es geht darum zu lernen, wie eine Wahl funktioniert“, erklärt die 16-jährige Laeticia Gust. „Was würden junge Leute wählen, wenn sie könnten?“ Und die 19 Jahre alte Katja Kluge ergänzt: „Wir möchten wissen, was andere Jugendliche gerade interessiert. Wie stehen sie zu dem Umbruch der Parteien?“ Für Jugendliche, die noch nicht so recht wissen, wo sie sich politisch verorten, soll es vielleicht sogar einen eigenen Wahl-O-Maten geben.

Ärger über Absage der Fördermittel für Festival

Dass die drei beim Jugendforum engagierten Jugendlichen schon recht genau wissen, was sie wollen, wird schnell deutlich. Das Festival „Bouncen in Bautzen“ ist zum Beispiel etwas, was die drei bewegt. Dafür gab es gerade eine Fördermittelabsage vom Finanzausschuss des Stadtrates. Nun steht die Kritik im Raum, dass ein Bündnis von AfD, Bürgerbündnis, CDU und FDP im Stadtrat das Projekt blockiert. Denn der Förderung aus dem Programm der Partnerschaft für Demokratie war vom zuständigen Begleitausschuss längst zugestimmt worden.

Weil die Summe aber knapp über 2.500 Euro Förderung lag, musste sie noch einmal durch den Finanzausschuss gehen. Und Stadträte aus besagten Fraktionen votierten dagegen. Sie begründen das damit, dass die Lausitzer Ortsgruppe von „Ende Gelände“ das Festival unterstützt, und kritisieren, dass Ende Gelände linksextrem sei. Im sächsischen Verfassungsschutzbericht taucht die Gruppierung aber nicht auf, die Berliner Ortsgruppe wird jedoch vom dortigen Verfassungsschutz so eingestuft.

Zwar heißt es mittlerweile, dass das Festival trotz Fördermittelabsage stattfinden soll - ein neuer Antrag ist gestellt worden. Dennoch: „Die Absage finden wir nicht gut“, sagt Katja Kluge. „Bouncen in Bautzen ist mal ein cooles Projekt für Jugendliche. Davon gibt es viel zu wenig in Bautzen. Und das einzige, das es gibt, wird abgelehnt.“ Und Laeticia Gust sagt: „Wir sind gegen Extremismus.“

Es soll mehr für die Umwelt getan werden

Für das Festival haben sich schon viele junge Bautzenerinnen und Bautzener Beiträge und Projektideen ausgedacht; die Jugendlichen aus dem Jugendforum unterstützen sie dabei. Zum Beispiel Fahrradfahren, um Strom zu erzeugen oder Graffiti mit Moos gestalten, um zeigen: Es muss nicht immer die Chemiekeule sein. Einen Kräuterkurs soll es geben und Workshops, in denen aus alten Dingen Neues hergestellt wird.

Aus diesen Projekten, die die Jugendlichen aufzählen, ist ein Thema herauszuhören, was den dreien besonders wichtig ist: die Umwelt, die Natur – und wie das alles in Zukunft aussieht. „Natürlich müssen wir ökologischer werden“, sagt Laeticia Gust. „Das hilft uns allen, wenn wir noch eine Weile gut auf dieser Welt leben können – und alle zu essen haben.“ Und der 22 Jahre alte Alexander Kriedel pflichtet ihr bei: „Es ist gut, dass sich bei Fridays for Future Leute dafür einsetzen, dass wir etwas tun für unsere Erde.“

Eine Plattform für den Austausch zu LGBTQI+

Ja, und ein Thema gibt es noch, das den dreien unter den Nägeln brennt. Da sei sogar schon ein erstes Projekt umgesetzt worden. Es geht um LGBTQI+; die Rechte für und Sichtbarkeit von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans, queeren, intersexuellen und anderen Menschen. „Mit der Jugend-Ideenkonferenz haben wir einen Discord-Channel eingerichtet“, sagt Laeticia Gust. Dort können sich Jugendliche zu den Themen austauschen. „Discord ist eine sehr anonyme Austauschplattform“, erklärt Katja Kluge.

Sicher ist: Es gibt noch viele Themen und Projekte, die die drei Jugendlichen beschäftigen. Unsicher ist: Sehen andere unter 18 Jahre alte Bautzenerinnen und Bautzener alles wie diese drei? Das Ergebnis der U-18-Wahl im September soll es zeigen.