Bautzen. Fremder Lack an seinem Auto, Oberflächen-Schäden an auffälligen Stellen, ein Überwachungsvideo, das zeigt, wie der 80-Jährige an einem Novembertag versucht, sich in eine enge Lücke im Parkhaus des Bautzener Kornmarkt-Centers zu quetschen. Er merkt, dass er die Tür nicht mehr aufbekommt, setzt wieder zurück. Dabei passiert es: Er touchiert ein Nachbarauto an dessen vorderem Kotflügel. Er hört ein leises Geräusch. Beim Vorbeifahren schaut er nochmal ganz genau hin: Glück gehabt, nichts passiert.

1.287 Unfälle beim Ein- und Ausparken passierten laut Polizei im Landkreis Bautzen im Jahr 2023. Obwohl Rentner häufig daran beteiligt sind, verteilen sich die Unfälle über sämtliche Altersgruppen. Durchschnittlich entsteht bei solchen Unfällen ein Schaden von rund 2.000 Euro.

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Vorfall im Kornmarkt-Center bekommt der Senior plötzlich Post von der Justiz. Ein Strafbefehl über 1.500 Euro wegen unerlaubtem Entfernen vom Unfallort, das entspricht etwa einer Nettomonatsrente. Doch er ist sich sicher: "Die Schäden an dem anderen Auto wurden nicht von mir verursacht, die waren schon vorher da." Die Versicherung will die beiden Autos testweise gegenüber stellen, doch die Geschädigte lehnt ab. Der Bautzener Rentner legt Einspruch gegen den Strafbefehl ein und nimmt sich einen Vertragsanwalt des ADAC. "Die Berührung war für mich kein Unfall, deshalb habe ich den Vorfall auch nicht als Unfall wahrgenommen", sagt er vor Gericht. Doch die Richterin sieht das anders. Was droht dem Rentner nun und wie hätte er sich besser verhalten können?