Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
SZ + Bautzen

Das Schloss in Radibor bekommt jetzt ein neues Dach

Ein Berliner Landschaftsarchitekt saniert das Radiborer Schloss Stück für Stück. Wie der Stand der Arbeiten ist und wofür die Räume künftig genutzt werden sollen.

Von Uwe Menschner
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Christa Kämpfe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übergibt dem Eigentümer des Radiborer Schlosses, Florian Heilbronner, einen Fördermittelbescheid für die Sanierung der Kavaliershäuser im Schlosspark.
Christa Kämpfe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz übergibt dem Eigentümer des Radiborer Schlosses, Florian Heilbronner, einen Fördermittelbescheid für die Sanierung der Kavaliershäuser im Schlosspark. © Uwe Menschner

Radibor. Beim Betreten der Baustelle des Radiborer Schlosses wirkt es auf den ersten Blick so, als habe sich im zurückliegenden Jahr seit Spätsommer 2023 nicht viel verändert. Die Räume im Untergeschoss präsentieren sich entkernt, die Wände sind teilweise bis auf das Mauerwerk freigelegt. An anderen Abschnitten lassen sich noch zahlreiche Farbschichten erkennen, die im Laufe der Jahrhunderten aufgetragen wurden. „Das alte Schloss ist wie eine Festplatte, und man muss versuchen, die Dateien zu öffnen und zu lesen“, erklärt Florian Heilbronner. „Wir sind dem alten Schloss auf der Spur, von dem es keine Zeichnungen oder Pläne mehr gibt“, so der Berliner Landschaftsarchitekt, der das historische Gemäuer 2021 erworben hatte und seitdem daran arbeitet, es in neuem Glanze wieder auferstehen zu lassen.

Von oben, aus dem Dachgeschoss, klingt gedämpfte Musik, Stimmen dringen herunter. Denn natürlich wird im Radiborer Schloss kontinuierlich gearbeitet, auch wenn sich die Änderungen des Erscheinungsbildes nur langsam und Stück für Stück einstellen. Im ersten Obergeschoss zeigt Florian Heilbronner auf eine Stahlkonstruktion in der oberen Ecke des Gemäuers. „Wir befinden uns im vierten Jahr der statischen Ertüchtigung und haben die Fassade mit Zugankern an den Querwänden befestigt, Stahlträger im Dach eingebaut sowie die Ecken versteift“, berichtet der Eigentümer.

Außenwände des Obergeschosses drohten abzustürzen

Damit will er einem Konstruktionsfehler aus der Ursprungszeit entgegen wirken: „Das Schloss wurde so gebaut, dass das gesamte Gewicht des Daches auf der Fassade lastet und nicht in die Wände abgeleitet wird.“ Die fatale Folge: Die Außenwände im Obergeschoss gerieten aus dem Lot und drohten abzustürzen. Nur eine Notsicherung bewahrte das Schloss vor diesem Schicksal. Die eingeleiteten Maßnahmen verfolgen das Ziel, die Last von der Fassade abzuleiten und die Wände, die nunmehr das Gewicht tragen, zu verstärken. Rückgängig machen lässt sich die „Verformung“ allerdings nicht.

Die größte Gefahr ist also gebannt. Florian Heilbronner und die von ihm beauftragten Bauleute konnten somit an den Neuaufbau des Daches gehen, der zurzeit in vollem Gange ist. Ein Abriss mit kompletter Neuerrichtung, wie von vielen Seiten vorgeschlagen, kam für Florian Heilbronner nicht in Frage. So mischen sich jetzt Holzbalken aus der Entstehungszeit im 16. Jahrhundert mit neuen Balken, die für die notwendige Stabilität sorgen. Parallel arbeitet der Eigentümer gemeinsam mit seinen Fachplanern und Architekten an einem detaillierten Sanierungskonzept, das jeden Raum einzeln betrachtet: „Was bleibt erhalten, wird wieder hergestellt oder muss verschwinden?“

Denkmalschutzstiftung fördert Sanierung der Kavalierhäuser

Eine regelmäßige Besucherin des Radiborer Schlosses ist bereits seit vielen Jahren Christa Kämpfe, die Bautzener Ortskuratorin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). „Wir haben in unserer Stiftung den Slogan ‚Denkmale in Not‘. In der Vergangenheit hatte man das Gefühl, dass es sich dabei um einen Aufschrei dieses Hauses handelt“, erklärt sie. Umso mehr freut sich Kämpfe, die viele Jahre die Denkmalschutzbehörde in Bautzen geleitet hat, über die aktuelle Entwicklung. Bei ihrem jüngsten Besuch Anfang September 2024 brachte sie die Zusage einer Förderung der DSD in Höhe von 25.000 Euro für die Sanierung der Kavaliershäuser im Schlosspark mit.

„Gott sei Dank gibt es noch kleine und große Wunder und beherzte Menschen, die es sich zutrauen, ein solch großes Projekt zu übernehmen“, sagte sie sichtlich bewegt bei der Übergabe an Florian Heilbronner. Dabei konnte die Ortskuratorin auch jüngst erfolgte Veränderungen am Äußeren des Schlosses in Augenschein nehmen: „Seit zwei Wochen sind die Dachgauben wieder sichtbar, und die Krone des Wappens auf dem Ziergiebel in der Mitte wurde vor zwei Tagen aufgesetzt“, so der Eigentümer, der mit Letzterer allerdings noch nicht restlos zufrieden ist.

Schloss soll künftig zum Übernachten und Feiern genutzt werden

Die Kavaliershäuser, die einst zum Lustwandeln im Schlosspark genutzt wurden, müssen noch etwas warten, denn nach wie vor hat das Haupthaus der Schlossanlage die oberste Priorität. „Noch etwa ein Jahr werden wir für den Rohbau benötigen, bevor wir an den Innenausbau gehen können“, kündigt Florian Heilbronner an. Am bereits von Beginn an avisierten Nutzungskonzept hält er fest: „Wir wollen die Anlage als Wohnschloss oder auch für Feierlichkeiten vermieten. Sie wird Übernachtungsmöglichkeiten für zwölf und eine Gesamtkapazität für etwa 200 Personen bieten.“

Damit knüpft Florian Heilbronner an eine Tradition an, denn bereits in früheren Jahrhunderten befanden sich im Dachgeschoss kleine Kammern, die auf der Durchreise genutzt werden konnten – „eine Art BnB für junge Adlige.“ Auch der Schlosspark mit den beiden Kavaliershäusern soll sich in dieses Konzept einfügen, eines von beiden soll auch als Standesamt gewidmet werden. Hinsichtlich des Zeitplans setzt sich Florian Heilbronner nicht unter Druck: „Wir rechnen 2027/2028 mit der Fertigstellung, es kann aber auch später werden.“ Eines ist sicher: Bis dahin werden sich auch die Räumlichkeiten im Inneren des Schlosses gewaltig verändert haben…