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„Ich will Bildung und Verwaltung digitalisieren"

Vize-Landrat Udo Witschas (CDU) tritt am 12. Juni zur Landratswahl im Kreis Bautzen an. Im Interview spricht er über seine Ziele und seine Aussagen zur Pflegeimpfpflicht.

Von David Berndt
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Der erste Beigeordnete des Landkreises Bautzen Udo Witschas tritt am 12. Juni zur Landratswahl an; als einer von vier Kandidaten.
Der erste Beigeordnete des Landkreises Bautzen Udo Witschas tritt am 12. Juni zur Landratswahl an; als einer von vier Kandidaten. © Steffen Unger

Bautzen. Am 12. Juni stellt sich Udo Witschas (CDU) zur Landratswahl im Kreis Bautzen. Der 50-Jährige kommt aus Lohsa und war dort von 2001 bis 2015 hauptamtlicher Bürgermeister. Seit 2016 ist er erster Beigeordneter des Landkreises Bautzen. Er ist verheiratet, und in seinem Haushalt leben vier Kinder.

Udo Witschas tritt gegen Einzelbewerber Tobias Jantsch, Alex Theile (Linke/SPD/Grüne) sowie Frank Peschel (AfD) an. Amtsinhaber Michael Harig (CDU) steht nicht mehr zur Wahl.

Im Interview mit Sächsische.de erklärt er, warum er Landrat werden will, welche Ziele er für den Landkreis Bautzen hat und wie er sein Amt führen möchte.

Herr Witschas, warum wollen Sie Landrat werden?

Weil ich die gute Entwicklung, die der Landkreis Bautzen bisher genommen hat, fortführen und die künftigen Herausforderungen, aber auch die wichtigen Aufgaben in unserem Landkreis lösen will. Damit sich unsere Heimat weiterhin gut entwickeln kann.

Welche Aufgaben sind das?

Ich habe mich auf fünf wesentliche Dinge konzentriert. Das ist zum einen der Strukturwandel, den wir als Chance begreifen und nach vorne verkaufen müssen. Wir kriegen jetzt so viele Milliarden Euro, um die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Menschen hier gut und gerne leben können. Da geht es um gezielte Maßnahmen für vorhandene sowie die Ansiedlung neuer Unternehmen und Arbeitskräfte. Dazu müssen die A4 ausgebaut und die Bahnstrecke Dresden-Bautzen-Görlitz elektrifiziert werden.

Um welche Dinge geht es Ihnen noch?

Gute Bildung und Digitalisierung der Bildung. Wir haben als Landkreis Bautzen ungefähr zwei Drittel sämtlicher Investitionen in den letzten sieben Jahren im Hochbau für Schul- und Bildungseinrichtungen getätigt. Wir wollen hochqualitative Bildung ermöglichen. Ende 2024 werden wir alle Schulen in Trägerschaft des Landkreises mit der nötigen Hardware für die Digitalisierung ausgestattet haben. Damit wir nicht nur die Leuchttürme, sondern auch das Land stärken, wollen wir in Arnsdorf eine neue Oberschule bauen.

Udo Witschas würde die Vereinsförderung neu ausrichten

Wie wollen Sie das und andere Projekte mit der angespannten Haushaltslage finanzieren?

Wir haben kein Einnahme-, sondern ein Ausgabeproblem. Wenn wir die gesamten Zuschüsse zu den freiwilligen Leistungen in Höhe von ungefähr 29,5 Millionen streichen, hätten wir einen ausgeglichenen Haushalt, aber kein gesellschaftliches Leben mehr. Das geht nicht. Wir können im Freistaat Sachsen die kommunale Ebene nur bewahren und leistungsfähig halten, wenn wir bereit sind, am Finanzausgleich zu arbeiten und etwas zu verändern. So, dass die Städte und Gemeinden und damit auch Landkreise eine bessere finanzielle Grundausstattung bekommen.

Welche Themen sind Ihnen neben Strukturwandel und Bildung noch wichtig?

Ich sehe enorme Zuwächse in der Jugendhilfe, in den Hilfen zur Erziehung. Das ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Da läuft irgendwas schief. Ich bin davon überzeugt, dass der sogenannte Kitt der Gesellschaft unsere Vereine sind, die sich um den Nachwuchs kümmern, ob das nun Sport-, Kultur- und Heimatvereine oder unsere freiwilligen Feuerwehren sind. Sie machen alle Sozialarbeit. Die Kinder lernen Anstand, Respekt, Verantwortung, Pünktlichkeit und gegenseitige Hilfeleistung. Ich glaube, dass muss den Kindern wieder besser beigebracht werden. Das funktioniert am allerbesten im Ehrenamt, weil dort die Sozialarbeit und der Spaßfaktor zusammenkommen. Deshalb sollten wir die gesamte Vereinsförderung neu ausrichten.

Bleiben noch zwei Dinge übrig.

Wir werden am Ende des jetzigen Jahrzehnts etwa fünf bis zehn Prozent mehr Pflegefälle haben, aber viel zu wenig Fachkräfte. Also werden wir neue Wege gehen müssen, damit wir die Menschen betreuen können. Mein Lösungsansatz: flächendeckende Kinder-Senioren-Tagesstätten. Das Prinzip der ambulanten Tagespflege wird dabei um die Begegnung von Großeltern beziehungsweise Enkelkindern auf Tagesbasis ergänzt. Das entlastet die pflegenden Angehörigen und die Beschäftigten.

Und Ihr fünftes Ziel?

Ich will und werde die Verwaltung zu den Bürgern bringen, entweder online oder vor Ort. Unsere Feststellung ist, dass die Arbeitsproduktivität der Mitarbeiter in Telearbeit ungefähr zehn Prozent höher ist. Es ist familienfreundlich, und es ist für beide Seiten effizient. Wenn wir alle Verwaltungsprozesse Stück für Stück digitalisieren, sparen wir richtig Geld. Das Potenzial, was sich durch die Digitalisierung einspart, kann ich vor Ort einsetzen in Zusammenarbeit mit jeder Stadt- und Gemeindeverwaltung. Wenn der Bürger im Rathaus mit einem Mitarbeiter der Kreisverwaltung seinen Schwerbehindertenausweis ausfüllen kann, ist ihm doch enorm geholfen.