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So geht es mit dem Bildungsgut Schmochtitz weiter

Das Bistum Dresden-Meißen muss sparen. Das hat auch Auswirkungen auf das langjährige katholische Bildungs- und Begegnungszentrum bei Bautzen.

Von Miriam Schönbach
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Sebastian Kieslich war fünf Jahre Rektor des Bildungsgutes Schmochtitz. Ab 2025 wird der Bereich Erwachsenenbildung nur noch zu Gast im Haus sein.
Sebastian Kieslich war fünf Jahre Rektor des Bildungsgutes Schmochtitz. Ab 2025 wird der Bereich Erwachsenenbildung nur noch zu Gast im Haus sein. © Steffen Unger

Schmochtitz. Die Fenster im Erdgeschoss des Torhauses im Bildungsgut Schmochtitz sind weit geöffnet. Aus dem Saal dringen leise Stimmen, Zuhörer lauschen den Ausführungen eines Referenten. „Das sind die Priester aus dem Bistum Dresden-Meißen. Sie kommen hier einmal im Jahr zusammen, um Aktuelles zu besprechen und zu hören, was das Bistum bewegt“, sagt Rektor Sebastian Kieslich. Für ihn stehen in Schmochtitz die Zeichen auf Abschied. Auf den Dresdener wartet in der Landeshauptstadt eine neue Stelle im Bereich der Katholischen Erwachsenenbildung Sachsen (KEBS). Das Bildungsgut bei Bautzen bietet ab 2025 kein eigenes Bildungsprogramm mehr an.

Dieser Neustrukturierung ist ein langer Diskussionsprozess vorausgegangen. Die Katholische Kirche in Sachsen und Ostthüringen ist zu Einsparungen gezwungen. Denn ab 2026 stehen die Strukturgelder, die seit der Wende aus westlichen Diözesen in den Osten Deutschlands geflossen sind, nicht mehr zur Verfügung. Aus diesen Strukturmitteln in Millionenhöhe sind viele Zuschüsse auch in das Angebot des katholischen Bildungshauses in Schmochtitz geflossen.

140 Betten in 80 Zimmern und 11 Ferienwohnungen

Dazu gehörten um die 80 eigene Veranstaltungen im Jahr - von Kursen für Paare, Singles, Kirchenmitarbeiter und Führungskräfte über Radpilgerwochen bis zu Filmbesinnungstagen. Gut besuchte Klassiker der vergangenen mehr als 30 Jahre waren auch die „Schmochtitzer Bühne“, das Musikfest Schmochtitz und das „Schmochitzer Forum“. Auch viele Gäste außerhalb der katholischen Kirche nutzten das ehemalige Rittergut als Treff für Konferenzen oder Begegnungen. 140 Betten in 80 Zimmern und elf Ferienwohnungen sowie eigene Gastronomie rundeten den Betrieb der Anlage ab.

„Das Haus hat gut gewirtschaftet, trotzdem sind Defizite entstanden, und es musste bezuschusst werden. Deshalb hat man sich in den vergangenen Jahren angeschaut, wie man das Haus erhalten kann“, sagt Sebastian Kieslich. Höhere Energie- und Personalkosten für die rund 20 Mitarbeiter sowie Inflation sind nur einige Stichworte. Auch die Übernachtungszahlen erholten sich nach Corona nur langsam. 2019 standen im Bildungsgut 22.000 Übernachtungen in der Bilanz, 2023 waren es 15.000 mit steigender Tendenz. Eine Finanzierungslücke blieb trotz aller Bemühungen.

Neue Zielgruppen für Übernachtungen gesucht

Das Ziel der Konsolidierung heißt nun: Die Anlage soll mittelfristig eine schwarze Null schreiben. Dafür werden Bildungs- und Wirtschaftsbereich getrennt. Aktuell gibt es bereits einen Interimsgeschäftsführer, perspektivisch soll sich ein Experte aus der Hotellerie um Vermarktung, neue Zielgruppen und Neuaufstellung im Bereich Übernachtung, Tagungen und Veranstaltungen des einstigen Kirchenguts kümmern.

Unter dessen Dach soll aber weiter die Erwachsenen-Bildung ein Zuhause behalten. „Es ist gewollt, dass hier weiter Bildung stattfindet. Ich wünsche mir bei allen Veränderungen, dass hier Menschen weiter mit Glauben und Kirche in Berührung kommen, so wie es in den vergangenen Jahren gewachsen ist“, sagt Sebastian Kieslich.

Er folgte 2019 auf den langjährigen Rektor Peter-Paul Straube, der dem Bischof-Benno-Haus fast 25 Jahre vorstand. Die ursprüngliche Idee bei dessen Eröffnung 1992 war es, einen Ort für Begegnung von Gruppen aus dem Osten und Westen Deutschlands, aus Europa und der Region wie auch von Christen und Nichtchristen zu schaffen.

Seit 1992 Bildungs- und Tagungshaus des Bistums

Jener Begegnungsort soll Bestand haben. Der Noch-Rektor hofft, dass nach der jüngsten Novellierung des sächsischen Weiterbildungsgesetzes und der Erhöhung der staatlichen Fördermittel die kirchliche Erwachsenenbildung in Sachsen wachsen kann. „Wir wollen neben religiösen Inhalten Themen wie Prävention, Gesundheit sowie kulturelle, ökologische und politische Bildung anbieten. Wir müssen als Kirche in Zusammenarbeit mit weltlichen Weiterbildungsträgern mehr in öffentliche Räume gehen“, sagt Sebastian Kieslich.

Hinter dem Gut in Schmochtitz liegen schon zahlreiche Transformationen seit der Ersterwähnung im 14. Jahrhundert. Nach zahlreichen Oberlausitzer Adelsgeschlechtern erwirbt 1925 das wiedererrichtete Bistum Meißen das Areal mit 130 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche und gründet dort sein Priesterseminar. Daraus wird 1953 das Kirchengut Schmochtitz. Nach dem Wiederaufbau des Herrenhauses und der Sanierung einiger Gebäude entsteht 1992 das Bildungs- und Tagungshaus des Bistums.

Doch welche Seminare und Veranstaltungen wird es nun weitergeben? „Unser Programm für 2025 entsteht gerade. Ich kann mir gut vorstellen, dass es weiter die Filmbesinnungstage, die Single-Tage, den Oster- und den Tanzkurs gibt“, zählt Sebastian Kieslich Bestseller auf. Formate wie die Schmochtitzer Bühne oder das Schmochtitzer Forum zu Themen aus Religion, Politik und Gesellschaft ließen sich aus der neuen KEBS-Geschäftsstelle in Dresden nur schwer organisieren. Da seien dann die neuen Zuständigen vor Ort gefragt. Eine gute Nachricht gibt es für Konzert-Freunde: Das Musikfest Schmochtitz soll 2025 erneut stattfinden.