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Traditionsbäckerei Petzold in Großröhrsdorf beantragt Insolvenz

Der gerichtlich eingesetzte Verwalter sucht bereits einen Käufer für das mehr als 100 Jahre alte Unternehmen. 70 Mitarbeitende an 13 Standorten sind betroffen.

Von Ulrich Wolf
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Der Blick ins Archiv zeigt: Schon im Dezember 1994 fertigte die Bäckerei Petzold Pfefferkuchen in Form von Hexenhäuschen.
Der Blick ins Archiv zeigt: Schon im Dezember 1994 fertigte die Bäckerei Petzold Pfefferkuchen in Form von Hexenhäuschen. © SZ-Archiv/Wolfgang Wittchen

Dresden/Großröhrsdorf. 111 Jahre nach der Gründung steht die traditionsreiche Bäckerei Petzold in Großröhrsdorf vor einer ungewissen Zukunft. Die Bäckerei und Konditorei Petzold GmbH & Co. KG habe einen Insolvenzantrag gestellt, teilte Henry Girbig, Rechtsanwalt in der Wirtschaftskanzlei Tiefenbacher sowie vorläufiger Verwalter, auf Anfrage von Sächsische.de am Mittwoch mit.

Die 70 Mitarbeitenden erhielten für drei Monate ihre Löhne über das Insolvenzausfallgeld, sagte Girbig. Er sei bereits auf die Suche nach einem Investor. Die Bäckerei Petzold hat nach eigenen Angaben 13 Filialen: Drei sind in Großröhrsdorf, fünf in Dresden sowie jeweils eine in Bischofswerda, Elstra, Pirna, Pulsnitz und Stolpen.

Girbig sagte, Kostensteigerungen, Preisanpassungen und die Kaufzurückhaltung der Kunden hätten zu der finanziellen Schieflage geführt. Die Erlöse seien zurückgegangen. In einschlägigen Firmendatenbanken ist der Jahresumsatz zuletzt auf rund zwei Millionen Euro geschätzt worden.

Familienunternehmen in dritter Generation

Die Geschäfte der Bäckereikette leitet der 66-jährige Lutz Petzold. Er hatte die Firma im April 1979 von seinem Vater übernommen. 1996 ließ Petzold eine neue Produktionsstätte bauen. 2010 gliederte er den Geschäftsbetrieb aus seinem Privatvermögen aus und überführte ihn in eine Kommanditgesellschaft (KG). Er ist dort einziger Anteilseigner. Auch die haftende GmbH in der KG, die Petzold Verwaltungs-GmbH, gehört ihm. Damals machte das Unternehmen rund drei Millionen Euro Umsatz und gut 190.000 Euro Gewinn netto.

Lutz Petzolds Großvater Paul hatte die Bäckerei 1912 auf der Radeberger Straße in Großröhrsdorf gegründet. Das von der Familie ebenfalls geführte Café Edelweiss avancierte zu einer beliebten Adresse. 1958 hatte Lothar Petzold die Geschicke der Bäckerei übernommen. Nun überwacht Rechtsanwalt Girbig das Geschäft. Er hat Sonderkonten eingerichtet, um potenzielles Firmenvermögen für die Gläubiger zu sichern. Petzold selbst ist es verboten, über diese Sonderkonten zu verfügen.

Aktenzeichen: 531 IN 1158/23