Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Update Freital
Merken

Bannewitz sucht (s)ein Gesicht

1999 wurden zwölf Ortschaften zur Großgemeinde zusammengeführt. Ein Vierteljahrhundert später soll daran in besonderer Weise erinnert werden.

Von Roland Kaiser
 4 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Er ist es nicht, sucht aber fleißig mit: Bürgermeister Heiko Wersig bittet Menschen, die 1999 geboren wurden und in Bannewitz aufwuchsen, sich zu melden.
Er ist es nicht, sucht aber fleißig mit: Bürgermeister Heiko Wersig bittet Menschen, die 1999 geboren wurden und in Bannewitz aufwuchsen, sich zu melden. © Egbert Kamprath

Viele Menschen im Dresdner Süden können sich sicherlich noch an die Zeit erinnern, als Possendorf genau wie Bannewitz einen eigenen Bürgermeister samt Rathaus besaß. 1999 endete diese Ära mit dem Zusammenschluss beider Kommunen. Damit kamen, von Possendorf aus verwaltet, zwölf Ortschaften unter ein gemeinsames Dach. Im Herbst 2024 soll daran in besonderer Weise erinnert werden.

Dazu haben sich Bürgermeister Heiko Wersig (parteilos) und sein Team auf die Suche nach Einwohnern begeben, die damals das Licht der Welt erblickten und demzufolge so alt sind wie die Großgemeinde.

"Die Idee dazu entstand im Zuge der 700-Jahr-Feier in Hänichen", sagt der Kommunalpolitiker. "Bei der Auswertung der Veranstaltung kam zur Sprache, dass das Jubiläum '25 Jahre Großgemeinde Bannewitz' ebenso ins Bewusstsein der Einwohner gerückt werden sollte."

Recht schnell war klar: Ein Mensch beziehungsweise Gesicht verkörpert diese Epoche besser als alles andere. Wer sich angesprochen fühlt, darf sich gern an den Bürgermeister direkt wenden.

Er selbst, so erzählt es der erste Mann in Bannewitz, sei erst 2003 aus dem Poisental zugezogen. "Ich habe also nicht alle Jahre live mitbekommen." Deshalb ist er gespannt darauf, was er oder sie zu erzählen haben über ihre Kindheit und das Erwachsenwerden in der Fusionsgemeinde.

Eine Gemeinde mit viel Potenzial

Heiko Wersig rechnet fest damit, dass die Suche nach dem Bannewitzer Gesicht von Erfolg gekrönt sein wird. Eine kürzlich ausgewertete Sicherheitsanalyse, die nach dem Beitritt zum kommunalen Sicherheitsnetzwerk ASSKomm von der Verwaltung in Auftrag gegeben wurde, habe unter anderem ergeben, dass junge Leute eine gewisse Verbundenheit mit der Gemeinde pflegen. Aufgrund der Nähe zur Landeshauptstadt, der guten Verkehrsanbindung und des ländlichen Charakters der Ortsteile äußerten sich viele Menschen zufrieden mit ihrer Lebenssituation.

Bannewitz gilt als Kommune mit Perspektive. Dort soll in den kommenden Jahren weiterer Wohnraum entstehen. Gerade Familien müssen nach Einschätzung des Gemeindeoberhauptes aktuell schon echt Glück haben, um eine freie Wohnung in einem der zwölf Ortsteile zu finden.

Doch Abhilfe scheint in Sicht - vor allem in Possendorf. Dort wachsen derzeit an der B170 zwei Wohnhäuser aus dem Boden. Auf einer Brache, dem früheren BHG-Gelände, will ein anderer Investor ein ganzes Viertel mit 68 Wohnungen, Tiefgarage, Grünanlage und Spielplatz errichten lassen. Früheren Angaben zufolge könnte Ende 2028 beziehungsweise im darauffolgenden Jahr der Einzug erfolgen.

Abgesehen davon kann die Kommune künftig auch mit anderen Dingen punkten. Aktuell befindet sich am Ortsrand ein besonderes Gasthaus im Bau - ein BBQ-Restaurant im urigen Blockhausstil. Für die Gemeinde könnte sich dieses als zusätzlicher Anziehungspunkt erweisen und zusätzliche Einnahmen bei den Gewerbesteuern bescheren.

Am Ortsrand von Bannewitz entsteht derzeit ein BBQ-Restaurant im Westernstyle.
Am Ortsrand von Bannewitz entsteht derzeit ein BBQ-Restaurant im Westernstyle. © Egbert Kamprath
In Possendorf wiederum lässt ein privater Bauherr Wohnungen und Gewerbeeinheiten verwirklichen.
In Possendorf wiederum lässt ein privater Bauherr Wohnungen und Gewerbeeinheiten verwirklichen. © Egbert Kamprath
Noch nichts geht hingegen auf dem Gelände der früheren BHG in Possendorf. Dort sollen voraussichtlich ab dem kommenden Jahr Bauarbeiten starten.
Noch nichts geht hingegen auf dem Gelände der früheren BHG in Possendorf. Dort sollen voraussichtlich ab dem kommenden Jahr Bauarbeiten starten. © Daniel Schäfer
Für den Schlosspark in Nöthnitz ist die Gemeinde auf der Suche nach frischen Geldern. Im Zuge der BUGA 2033 könnten diese womöglich in das Anwesen fließen.
Für den Schlosspark in Nöthnitz ist die Gemeinde auf der Suche nach frischen Geldern. Im Zuge der BUGA 2033 könnten diese womöglich in das Anwesen fließen. © privat

Denn auf diese ist sie angewiesen, um auch künftig Investitionen durchführen, den Verwaltungsalltag bestreiten und beispielsweise auch Vereine in den Ortschaften finanziell unterstützen zu können. Aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage und rückläufiger Schlüsselzuweisungen vom Land sah sich die Kommune jüngst wie schon im Jahr zuvor dazu gezwungen, bei den Ausgaben auf die Bremse zu treten, wie es Bürgermeister Heiko Wersig formulierte. Das bedeutet, dass bereits vergebene Leistungen bezahlt und umgesetzt, jedoch keine neuen Dinge in Auftrag gegeben werden.

Gemeinderäte sollen grünes Licht für Erschließung geben

Vor diesem Hintergrund möchte Bannewitz weitere Firmen ansiedeln. Wobei mit der Erschließung eines neuen Gewerbegebietes an der Horkenstraße durch einen Privatmann inzwischen ein Anfang gemacht wurde.

Noch in diesem Monat, so verlautet aus dem Rathaus, soll der Gemeinderat für die notwendige Bausatzung grünes Licht geben. Dann steht der Umsetzung des Millionenprojekts nichts mehr im Wege.

Auf dem Gelände des früheren Rinderstalls laufen seit Monaten Abriss- und Beräumungsarbeiten. Sollten die Bürgervertreter ihr Okay erteilen, kann die Erschließung des rund fünf Hektar großen Areals erfolgen.

Doch damit ist das Ende der Fahnenstange längst nicht erreicht. Bannewitz zielt ebenso darauf ab, als Umlandgemeinde von Dresden die Bundesgartenschau (BUGA) 2033 mit auszurichten. Die Landeshauptstadt hatte im Vorfeld Partner gesucht. Profitieren von dieser Kooperation soll in erster Linie der Schlosspark in Nöthnitz, für den im Zuge der Vorbereitung auf das Megaereignis Fördermittel erhofft werden.

Alles in allem können die Leute in Bannewitz ein gutes Leben führen, davon zeigt sich Heiko Wersig überzeugt. Er hofft darauf, dass dies das gesuchte Gesicht der Großgemeinde ähnlich sieht. Beim ersten Rollertag - dem "Adventure on Wheels" -, der an das seit Ende der 90er Jahre in Dresden etablierte Nachtskaten anknüpft, soll es erstmals vorgestellt werden.

Zuvor jedoch geht es auf Rollschuhen und Inlinern quer durchs Gemeindegebiet. Sechs Kilometer sind am 27. September zu bewältigen. Der Start erfolgt 18 Uhr an der Dreifeldhalle in Bannewitz. Im Bürgerpark, so der Plan, klingt das Spektakel mit einer After Skate Party aus.