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Außergewöhnliche Akrobaten

Nieskys Turner haben sich in 40 Jahren deutschlandweit einen Namen gemacht. Möglich macht das eine Familie.

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Von Jens Trenkler

Gundram Hübner steht konzentriert in der Turnhalle an der Schulstraße in Niesky und beobachtet die Kinder und Jugendlichen des Akrobatik-Teams beim Training. Anspannung liegt in der Luft. Denn die Turner fiebern seit Wochen einem ganz besonderen Auftritt entgegen. Am Sonnabend feiert der Verein in Horka sein 40-jähriges Bestehen. Der heute 57-jährige Nieskyer Gundram Hübner hatte 1976 gemeinsam mit seiner Frau Heiderose ein Akrobatik-Team gegründet. Damals noch unter der Sportgemeinschaft Dynamo.

Viel Zeit ist seitdem ins Land gegangen und die Eheleute haben so manches Hoch aber auch Tief durchlebt. Der begeisterte Sportler, der in seiner Jugend als Leichtathlet unterwegs war, plaudert gerne darüber. Bei manchen Episoden hat der gestandene Metallbauer fast Tränen in den Augen. „Ich bin echt stolz, was wir hier in 40 Jahren erreicht haben. Wenn ich mir überlege, dass unsere ersten Trainingsstunden in einem kleinen Gang einer Schule durchgeführt wurden ist das schon krass.“ Da es keine richtigen Sanitäranlagen gab, mussten seine Schützlinge früher ihre Bedürfnisse zum Beispiel bei minus zwanzig Grad im Freien erledigen. Wie luxuriös sind da die Trainingsbedingungen heute in den Nieskyer Sporthallen.

Der Aufstieg des Vereins ist eng mit der Familiengeschichte der Hübners verwoben. Tochter Susann etwa trat frühzeitig dem Verein bei und konnte bei den deutschen Meisterschaften einen dritten Platz erringen. Derzeit lebt die junge Frau in Bayern und leitet dort selbst eine Kinderturngruppe. Auch heut ist die Sportgruppe nicht mehr aus dem Nieskyer Vereinsleben wegzudenken. Kaum eine öffentliche Veranstaltung findet ohne die Akrobaten statt. Gearbeitet wird hier noch immer auf hohem Niveau. So konnten einige Mitglieder im Mix 2010 deutscher Meister werden und sich auch in den darauffolgenden Jahren zu den Erstplatzierten zählen.

Wie der Vereinsvorsitzende Gundram Hübner berichtet, ist die Truppe bunt gemischt. Das derzeit jüngste Mitglied sei gerade mal drei Jahre alt und beginnt beim Training mit den ersten Grundlagen. „Alles beginnt mit einer Rolle vorwärts und rückwärts. Dann kommen weitere Grundlagen und die ersten akrobatischen Einlagen dazu. Disziplin und Sicherheit sind dabei oberstes Gebot. Die Anspannung ist den Mädchen und Jungs beim Training in den vergangenen Wochen vor dem Jubiläum deutlich anzusehen gewesen. Am 24. September möchte der Verein mit seinen 60 Mitgliedern und vielen Gästen sein 40-jähriges Bestehen in der Reiterhalle in Horka feiern. Es ist ein über zweistündiges Programm, ab 15 Uhr, geplant. Das benötigt viel Vorbereitung.

Die Gäste dürfen sich auf verschiedene Darbietungen aus den Programmen der letzten vier Jahrzehnte freuen. Mit Zettel und Stift hat Gundram Hübner bereits die Bühne für den Auftritt geplant. „Dort kommt eine Sichtschutzwand hin, dort werden unsere Turnmatten verlegt.“ Der Mann, der alles so akribisch organisiert, denkt aber schon weit über den Sonnabend hinaus. Er will die Akrobaten auch in Zukunft in guten Händen wissen. „Lange werde ich den Posten des Vorsitzenden sicher nicht mehr besetzen“, sagt er. Neben den Trainingseinheiten kümmere er sich mit seiner Frau auch um die Auftritte und Wettkämpfe. Es war bislang fast ausschließlich ein Leben für den Sport. „Vieles ist zu Hause liegengeblieben und auf viele Aktivitäten habe ich verzichtet. Auch auf das bevorstehende Klassentreffen muss ich mal wieder verzichten, da unser Fest ansteht“, so Gundram Hübner.

Engagement liegt offenbar in der Familie. Denn am Sonnabend wird, zum Bedauern von Gundram Hübner, ausgerechnet sein Sohn in Horka fehlen. Den kennen viele Nieskyer unter seinem Künstlernamen „Kümmel“. „Mit seinen Auftritten verdient der Junge nun mal sein Geld“, sagt sein Vater. Dafür müsse man in der heutigen Zeit einfach Verständnis haben. Langeweile kennen die Hübners nicht.