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Wenn die Motivation Pause macht

Manchmal wird selbst der erklärte Traumjob langweilig, fehlt Schwung für neue Projekte. Was Mitarbeiter dann tun können – und wo Arbeitgeber gefragt sind.

Von Annett Kschieschan
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Manchmal ist einfach die Luft raus. Sich selbst immer wieder neu zu motivieren, kann bisweilen anstrengend sein. Arbeitgeber können ihrerseits einiges dafür tun, dass ihre Mitarbeiter gern zur Arbeit gehen.
Manchmal ist einfach die Luft raus. Sich selbst immer wieder neu zu motivieren, kann bisweilen anstrengend sein. Arbeitgeber können ihrerseits einiges dafür tun, dass ihre Mitarbeiter gern zur Arbeit gehen. © AdobeStock

Eine spannende Aufgabe, Aufstiegschancen, ein gutes Gehalt, kurze Wege und einige Benefits bietet der Arbeitgeber auch. Klingt nach einem Traumjob – und das war es am Anfang auch, betont Mark Gonzales. Nach ein paar Jahren allerdings musste sich der Umweltingenieur immer öfter zur Arbeit zwingen. „Mein Job war an sich nicht schlechter geworden, aber ich hatte immer weniger Lust, morgens auf Arbeit zu gehen“, erzählt der 40-Jährige. An Problemen im Privaten habe das nicht gelegen. „Es war einfach irgendwie die Luft raus“, bringt er es auf den Punkt.

Solche Motivationstiefs sind im Arbeitsleben gar nicht selten. Oft haben sie mit den täglichen Routinen zu tun. Die sind grundsätzlich nichts Schlechtes. Sie geben Sicherheit, sind ein gutes Fundament für die stressigeren Phasen im Job. Ist aber der ganze Arbeitstag in immer gleiche Abläufe unterteilt, kann das auch für Langeweile und Frust sorgen. Aber auch das Gegenteil – ständig wechselnde Projekte, hohe Stressspitzen und viele spontane Termine – kann am Ende zum Motivationskiller werden. Wichtig sei es, ein gutes Maß zu finden, sagen Psychologen. Dieses Maß ist individuell und hängt von den persönlichen Bedürfnissen ab. „Wenn Sie immer nur darauf fixiert sind, das nächste Ziel zu erreichen, werden Sie Ihren Karriereweg immer nur als Belastung empfinden“, sagt etwa Christian Richter von der Beratungsplattform „Karriereservice“.

Die eigenen Ziele klar definieren

So sei der Spruch „Der Weg ist das Ziel“zwar im Kern richtig, wichtig sei es aber auch, bereits erreichte Ziele wertzuschätzen und das eigene Hamsterrad nicht pausenlos anzutreiben.

Aber wie findet man nun den richtigen Weg, um motiviert zu bleiben, nicht stehenzubleiben, aber auch nicht im Burnout zu landen? Ein Anfang kann ein ehrlicher Blick auf die eigenen Wünsche sein. Will man wirklich einen Führungsjob oder hat man nur das Gefühl, das Streben nach Verantwortung gehöre im Arbeitsleben nun mal dazu? Ist ein Beruf, bei dem man viel unterwegs ist, auch nach fünf Jahren noch aufregend oder nervt es irgendwann nur noch, große Teile des Lebens im Auto oder Zug zu verbringen? Stimmen die Eckpfeiler – also der Arbeitsinhalt, der Lohn, Arbeitsweg und -zeit – ist die Grundlage für eine gute Motivation gelegt. Intrinsische, also ganz persönliche Gründe, sind dabei genauso wichtig wie extrinsische Faktoren, bei denen der Arbeitgeber am Zug ist. Bei Letzteren steht das Gehalt ganz oben auf der Prioritätenliste. Fast genauso wichtig ist heute aber auch Flexibilität, die sich meistens an den Arbeitszeiten, aber zum Beispiel auch an der Möglichkeit, auf Wunsch im Homeoffice zu arbeiten, festmachen lässt. Auch vermeintliche Kleinigkeiten wie die freie Gestaltung des eigenen Arbeitsplatzes können hier eine Rolle spielen. Während der klassische Obstkorb und der Tischkicker im Pausenraum heute kaum noch jemanden besonders motivieren, werden die sogenannten Benefits immer wichtiger. Diese Vorteile für Mitarbeiter können die vom Arbeitgeber bezahlte Mitgliedschaft im Fitnessstudio oder das günstige Jobrad sein. Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Mercer sind 60 Prozent der jungen Arbeitnehmer sogar bereit, für wirklich gute Benefits auf eine Gehaltserhöhung zu verzichten.

Dabei sind geldwerte Vorteile das Eine, deutlich zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung ist das Andere. Auch hier ist der Arbeitgeber am Zug. „Nicht gemeckert, ist Lob genug“ – dieser Spruch hat in der modernen Arbeitswelt keinen Platz mehr. Wer gute Arbeit leistet, hat auch Lob verdient. Ein freundlicher Umgangston – unabhängig von Hierarchien – gilt ebenfalls als Grundlage für ein gutes Betriebsklima und wirkt nebenbei auch positiv auf die intrinsische Motivation der Mitarbeiter. Beides hängt ohnehin eng zusammen. Kluge Personalabteilungen haben das im Blick.

Weiterbildung als Chance

Passt vermeintlich alles und die Motivation bleibt trotzdem im Keller? Dann hilft manchmal nur eine Pause. Das kann der Jahresurlaub sein, in dem das Diensthandy wirklich ausgeschaltet bleibt, oder ein Sabbatical, eine längere Auszeit vom Job. Mit etwas Abstand verändert sich der Blick auf die Arbeit und im Idealfall wächst die Lust, wieder einzusteigen. Als guter Hebel in Sachen Motivation gilt auch die Weiterbildung. Neues zu lernen, kann Schwung in den Berufsalltag bringen. So war es bei Mark Gonzales. „Mein Arbeitgeber hatte mir eine Seminarreihe vorgeschlagen, die eigentlich nur am Rande mit meinem Fachgebiet zu tun hatte. Ich habe es trotzdem gemacht und plötzlich neue Möglichkeiten entdeckt, meine eigenen Projekte zu erweitern. Ich hatte plötzlich wieder richtig Lust, loszulegen“, erinnert sich der Ingenieur.