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Pirnaer Geschichte hautnah: Ein Verein belebt alte Zeiten

Ein Verein in Pirna lässt Geschichte lebendig werden: Mit dem Heimatspiel „Der Retter“ bringen Laienschauspieler die dramatischen Ereignisse von 1639 zurück auf den Marktplatz der Stadt.

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© Mike Jäger

Geschichte erlebbar gemacht: Ein Verein engagiert sich

Am 7. und 8. September erwecken rund 85 Laienschauspieler die Geschichte des Pirnaer Apothekers Theophilus Jacobäer zum Leben, der die Stadt 1639 vor der Zerstörung durch schwedische Truppen bewahrt haben soll. Seit April proben sie wöchentlich, um das Spektakel an der Ostseite des Rathauses auf dem Marktplatz der Stadt zu präsentieren – mit Schauspiel, Reiterei, Tanz, Gesang und Kampf.

Der Vorstand kann dabei aufatmen: Rund 9000 Euro sind zusammengekommen, um das historische Heimatspiel „Der Retter“ für die Pirnaer und ihre Gäste aufzuführen. Die Finanzierung deckt die Kosten für den Auf- und Abbau der Bühne, Technik für Funkmikrofone, Versicherungen, Absperrungen und Sicherheitsdienste. Außerdem müssen historische Kostüme und Requisiten bezahlt werden. Allein durch die Mitgliedsbeiträge wäre das nicht machbar, erklärt Schatzmeister Steffen Frenzel, der als Rettungsassistent arbeitet. Der Verein erhält Fördermittel von der Stadt Pirna und ist dankbar für die Unterstützung von Sponsoren wie der Schlosserei Thiele, der Volksbank und dem Zerspanungsspezialisten FGW. Auch der Reitverein Jessen trägt mit Reitern und Pferden zum Erfolg bei. Dennoch sind weitere Sponsoren und neue Mitstreiter stets willkommen.

© Mike Jäger
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Von den Proben bis zur Aufführung: Gemeinschaftsleistung auf der Bühne

Seit dem vergangenen Jahr führen Ulrich Karsch und Kristina Fleischer gemeinsam Regie. Der inzwischen 70-jährige Karsch spielt seit der ersten Wiederaufführung im Jahr 2001 die Rolle des schwedischen Obristen Samuel Österling. Viele der ursprünglichen Mitstreiter wurden von Reiner Bohrig, dem damaligen Spielleiter, eingeladen. Bohrig, der das Stück bis 2022 leitete, war bereits 1958 bei der Aufführung zur 725-Jahrfeier der Stadt begeistert. Das Stück selbst, das auf historischen Ereignissen basiert, wurde in den 1930er Jahren von dem Pirnaer Lehrer Alfred Wagner geschrieben und zur 700-Jahrfeier der Stadt uraufgeführt.

Ende der 1990er Jahre, als der Wunsch nach einer erneuten Aufführung laut wurde, formierte sich unter dem Dach des Pirnaer Stadtfestvereins eine Arbeitsgruppe. Schnell wurde klar, dass das Stück nicht nur einmalig aufgeführt werden sollte. Es stellte sich die Frage nach den Requisiten, die zum Teil in den Babelsberger Filmstudios nicht ausgeliehen werden konnten. „Wir haben sie schließlich selbst angefertigt oder anfertigen lassen. Viele spätere Mitspieler wurden so in den gesamten Prozess eingebunden“, erinnert sich Schatzmeister Frenzel. Seit dem Pirnaer Stadtfest 2001 wird „Der Retter“ jährlich mit gleichbleibendem Erfolg aufgeführt, unterbrochen nur von einer kurzen Corona-Pause. Spielleiter Karsch ist überzeugt: „Es ist eine tolle Sache für die Heimatstadt. Wenn wir in die zufriedenen Gesichter der Zuschauer sehen, dann lohnt sich all die Mühe.“

Vereinsvorsitzender Volker Großmann ergänzt: „Als sich der Stadtfestverein auflöste, gründeten wir im November 2009 den Verein ‚Der Retter der Stadt Pirna – Theophilus Jacobäer‘“. Großmann, der eine Bildungszentrale in Pirna leitet, übernimmt in dem Stück die Rolle des Bürgermeisters Raffs und manchmal auch die des Apothekers Jacobäer, die auch von Konrad Schleicher verkörpert wurde. „Das Stück lebt jedoch nicht nur von den Hauptrollen, sondern auch von den vielen kleineren Rollen und dem Engagement der Vereinsmitglieder“, betont Ulrich Karsch. So ist zum Beispiel Schlossermeister Andreas Thiele mit seiner Frau Jana und drei Kindern dabei. Karsch, der bis 2018 ein Ingenieurbüro für Straßen- und Tiefbau führte, kennt mittlerweile fast alle Rollen auswendig.

© Mike Jäger
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Eine Tradition mit Zukunft: „Der Retter“ als kulturelles Erbe der Stadt

Der Verein ist in Pirna nicht nur durch „Der Retter“ präsent. Jährlich im Frühjahr posiert die bunt gemischte Schauspieltruppe in historischen Kostümen auf dem Marktplatz als „lebendiges Canaletto-Bild“. Auch der Kanonenschuss zur Eröffnung des Stadtfestes ist beliebt. Bei der Pirnaer Hofnacht verwandelte der Verein den Zollhof in ein „Schwedenlager“. Auf Anfrage wirken die Vereinsmitglieder auch gern bei anderen Anlässen mit.

Kontakt

„Der Retter der Stadt Pirna – Theophilus Jacobäer“ e.V.
Obere Burgstraße 6b
01796 Pirna

Mail: [email protected]

Web: www.der-retter.de