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Ein Zahlungsmittel vor 100 Jahren: diesen Wert haben die alten Kaffeemarken der Porzellanmanufaktur

Die Kaffeemarken, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Zeiten der Inflation als Zahlungsmittel in der Porzellanmanufaktur Meißen genutzt wurden, haben mittlerweile einen hohen Wert.

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Glaubt man heute den Verantwortlichen, ihren Schreibern und Verkündern ist Inflation gar nicht mal so schlecht. Auch wenn es keinen hundertjährigen Kalender gibt: Irgendetwas war aber 1922/1923. Naja, das sei für die politischen Eliten dahingestellt. Das einfache Volk hatte zu leiden und ging letztlich auf die Straße.

Wie sollte man in solchen Situationen überleben und die Wirtschaft am Laufen halten? Da war viel Einfallsreichtum gefragt.

„Einen Kaffee bitte.“

„Ja gern, haben Sie auch eine Porzellanmarke?“

Auf diese Weise oder ganz ähnlich, müssten einst einmal die Kundengespräche in der Kantine der Porzellanmanufaktur Meißen abgelaufen sein. Nach dem 1. Weltkrieg herrschte ja bekanntlich in ganz Deutschland ein großer Mangel am Münzgeld. Dazu brach dann noch 1923 eine Hochinflation aus.

Unbeständiges, ja fast wertloses Notgeld mit unfassbar hohen Summen aus Papier waren lange an der Tagesordnung. Die speziell hergestellten „Kaffeemarken“ aus Böttgersteinzeug® (Feinsteinzeug) und Biskuitporzellan, halfen in der Manufaktur den internen Zahlungsverkehr für alltägliche Dinge aufrechtzuerhalten.

Heute sind derartige Marken zum begehrten Sammelobjekt geworden, sprechen sie doch von einem speziellen Faktum der Betriebsgeschichte.

Hinweis: Böttgersteinzeug® ist eine eingetragene Marke der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen GmbH

Graubraun, Weiß, Schwarzbraun, poliert und mit grünem Perlrand

Wer also damals in der Manufaktur-Kantine zur Pause einen Kaffee trinken wollte, der musste sich zunächst vorher in der Betriebskasse eine oder auch gleich mehrere Kaffeemarken seiner Wahl kaufen. Spätestens im Jahre 1924 soll das der Fall gewesen sein, allerdings könnten sie auch schon Ende 1923 zum Einsatz gekommen sein. Hier gehen die Quellenangaben etwas auseinander. Sicher belegt ist jedoch der Begriff „Kaffeemarke“ seitens der Manufaktur.

Am Anfang waren die Marken noch mit zwei bzw. vier Pfennigen bewertet, später dann natürlich mehr. Als es später Pläne gab, die Kantine privat betreiben zu wollen, näherte sich das Ende der innerbetrieblichen Umlauffähigkeit. Die Kaffeemarken der Porzellanmanufaktur Meißen verloren am 1. Januar 1930 ihren Zahlungswert. Wenn sie es nicht schon vorher waren, nun waren sie endgültig für die Sammlerwelt interessant. Das Ende der Stücke ist jedenfalls aktenkundig belegt.

Offene Fragen bleiben

Im täglichen Gebrauch waren vermutlich nur die mit dem Stahlstempel geprägten Stücke aus Feinsteinzeug und Biskuitporzellan. Es gibt verschiedene Hinweise die darauf deuten, dass die Manufaktur damals hergestellte „Kaffeemarken“ für Interessenten und Sammler abgab. Viele interessierten sich für die numismatischen Produkte und kauften auf, wo es nur möglich war. Die Stückzahl der abgegebenen Wertmarken ist unbekannt geblieben.

Für eine Marke aus braunem Feinsteinzeug, hier gab es ja bekanntlich immer durch den Brand bedingte farbliche Unterschiede, bekam man in der Kantine einen Malzkaffee ohne Milch. Wer eine weiße Marke über den Tresen reichte, bekam dafür einen Malzkaffee mit Milch. Wer allerdings etwas tiefer in die Tasche gegriffen hatte und sich eine braune bzw. schwarzbraune Wertmarke mit polierter Kaffeebohne in der Mitte leisten konnte, der bekam nun einen „echten“ Bohnenkaffee eingeschenkt.

Nun, was ist daran wahr und was ist Legende? Genau wissen wir es nicht, denn all die Informationen darüber stammen von ehemaligen Manufakturisten, welche in dieser Zeit dort gearbeitet haben. Belegbare Aufzeichnungen gibt es dafür nicht. Rätselhaft bleiben ebenfalls die schwarzbraunen Kaffeemarken mit dem grünen Rand. Wozu waren sie da? Bekam man etwa dafür in der Kantine einen Bohnenkaffee mit Sahne und Zucker gereicht? Wir wissen es nicht.

Vorsichtig sollte man heute bei Stücken mit der polierten Kaffeebohne sein. Das Polieren konnte und kann man mit etwas Geschick selbst bewerkstelligen. Überprüfbar ist die Manipulation jedoch kaum, es sei denn, es kam bei der Politur zu Spuren, die z. B. auf ein „Einspannen“ hinweisen. Schauen Sie sich derartige Stücke also immer genau und ausgiebig an, denn erst dann beginnen sie zu erzählen! Im Internet gibt es ab und an Wertmarken im Angebot, die wie „glasiert“ aussehen. Auch hier sollte man lieber sein Geld sparen und sich mehr an die echten Kaffeemarken halten.

Sie wollen mehr zu den Kaffeemarken der Porzellanmanufaktur erfahren? Lesen Sie hier Teil 1.

Text: Reiner Graff

Quellenangabe:
Karl Scheuch, div. Kataloge, 1966, 1978.
Frank Ringleb, Katalog 1, Zur Geschichte der aus Böttgersteinzeug und Biskuitporzellan hergestellten Münzen und Jetons der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen, 2014.
Frank Ringleb, Katalog 2, Zur Geschichte der in der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meissen hergestellten Spenden- und Talermünzen aus Böttgersteinzeug und Biskuitporzellan, 2015.
Jürgen Schärer, Auf den Punkt gebracht – Porzellane für Meissen Max Adolf Pfeiffer zu Ehren, Meißen, 2000.
Steffen Förster in Manufakturisten als Bürger der Stadt Meißen, mit dem Beitrag Notgeld aus der Porzellan-Manufaktur für Meißen und Sachsen, Schriftenreihe des Stadtmuseums Meißen – Heft 7.
Caren Marusch-Krohn, Meissener Porzellan 1918-1933 die Pfeifferzeit, Edition Leipzig, 1993.
Peter Braun in Meissener Manuskripte XX, Böttgersteinzeug – Eine Meissener Faszination, Sandsteinverlag, 2007.

Stöbern Sie hier für weitere Informationen und Geschichten des Städtischen Bestattungswesens Meißen.

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