Partner im RedaktionsNetzwerk Deutschland
Anzeige

Falschgeld und die falsche Täterin: Eine Geschichte von 1869

Falscher Verdacht durch Quecksilber: Wie eine Leipziger Frau unschuldig in den Strudel der Falschmünzerei geriet.

 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!

Angeblich gefälschte Österreichische-Gulden-Stücke von 1859, brachten eine Frau in den Verdacht, solche zu verbreiten, wenn nicht gar herzustellen. Eine Leipziger Tageszeitung berichtete darüber. Allerdings, alle Anschuldigungen lösten sich recht schnell auf und die Frau kam wieder frei. Welche Mühlen man damals in einer kurzen Zeit in Bewegung setzen konnte, wenn man Falschgeld vermutete, dass berichten die Aufzeichnungen eines Steuerbeamten. Leider wurde damals bei der Berichterstattung die Stadt in der sich der Vorfall ereignet hatte, nicht vollständig aufgeführt und nur mit einem „P“ bezeichnet.

Ein Steuerbeamter berichtet

Heute Vormittag zahlte die Ehefrau des Maurers K. hier, Inhaberin eines Massenquartiers, an Steuern 4 Thaler und 6 Neugroschen in Silber hier ein. Darunter waren vier Oesterr. Gulden, von denen mir einer sofort auffiel durch seinen außergewöhnlichen Glanz, der besonders stark hervortrat, als ich den matten weißen, dem Reife an den Pflaumen im Spätherbst ähnlichen Überzug weggewischt hatte. Die nun vorgenommene eingehende Prüfung führte zu dem Resultat, dass der Klang bleiern, dass Gepräge unscharf, dass die Schrift wie ausgelaufen, und das Stück fettig war. „Das ist ein falscher Gulden! Wo haben Sie diesen Gulden her?“ „Den habe ich von Ihnen, Herr Steuereinnehmer, am Sonnabend bei der Auszahlung der Servisgelder mit anderen Gulden erhalten.“ „Das ist nicht möglich, den hätte ich sogleich als falsch erkannt und nicht wieder ausgegeben.“

Der Bürgermeister, dem ich Meldung machte, war mit den zufällig versammelten Ratsmitgliedern ebenfalls der Ansicht, dass der Gulden falsch sei. „Machen Sie sogleich Anzeige beim Königl. Gerichtsamt und nehmen Sie die Frau mit dahin, verordnete der Bürgermeister!“ Zuvor wird eine weitere Untersuchung des übrigen Geldes vorgenommen und da findet sich denn an zwei dergleichen Gulden, dass sie einen weißen Überzug haben. Sollten das etwa Spuren vom Abdrücken in einer Form, vielleicht von feinem weißen Thone, sein? Um Aufsehen zu vermeiden, ging ich ohne Polizei und unter freundlichster Zusprache mit der geängstigten Frau ins Amt.

Falscher Glanz?

Auch die Beamten des Bezirksgerichts waren der Meinung, dass der Gulden falsch sei. Einer der Assessoren ging mit mir zum Zwecke der Haussuchung dem K´schen Hause zu. Auf dem Wege dahin wurde bei dem als Taxator beim Gerichte verpflichteten Gold- und Silberarbeiter H. Halt gemacht, um dort ein sachverständiges Urteil über die Entstehung des falschen Guldens zu vernehmen. „Der Gulden ist falsch!“ (Sein Urteil nach einigem Beschneiden) „Es ist Komposition, viel Zinn, klingt auch nicht!“ Der zweite Gulden wird untersucht. „Der ist auch falsch!“ Darauf sagte der Steuerbeamte: „Ich denke, dass nur der erste falsch ist, die zwei anderen haben ja den gewöhnlichen Klang.“

Feuerprobe und die Erkenntnis

„Nun, da müssen wir wohl eine andere untrügliche Probe (mit Feuer) durchmachen.“

Das geschieht und – alle drei Gulden zeigen sich echt. Quecksilber war darüber gezogen, so lautet der Ausspruch des Sachverständigen. Wir verfügten uns noch ins K´sche Haus, um festzustellen, welche Bewandtnis es mit dem Quecksilber habe. Wir fanden in einem hölzernen Geldkästchen ein Röllchen Quecksilber, woran noch die Spuren vom Eindrücken des Gulden deutlich ersichtlich waren. Das Quecksilber war zum Einschmieren der hölzernen Bettstellen für die Soldaten zur Vertilgung der Insekten bestimmt. Der Apotheker bestätigt noch, dass Quecksilber das Gepräge bei Silbermünzen unscheinlich mache, den Klang nehme und einen eigentümlichen Glanz verleihe, was Alles nach einiger Zeit wieder verfliege. Die Frau wurde von ihrer Angst endlich befreit und die Aussicht auf eine Prämie für die Entdeckung einer wohlorganisierten Falschmünzerbande war dahin.

Soweit die Berichterstattung einer Leipziger Tageszeitung. Es ist schon interessant, wie man damals auf vermeintlich falsche Münzen reagierte. Die Verwendung von Quecksilber bzw. Quecksilberverbindungen, dienten einst als wirksames Desinfektionsmittel. Allerdings brachte es auch völlig Unschuldige in den Verdacht der Falschmünzerei.

Text: Reiner Graff / Numiscontrol

Stöbern Sie hier für weitere Informationen und Geschichten des Städtischen Bestattungswesens Meißen.

Sie interessieren sich für das Thema Tod? Der Ratgeber vom Krematorium Meißen beleuchtet die verschiedensten Themen und vermittelt nützliches Wissen. Er ist in allen Filialen kostenlos erhältlich oder auch online zu lesen.

© Autoren: Jörg Schaldach, Kristina Ruppert

Neues Buch: "Unser allerletzter Weg"

Wie unser letzter Weg vonstatten? Welche Vorbereitungen kann man für seine eigene Beerdigung treffen? Welche unterschiedlichen Möglichkeiten der Beerdigung gibt es überhaupt? Wie laufen Beerdigungen heute im Gegensatz zu damals ab?

Die Autoren Jörg Schaldach und Jürgen Helfricht vermitteln in ihrem Buch "Unser allerletzter Weg: Sterben - gestern, heute und morgen" alles Wissenswerte rund um das Thema Tod und Beerdigung.

Das Buch ist in allen Filialen des Städtischen Bestattungswesens Meißen sowie im Buchhandel erhältlich.

ISBN 978-3-96717-097-9 (Husum Verlag)

© Städtisches Bestattungswesen Meißen

Kontakt

Städtisches Bestattungswesen Meißen – Krematorium - Stammsitz

Nossener Straße 38 | 01662 Meißen
Tel. 03521/452077
www.krematorium-meissen.de

Städtisches Bestattungswesen Filiale Nossen

Bahnhofstraße 15 | 01683 Nossen
Tel. 035242/71006
nossen.krematorium-meissen.de/filiale-nossen.html

Städtisches Bestattungswesen Filiale Weinböhla

Hauptstraße 15 | 01689 Weinböhla
Tel. 035243/32963
weinboehla.krematorium-meissen.de/filiale-weinböhla.html

Städtisches Bestattungswesen Agentur Großenhain

Neumarkt 15 | 01558 Großenhain
Tel. 03522/509101
grossenhain.krematorium-meissen.de/agentur-grossenhain.html

Städtisches Bestattungswesen Agentur Riesa

Stendaler Straße 20 | 01587 Riesa
Tel. 03525/737330
riesa.krematorium-meissen.de/agentur-riesa.html

Städtisches Bestattungswesen Agentur Radebeul

Meißner Straße 134 | 01445 Radebeul
Tel. 0351/8951917
radebeul.krematorium-meissen.de/agentur-radebeul.html

© Städtisches Bestattungswesen Meißen