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Es ist ein Kraut gegen Fake-News gewachsen

An der TU Dresden werden Wege erforscht, für mehr Medienkompetenz in den sozialen Netzen zu sorgen und Manipulation aufzudecken.

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Im Netz kursieren mittlerweile ganz gezielt-manipulierte Nachrichten. Fake-News sind längst eine gefährliche mediale Waffe.
Im Netz kursieren mittlerweile ganz gezielt-manipulierte Nachrichten. Fake-News sind längst eine gefährliche mediale Waffe.

Zu viel Zucker und Fett in Lebensmitteln sind längst leicht zu erkennen. Fakenews in den sozialen Netzwerken hingegen nicht. Das liegt an der neuen Kennzeichnungspflicht für Lebensmittel; etwas ähnliches fehlt für Falschinformationen. Leider, findet Dr. Anna Sophie Kümpel. Sie ist Juniorprofessorin für „Digitale Medien und die Methoden ihrer Erforschung“ am Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden. „Wir forschen an Themen rund um diese gezielt gestreuten Fehlinformationen im Netz“, sagt sie. Aber sind denn Fakenews – also ganz bewusst ausgespielte manipulative Falschnachrichten – überhaupt zu erkennen?

„Es ist mitunter nicht so leicht“, weiß die Expertin. Denn natürlich nutzen diejenigen, die auf manipulierte Meinungsmache setzen ganz bewusst auf optische Mittel, die auch seriöse Nachrichten ausmachen. „Das Ganze sieht aus, als handle es sich um journalistische Produkte.“ Sind es aber nicht. Ein ganz besonderes Beispiel war bekanntlich der Wahlkampf 2020 in den USA, als Ex-Präsident Donald Trump gezielt seinen Einfluss auf den bekannten Fernsehsender Fox nutzte, um Wähler mit falschen Informationen – unter anderem rund ums Thema Corona – „zu versorgen“. Erfolgreich war das Ganze nicht. Andere Medien konnten die Fehlinformationen aufdecken.

Dr. Anne Sophie Kümpel | Juniorprofessorin für „Digitale Medien und die Methoden ihrer Erforschung“ am Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden
Dr. Anne Sophie Kümpel | Juniorprofessorin für „Digitale Medien und die Methoden ihrer Erforschung“ am Institut für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden

In den sozialen Netzwerken hingegen ist das nicht so einfach. „Weil hier zum Beispiel Algorithmen steuern, welche Themen Nutzer ausgespielt bekommen“, beschreibt Dr. Anna Sophie Kümpel. Heißt, wer auf Beiträge klickt, die bestimmte Vorurteile oder Meinungen verbreiten, bekommt auch künftig häufiger ähnliche Beiträge ausgespielt – und läuft so Gefahr, auch Fakenews zu diesen Themen zu sehen. „Das wird häufig als Filterblasen bezeichnet, in denen sich Nutzer bewegen“, so die Wissenschaftlerin. Die Glaubwürdigkeit dieser Meldungen erscheint für die Betroffenen oft groß; „das Streben nach Meinungs-Kongruenz spielt hier eine große Rolle“. Die Suche nach der Bestätigung der eigenen Meinung und Sichtweise also. Und das wiederum kann sich letztlich auch in der „echten“ Welt verstärken. Wenn diese Sichten dann mit Verweis auf angebliche Nachrichtenquellen in Diskussionen weitergegeben werden. „Eine gefährliche Entwicklung“, ist Dr. Kümpel überzeugt. Nicht zuletzt, weil bestimmte Kreise ganz gezielt gegen den sogenannten Mainstream und die vermeintlichen „Staatsmedien“ hetzen und sie der Unglaubwürdigkeit bezichtigen.

Gesellschaft muss und kann es lösen

Überzeugt ist sie allerdings auch davon, dass dagegen ein mediales und gesellschaftliches Kraut gewachsen ist. „Es geht darum, die Medienkompetenz zu stärken – und Menschen zu zeigen, wie sie den Wahrheitsgehalt und die Glaubwürdigkeit von Quellen prüfen können“, beschreibt die Dresdner Wissenschaftlerin. Die längst auch außerhalb des Uni-Kosmos‘ tätig wird. „Wir halten zum Beispiel Vorträge.“ Und sie hat erkannt, dass mittlerweile nicht mehr die Jugend die vermeintlich wichtige Zielgruppe für diese Aufklärungsarbeit ist. „Vielmehr sollten wir uns um Ältere kümmern, die nach und nach die sozialen Netzwerke und das Internet für sich entdecken – und genau hier eben auch auf Fakenews stoßen können!“ Gerade im Zusammenhang mit Corona sei dies immer wieder deutlich geworden, blickt Dr. Kümpel zurück.

Forschungsprojekt zu Senioren

Und so wird sie ab Oktober in Dresden ein durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstütztes Forschungsprojekt an der TU Dresden betreuen, „in dem es um genau dieses Thema geht“. Aus den Ergebnissen werden schließlich auch Handlungsmöglichkeiten erarbeitet, „die dann beispielsweise in Kampagnen münden können, die die Medienkompetenz stärken“. Und natürlich sei auch jeder Einzelne gefragt, ist Dr. Anna Sophie Kümpel überzeugt. „Wenn Verwandte in persönlichen WhatsApp-Gruppen Fakenews verbreiten, auf die sie hereingefallen sind, sollten wir mit Aufklärung gegensteuern“, findet sie. Nichts sei hier schlimmer als still- und auszuhalten.

Institut für Kommunikationswissenschaft

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