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Drei Lotterien mit Losmedaillen aus Feinsteinzeug - Teil 3

Emil Paul Börner (1888-1970) – ein besonderer Medailleur der Pfeifferzeit

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Lesen Sie hier Teil 1 und Teil 2 der Serie "Losmedaillen aus Feinsteinzeug".

Er war ein Multitalent des „Weißen Goldes“, ein Meister der Formgestaltung, Medailleur, Grafiker und Kunstmaler. Im sächsischen Meißen geboren, prägte der Name Börner die sogenannte „Pfeifferzeit“ (1918-1933) in der Porzellanmanufaktur bedeutend mit. Wohl unzählige Entwürfe für Medaillen und Münzen aus Biskuitporzellan sowie braunen Böttger-Steinzeig bezeugen noch heute sein schaffensreiches Leben. Dabei schuf er auch numismatische Spezialitäten.

Die 3. Porzellanlotterie in Meißen

Der von Börner vorgelegte Entwurf zur Losmedaille (Scheuch 821) fand Zustimmung bei allen Beteiligten, war er doch wieder einmal geprägt von zurückhaltend künstlerischer Eleganz. Die Vorderseite zeigt das Stadtwappen von Meißen auf einer geraden Bodenlinie. Ein symbolisch aufgeschlagenes Buch ist mit der von Hand eingravierten Losnummer versehen, darunter zwei fadenlinige Verzierungen und die gekreuzten Kurschwerter. Die Umschrift lautet: „STÄDTISCHE VOLKSBÜCHEREI MEISSEN“. Auf der Rückseite fliegt ein Adler und trägt dabei eine Putte, welche zwei Eichenblätter in den Händen hält. Dazu sind acht fünfstrahlige Sterne kreisförmig am Randstab angeordnet. Alle Medaillen wurden ohne Jahreszahl geprägt. Die Medaillen haben auf beiden Seiten einen Perlkreis am Randstab, der Rand ist glatt. Durchmesser: 42 mm. Abweichende Jahreszahl und Stücke ohne Losnummern sind Proben.

Insgesamt kamen wieder 60.000 Medaillen mit Losnummer im Dezember 1923 und März 1924 zur Ausgabe. Wiederum waren es Erzeugnisse der damaligen Staatl. Porzellan-Manufaktur, die als Preise vorgesehen waren. Die Lotterie hatte großen Erfolg. Es konnte die komplette Inneneinrichtung der Bibliothek, sowie noch der Erwerb einiger wertvoller Bücher finanziert werden. Auch der Neubau des Büchereigebäudes am Kleinmarkt 5 (1926-1929) wurde aus dem Erlös der Lotterie unterstützt. Als einen besonderen Erfolg sah man ebenfalls an, dass die Bücherei auch während der Weltwirtschaftskrise ihren Betrieb aufrechterhalten konnte und es zu keiner Schließung kam. Das Gebäude ist noch heute erlebbar und wird derzeit vom Stadtarchiv genutzt.

Gewinnlos oder Niete?

Jeder der sich damals an solch einer Lotterie beteiligte, bekam mit dem Los auch gleich ein numismatisches Kleinod in die Hände, denn schon damals waren Münzen und Medaillen aus der Manufaktur Meißen ein beliebtes Sammelgebiet. Auch die Besucher der Stadt nahmen gern solch ein Stück mit. So verschwand nicht selten das damals herausgegebene Notgeld, Straßenbahngeld, Medaillen und Plaketten in den Taschen der Touristen. Begehrt beim Sammler waren natürlich auch die ausgegebenen Losmedaillen. Noch heute scheint es genügend Stücke zu geben, da sie oft angeboten werden.

In der heutigen Zeit scheint sich allerdings eine kleine Unwissenheit einzuschleichen, auf die hier hingewiesen werden soll. Bei allen aufgeführten Losmedaillen muss man zwischen Niete und Gewinnlos unterscheiden und das ist ganz einfach. Sämtliche Gewinnlose wurden bei der Einlösung des Preises durch eine Kerbe kenntlich gemacht und entwertet. Das geschah per Hand, indem man durch die Losnummer eine waagerechte Kerbe einschliff (siehe Foto). Anschließend wurde das entwertete Los wieder an den Besitzer als Souvenir ausgehändigt. Solche Medaillen sind daher nicht als minderwertig zu betrachten oder gar, wie es der Autor schon oft im Fachhandel erlebt hat, als „Beschädigt“ zu deklarieren. Im Gegenteil!

Wie bei jeder Lotterie gab es auch hier mehr Nieten als Gewinne. Somit muss zwangsläufig die Anzahl der eingelösten Gewinnlose wohl eher geringer sein. Fakt ist aber, dass gerade Gewinnlose heute am Markt meist weniger kosten (weil vermeintlich beschädigt) als die Nieten – mit und ohne Nadelstreifen. Ein besonderer Hinweis

Auf Spurensuche im Archiv

Wer das Spezielle sucht, der kann sich über die verschiedenen Archive (einige Bestände sind sogar digitalisiert und online verfügbar) zum Gewinnlos, die damalige Gewinnliste besorgen. Dann kann man genau erfahren, was für ein Preis auf das Los fiel. Mein Onkel besaß solch einen „Vorgang“ komplett. Er hatte die originale Zeitung mit Gewinnerliste, die Gewinnmedaille und auch die kleine Mokkatasse mit den Blauen Schwertern, welche seinem Vater einst als Gewinn überreicht wurde. In diesem Fall wohl eine numismatische Perfektion der besonderen Art.

Nur am Rande soll erwähnt werden, dass es noch zwei weitere Lotterien mit Losmedaillen gab. Im Jahre 1922 wurde in der sächsischen Stadt Penig die sogenannte „Rathauslotterie“ veranstaltet. Auch hier wurden die Motive der Medaillen (Scheuch 843) von Paul Börner geschaffen. Weitere Lotterien bei denen Lose in der Form von Medaillen ausgegeben und die in der Manufaktur Meißen hergestellt wurden sind nicht bekannt. Im Jahre 1924 gab es eine Porzellanlotterie zu Gunsten der Thüringer Volksbücherei. Deren Losmedaillen aus weißem Porzellan, stammen aber nicht aus der Manufaktur Meißen.

Quellen und Literatur: Karl Scheuch: „Münzen aus Porzellan und Ton“, 4. erw. Aufl. 1978; Karl Scheuch: „Spenden-Medaillen aus Porzellan und Ton“, 1966; Günter Naumann: „Stadtlexikon Meißen“, 1. Auflage 2009; Caren Marusch-Krohn: „Meissener Porzellan 1918-1933, Die Pfeifferzeit“, 1993; Uwe Beyer: Meissener Manuskripte XVII, „Wandbilder-Bildwände“, 1. Auflage 2003; Peter Braun: Meissener Manuskripte XX, „Böttgersteinzeug®“, 1. Auflage 2007.

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© Autoren: Jörg Schaldach, Kristina Ruppert

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