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Die sächsische Muttersprache: Kennen Sie alle Volkswörter aus Sachsen? | Teil 3

Die sächsische Sprache könnte vielfältiger nicht sein. Kennen Sie alle Redewendungen und Wörter?

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- Kommentar vom Städtischen Bestattungswesen Meißen -

„Was färzelt der denn schon wieder hier rum?“ Das könnte durchaus ein Angestellter zum Kollegen raunen, wenn der Chef zum wiederholten Male das Bürozimmer betritt. Doch damit ist keinesfalls die riechbare Flatulenz (Pupsen = Furzen oder Färzen) gemeint. Abgeleitet ist „färzeln“ eher vom mittelhochdeutschen Wort „varn“, was „sich bewegen“ bedeutet oder was auch ein ständiges ein- und ausgehen durch die Tür beschreibt. Man kann auch ständig um jemanden herumfärzeln, also dicht auf den Fersen bleiben, um ein bestimmtes Ziel emsig zu verfolgen.

Die Dachtel, kommt ebenfalls aus dem Mittelhochdeutschen und es umschreibt mundartlich die Ohrfeige. Man kann also durchaus einmal Dachteln (Mehrzahl) oder gar ein Paar hinter die Kummtleisten (Kummet = Geschirr für Pferde) angeboten bekommen. Also, keine Angst, am Ende sind immer nur Ohrfeigen damit gemeint. Wenn von Hutzeln gesprochen wird, dann meint man meist damit vertrocknetes Obst wie Birnen. Wer damit jedoch Äpfel meint, der wird in Sachsen dann eher von Strinkern reden. Ein Blumenstrauß wird ebenfalls mit Vorliebe als Strinker bezeichnet. Spricht man dagegen von einem Hutzel, dann kann auch eine kleine Person oder ein zu klein geratenes Brötchen gemeint sein. „Zwee Fettbreedchen, eene Zeile und drei Einfache bitte. Aber nich solche Hutzeln!“, so höre ich noch heute meine Oma beim Bäcker Baum in der Böttgerstraße reden. Oma hatte auch noch das Wort weesteholde in ihrem Wortschatz, was sinngemäß für „eventuell“ stand. Heute ist es leider kaum noch zu hören. Wenn ich als Kind einmal etwas angestellt hatte, dann fragte mich Oma mit lauter Stimme „Dich had wo dr Gasper gegungst?“ Ist dieser Ausruf nicht köstlich? Liebe Oma, an dieser Stelle einen Gruß in den Himmel.

Wer etwas auszutscht, der versucht gerade einer halben Orange den Saft zu entlocken. In meiner Jugendzeit habe ich auf diese Weise wohl kiloweise Kuba-Apfelsinen genüsslich ausgezuscht. Danach musste man duschen, denn man klebte überall. Wenn ein kleines Kind nuddelt, ningelt oder gnatscht, dann muss es keinesfalls gleichzeitig ein Weinen sein. Nuddeln kommt aus den althochdeutschen Wörtern „nütteln“ und „notten“ (schwingend sich hin- und herbewegen und dabei weinerlich sprechen). Meist wird dabei ohne Tränen und mit weinerlicher Stimme etwas verlangt. Weint das Kind doch, dann wird es auf sächsisch eher Feenzen oder Grietschen. Das geht meistens mit dem gleichzeitigen auspressen von Tränen einher. „Horsche ma, der ihre Gleene feenzt aber heite lange rum.“ Wohl dem, der Zuhause das Nesthäkchen oder Mamas Quärchel war. Beide Begriffe sind Koseformen und kommen ursprünglich aus dem mittelhochdeutschen. Ein Quärchel oder auch der Quärchelfritze veranstaltet stets die Quärchelei. Das hat jedoch nichts mit Quark zu tun, sondern es ist eher damit das Quirlen (von twer [ches] = quer, twirhen = quer oder verkehrt gehen) gemeint. Der Querchelkäse dagegen ist vom mittelhochdeutschen Begriff „twarc“ = Quark abgeleitet. Da sich Mundarten ständig verändern und beeinflusst werden, spricht man heute kaum noch von einem Quärchel, sondern es ist daraus das Wärchel oder das Würgel geworden.

Überall wo Menschen in lebendig gesprochener Sprache miteinander verkehren, da herrscht die Mundart. So ist es eben auch in den vielen Regionen von Sachsen. Die Mundart ist dort die wahre Muttersprache, weil sie uns heimatlich vertraut und doch mit ihren bunten Facetten, plötzlich auch fremd vorkommen kann. Eine Mundart lebt und daher verändert sie sich immerzu. Sprache und Mundart sind das beste Kunstwerk das ein Volk hervorbringt. Viele Begriffe der hochdeutschen Sprache waren einmal die Bausteine dafür oder stammen davon ab. Wir sollten diese Tatsache einfach nicht vergessen.

Text: Reiner Graff / numiscontrol

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