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Die Königlich Sächsischen Hoflieferanten einst und heute: Eine Dresdner Konditorei und Pfefferkuchen aus Pulsnitz

Nach dem Ende der Monarchie: Wie Sachsens Hoflieferanten ihren Titel verloren, sich neu erfanden und einige bis heute mit "Made in Saxonia" erfolgreich geblieben sind.

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Nach dem Ende der Monarchie in Sachsen kam es bei den Titelträgern zu einer Abänderung der Bezeichnung. Sie wurde meist von den Firmen selbst in „Ehemaliger Hoflieferant“ geändert oder nun ganz weggelassen.

Conditorei Kreutzkamm

Unternehmen, die noch heute mit ihren Produkten unsere Herzen erfreuen, haben zudem oft eine lange Familientradition. Jede Familie hatte dabei in den vergangenen hundert Jahren die verschiedensten Probleme zu bewältigen, Krisen zu überstehen und oft sogar standen sie plötzlich vor einem riesigen Trümmerhaufen. Was Generationen der Familie aufbauten und auch mit dem Fleiß der Mitarbeiter für große Anerkennung sorgte, lag innerhalb kurzer Zeit in Schutt und Asche. Mit dem nackten Leben zwar dem schrecklichen Bombardement von Dresden entronnen, den langen elenden Krieg überstanden, doch nichts war mehr vom Besitz und der Existenz übriggeblieben. In dieser Zeit stellten sich viele auch immer wieder die Fragen: Ist denn ein Neuanfang nun überhaupt noch möglich, reicht die eigene Kraft aus und was wird die Zukunft bringen? Eine Antwort bekam man darauf nicht!

Im Gespräch mit der heutigen geschäftsführenden Gesellschafterin des traditionellen Cafés und der Conditorei am Dresdner Altmarkt, Elisabeth Kreutzkamm-Aumüller, wird dieser damalige traurige Zustand immer wieder mehr als deutlich. Die Verhältnisse der Nachkriegszeit führten zwar dazu, dass die Familie eine Neugründung des Unternehmens in Bayern vorzog, dabei aber die herzliche Verbundenheit mit Sachsen und Dresden nie in Vergessenheit geriet. Auch die Beziehung mit den sächsischen Kunden riss, egal welche politische Stimmung einmal wieder unter den beiden entstandenen deutschen Staaten herrschte, nie völlig ab. Bereits kurz nach der politischen Wende in der DDR, im Herbst 1989, begannen die Aktivitäten der Familie Kreutzkamm, um möglichst bald wieder ihren alten Stammplatz in Dresden einzunehmen. Gleich im Mai 1991, wurde am Altmarkt schon wieder das Café Kreutzkamm eröffnet. Und natürlich ist man auch noch heute auf die einstigen Dekrete zum Hoflieferanten stolz und präsentiert diese den Gästen sogar im Café. Das heutige dekorative Café ist ganz an der einstigen Einrichtung angelehnt und vieles wurde extra nach alten überlieferten Fotos angefertigt. Aber wie war damals der Weg von der Conditorei zum Prädikat Hoflieferant?

Der einstige Gründer der Conditorei Kreutzkamm, Heinrich Jeremias Kreutzkamm, kam im Alter von 25 Jahren nach Dresden, der Hauptstadt des Königreichs Sachsen. Nach der Erteilung des Bürgerrechts der Stadt im Jahre 1825 eröffnete er eine Conditorei in der damaligen Moritzstraße 751. Schon 1848 erhielt er die Konzession für eine „Restauration mit Conditorei“, welche bald eine gut besuchte Adresse werden sollte. Mit 50 Jahren starb H. J. Kreutzkamm bereits und dessen einziger Sohn Heinrich Julius führte die Conditorei weiter. Seine Konditoreiwaren wurden nun stadtbekannt und waren so ausgezeichnet, dass ihm bereits im Jahre 1867 der Titel „Hoflieferant des Kronprinzen Albert und des Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen“, verliehen wurde. Im Jahre 1873 erfolgte dann die Ernennung von König Albert (Regierungszeit 1873-1902) zum „Königlichen Hoflieferanten“ und es erfolgte bald der Umzug zum Altmarkt in Dresden. Das Geschäft in der Residenzstadt wuchs immer weiter und 1891 übergab er das Konditoreigeschäft an seinen Sohn Max Kreutzkamm. Gemeinsam mit seiner Frau Margarethe führte Max Kreutzkamm das Unternehmen nun in dritter Generation immer weiter zum Erfolg. Nach dem Tode von König Albert im Jahre 1902, konnte der Titel auch unter der Regierung von König Georg (Regierungszeit 1902-1904) weitergeführt werden. Die Conditorei, aber auch die Arbeits- und Wirtschaftsräume wurden der Zeit entsprechend neu eingerichtet und im Jahre 1905 erweiterte man das Café unter Hinzunahme des ersten Stockes.

Hier am Dresdner Altmarkt spielte sich vor den Fenstern des Cafés das bunte Treiben ab. Im Sommer gab es zahlreiche Obst-, Gemüse- und Blumenstände in ihrer Farbenpracht zu bewundern, im Winter war es der berühmte Striezelmarkt mit seinen bunten Ständen, der die Herzen mit seinen besonderen Lichtern erfreute. Fast jeden Morgen sah man dann später auch König Friedrich August III. (Regierungszeit 1904-1918), der zur frühen Stunde von seinem Collie begleitet, einen Spaziergang machte und auch oft die Conditorei besuchte. Dabei immer mit diskretem Abstand war auch sein Leibjäger anwesend. Max Kreutzkamm bekam nicht nur vom letzten sächsischen König Friedrich August III. das Prädikat „Königlicher Hoflieferant“ verliehen, sondern auch von der Königlichen Familie wurde er mit Ehre bedacht. So erhielt er das Prädikat „Hoflieferant“ von der Königin-Witwe Carola sowie dem Prinzen Johann Georg, Herzog zu Sachsen. Beliebt waren vor allem bei Hofe der in der Conditorei Kreutzkamm hergestellte Christstollen, der Baumkuchen, die Eierschecke und natürlich die verschiedenen Torten und Kleingebäcke.

Heute ist die Conditorei Kreutzkamm nebst Café aus dem Zentrum von Dresden nicht mehr wegzudenken. Ja, Sachsen braucht solche traditionsreichen Unternehmen, denn sie wurden und sind ein guter sowie wichtiger Bestandteil der Sächsischen Geschichte. Mit jedem Tage wird in solchen Unternehmen erneut der qualitative Beweis erbracht.

Pfefferkuchen aus Pulsnitz

Der Weg zum Hoflieferanten-Titel ist bei der Konditorei Kreutzkamm, so scheint es beinahe, eher wie in einem Bilderbuche abgelaufen. Das war aber wirklich nur die Ausnahme. Viele Wege zum ersehnten Titel hatten einen langen und oftmals steinigen Weg. Immer wieder wurden in den Kreishauptmannschaften der jeweiligen Region Auskünfte über die persönlichen Verhältnisse, welche auch die finanziellen Angelegenheiten nicht ausklammerten, über einen Bewerber abgefordert. Bürgermeister mussten Bericht über die titelbegehrende Person geben. Sämtliche Strafregister wurden nach eventuellen Spuren von inzwischen verjährten Vergehen durchsucht. Hatte man etwas gefunden, begann das erneute Abwägen, wie es zum Beispiel beim Pfefferküchler Moritz Rüdrich aus der Pfefferkuchenstadt Pulsnitz der Fall war. Dieser hatte, obwohl er schon im Jahre 1913 Hoflieferant Sr. Kgl. Hoh. Prinz Johann Georg von Sachsen geworden war und er die Prinzliche Hofhaltung seit 20 Jahren mit besonderer Sorgfalt bediente, einmal eine geringfügige Geldstrafe erhalten, die man nun wieder, obwohl längst verjährt, herausholte. Was war der Anlass dafür? Der Pfefferküchler und Lieferant von Baumkuchen, hatte inzwischen ein Gesuch beim Oberhofmarschallamt gestellt um den Titel eines Königlichen Hoflieferanten zu erlangen. Von dort ging die ganze Sache an das Ministerium des Königlichen Hauses. Das Ministerium wiederum schrieb einen Brief an die Kreishauptmannschaft nach Bautzen, um sich aktuelle Erkundungen zur Person einzuholen. Der Kreishauptmann von Craushaar wiederum fragte beim Bürgermeister der Stadt Pulsnitz nach, bekam Auskunft von dort und dann ging alles Schritt für Schritt wieder zurück. Solch ein Gesuch brachte also einst Arbeit bis nach Bautzen. Es wäre damals ja alles gut gegangen, hätte der Bürgermeister von Pulsnitz nicht in seinem Bericht über die ehemals verhängten und längst verjährten polizeilichen Strafen geplaudert. Im Bericht heißt es wörtlich:

„Rüdrich hatte in früheren Jahren verschiedene polizeiliche Strafen erlitten, die aber nunmehr gelöscht sind, er hat sich auch seitdem gut geführt. Bei seinem außerdem betriebenen Kaffee- und Weinschank beschäftigte er früher Kellnerinnen und war in der Auswahl derselben nicht immer vorsichtig genug, so daß es, da er durch seinen Pfefferküchlereibetrieb und den Besuch von Märkten sehr in Anspruch genommen war, mitunter an der wünschenswerten Aufsicht fehlte.“

Was war damals geschehen? Auch darüber wird man in den Archivunterlagen fündig, denn der Stadtrat von Pulsnitz berichtete darüber. Moritz Rüdrich hatte am 30.12.1909, 5 Mark Geldstrafe bekommen, weil sein Lehrling ungerechtfertigt vom Fortbildungsschulunterricht ferngeblieben war. Am 03.03.1912 wurde nochmals eine Geldstrafe von 3 Mark verhängt, wegen eines Vergehens gegen das Weingesetz nach §§ 19, 28, Absatz 4 vom 07.04.1909. Fakt ist, Rüdrich hatte keinen gepanschten Wein angeboten, wie man wohl vermuten könnte, nein, er hatte lediglich aufzubewahrende Unterlagen und Bücher, in Unkenntnis vor der Frist entsorgt, welche Auskunft über Weinbergsflächen, Menge vom Wein, Mengen vom Zucker etc. auflisten.

Heute sicherlich eine Kleinigkeit, doch damals genügte es ein Gesuch mächtig ins Wanken zu bringen. Eine Verzögerung trat zwar ein, doch am 25. Februar 1918 wurde ihm das Prädikat „Hoflieferant Seiner Majestät des Königs“ verliehen. Am 2. März 1918 zahlte Moritz Rüdrich dafür 450 Mark, bestehend aus 150 Mark gesetzlicher Stempelbetrag und 300 Mark Gebühren an das Ministerium des Königlichen Hauses per Postanweisung ein. Lange Zeit war ihm dann als Hoflieferant des Königs von Sachsen nicht beschieden, denn bereits im November 1918 wurde die Monarchie in Sachsen Geschichte. Auch die Pfefferküchlerei Rüdrich gibt es heute nicht mehr, allerdings ist noch im Museum Pfefferkuchen-Schauwerkstatt Pulsnitz, das dekorative Hoflieferantenschild vom einstigen Geschäft zu bewundern.

Text: Numiscontrol/Reiner Graff

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