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Die Königlich Sächsischen Hoflieferanten einst und heute: Das Tafelgetränk seiner Majestät Friedrich August III.

Nach dem Ende der Monarchie: Wie Sachsens Hoflieferanten ihren Titel verloren, sich neu erfanden und einige bis heute mit "Made in Saxonia" erfolgreich geblieben sind.

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Im viertem und letzten Teil der Serie, bleiben wir in Radeberg, denn dort gibt es noch ein anderes Produkt, welches einmal mit einem besonderen Titel geehrt wurde. Es handelt sich dabei um das Radeberger Pilsner.

Das besondere Bier

Ein köstliches erfrischendes Bier wurde schon immer in Sachsen gebraut, allerdings war ein echtes „Pilsner“ schon seltener. Es gehörte schon etwas mehr dazu um ein Bier herzustellen, welches auch nach echter Pilsener Brauart gebraut wurde. In der Radeberger Exportbierbrauerei war das schon seit 1873 der Fall. Die Brauerei in Radeberg war damit die erste Brauerei in Deutschland, welche nur nach dieser besonderen Brauart braute und bis heute braut. Auch heute wird dort nur ein Pilsner hergestellt und nicht noch weitere Sorten, wie es sonst meist üblich ist. Unzählige Medaillen, Ehrenpreise sowie weitere Auszeichnungen auf dem Gebiet der Bierbrauerei, hatte man schon auf internationalen Ausstellungen für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft bis zum Jahre 1905 einsammeln können. Das Radeberger Pilsner war äußerst beliebt und über die sächsischen Grenzen gut bekannt. Am 26. März 1905 fand damals in Dresden unter dem allerhöchsten Protektorat S. M. des Königs Friedrich August III. von Sachsen, eine Internationale Kochkunst und Fachausstellung des Gastwirtgewerbes statt. Natürlich wurde dort auch Radeberger Pilsner ausgeschenkt und vor allem getrunken. In Anerkennung der vorzüglichen Leistungen wurde der Radeberger Exportbierbrauerei vom Preisrichter-Kollegium die „Goldene Medaille“ und der „Ehrenpreis der Stadt Leipzig – Goldene Plakette“ zuerkannt. S. M. der König Friedrich August hatte vor Ort natürlich auch das dort prämierte Pilsner getrunken. Eventuell geschah das sogar im Beisein des damaligen Direktors der Exportbierbrauerei Carl Weber. Überliefert ist das nicht.

Direktor Weber meinte damals, nun steht der Wind offenbar sehr günstig und es ist wirklich an der Zeit, dass sein in Radeberg gebrautes Pilsner Bier, eine entsprechende königliche Würdigung erhält. Der letzte sächsische Monarch war ja auch ein Gourmet, wenn es ums Bier ging und er trank gern ein Glas Radeberger Pilsner zum Essen mit Genuss. Das alles hatte der umsichtige Direktor der Radeberger Exportbierbrauerei schon längst herausbekommen und er kannte natürlich auch die Zahlen der gelieferten Fässer und Flaschen mit Pilsner Bier an den sächsischen Hof ganz genau. Nun, so meinte er, sei es an der Zeit, diesen Trumpf auch mit etwas Geschick auszuspielen.

Dazu sollte man wissen, dass es bereits vorher zwei Biere aus Sachsen geschafft hatten einen besonderen Beinamen zu bekommen, der einer Erhebung zum Hoflieferanten gleichkam. Bereits im Jahre 1886 erhielt die damalige Societätsbrauerei Dresden AG (Waldschlösschen-Brauerei) per Dekret die Erlaubnis, das einst dort gebraute „Kronen-Bier“, als „Tafelgetränk Seiner Majestät des Königs“ zu benennen. Welch würdevoller Name für ein Bier! Etwas später kam ein weiteres Bier aus Sachsen zu solch einer besonderen Ehre, denn auch die damalige Aktienbrauerei zum Plauenschen Lagerkeller, durfte für ihr dort gebrautes Bier die Bezeichnung "Königliches Hoftafelbier" verwenden.

Direktor Weber setzte sich also am 17. August 1905 an den Schreibtisch und schrieb einen Brief an das Königliche Oberhofmarschallamt nach Dresden. Bei dieser Gelegenheit konnte er auch gleich eine Anfrage, welche später dort sogar als Beschwerde gedeutet wurde, stellen. Dem Direktor war damals zu Ohren gekommen, dass angeblich ein Bier aus dem Auslande (Königreich Bayern) der Beiname „König Friedrich August-Bier“ gestattet wurde. Doch damit nicht genug, dieses Bier sollte sogar am Königliche Hofe durch die Königliche Hauswirtschaft eingeführt worden sein. Welch ein Skandal!

Leider liegt dieser damalige Brief von Direktor Weber und der noch später folgende nicht bei den Akten im Archiv, doch die Reaktion und das Schreiben, welches das Königliche Oberhofmarschallamt am 19. August 1905 an das Hohe Ministerium des Königlichen Hauses schickte, spricht eine eindeutige Sprache. Darin wird dargelegt, dass es sich dabei nicht um die Wahrheit, sondern vielmehr wohl um ein verbreitetes Gerücht handeln muss, da man solches Bier nicht am Königlichen Hofe eingeführt hat, noch die Bezeichnung dafür erlaubte. Weiterhin versuchte man die Wogen zu glätten und lobte dagegen das Radeberger Pilsner. Es wird im Schreiben sogar erwähnt, dass man im Königlichen Oberhofmarschallamt bestätigen kann, dass S. M. der König von Sachsen das Radeberger Pilsner bei der königlichen Tafel gern trinkt und er es auch an anderen Plätzen schon getrunken hat. Es wäre daher unbedingt zu empfehlen, der Radeberger Exportbierbrauerei die Erlaubnis zu erteilen, dem Radeberger Pilsner, die Bezeichnung „Tafelgetränk Seiner Majestät des Königs“ beilegen zu dürfen.

Einige Zeit passierte nichts. Erneut fragte Direktor Weber beim Königlichen Oberhofmarschallamt nach und bat um eine Antwort. Nun meldete sich gleich das Ministerium des Königlichen Hauses zu Wort.

Nach einer Untersuchung der Angelegenheit und einem Bericht vom Oberhofmarschallamt, habe man auch hier feststellen müssen, dass ein ausländisches Bier gar nicht am Königlichen Hofe eingeführt wurde und auch die angebliche Erlaubnis einer besonderen Benennung für das ausländische Bier falsch sind. Überhaupt hätte sich die Königliche Hofwirtschaft den Bezug solch eines Bieres gar nicht selbst auferlegen können!

Des Weiteren wird nach dieser erfolgten Aufklärung auch hier der Vorschlag vom Oberhofmarschallamt mit Unbedenken aufgenommen. Das Ministerium des Königlichen Hauses kann ebenfalls bestätigen, dass Seine Majestät der König das Radeberger Pilsner bei der Tafel und an anderen Plätzen getrunken habe. Daher wird das Ministerium des Königlichen Hauses dem ergangenen Vorschlag des Königlichen Oberhofmarschallamtes wärmstens befürworten.

Am 11. Dezember 1905 wurde dann durch Dekret bekannt gegeben:

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht zu genehmigen, dass die Radeberger Exportbierbrauerei das von ihr unter der Bezeichnung „Radeberger Pilsner“ in den Handel gebrachte Bier „Tafelgetränk Sr. Majestät des Königs Friedrich August von Sachsen“ benenne.

Ein besonderes Bier hatte nun auch einen besonderen Beinamen bekommen, welchen man auch noch heute mit Stolz auf den Etiketten trägt. Und noch mehr!

Im Archiv der Radeberger Exportbierbrauerei fühlt man sich wie in einem Museum. Hier lagern noch die zahlreichen geprägten Belege über erworbene Auszeichnungen. Medaille reiht sich an Medaille, alle sind historische geprägte Ehrenpreise mit den dazugehörigen Urkunden sowie Dekreten. Numismatische Zeitgeschichte - in den unterschiedlichsten Metallen geprägt - wird hier im Archiv der Radeberger Exportbierbrauerei aufbewahrt. Das gilt natürlich auch ebenso für die zahlreichen Preise und Goldmedaillen der Leipziger Messe sowie andere internationale Anerkennungen, welche man zu DDR-Zeiten erhielt. Überwiegend handelt es sich ja dabei um produktbezogene Ehrungen. Wer hier im Archiv an den Regalen entlang geht, der schreitet gleichzeitig an einem aufgeblätterten speziellen sächsischen Geschichtsbuch vorbei. Vieles ist bis heute erhalten geblieben, wurde mit viel Liebe gesammelt und aufbewahrt.

Es wäre daher durchaus zu begrüßen, wenn man solche Zeitgeschichte, welche ja zusätzlich auch regional von Interesse sein dürfte, einmal aus dem Archiv holt, um sie öffentlich zu zeigen. Eventuell gibt es in Zukunft die Möglichkeit bei einer Brauereiführung, einige der schönen Medaillen, Urkunden und Etiketten, dem Besucher im Original oder in einer Broschüre zu präsentieren?

Vor hundert Jahren, nach dem Ende der Monarchie in Sachsen kam es bei den Titelträgern zu einer Abänderung der Bezeichnung. Sie wurde meist von den Firmen selbst in „Ehemaliger Hoflieferant“ geändert oder nun ganz weggelassen. Die Bezeichnung „Ehemaliger Hoflieferant“ hat sich oft bis heute erhalten oder man lässt sie wieder neu aufleben. Wir sind davon überzeugt, dass man heute mit solch einem Hinweis nicht direkt die eventuelle, besondere Werbewirksamkeit verfolgen möchte, vielmehr ist es ein Hinweis auf die lange Produkt- und Firmentradition, dessen einst königlich prämierten Qualitätsprodukte, uns noch hundert Jahre später überzeugen.

Meine Gattin und ich möchten uns bei allen hier genannten Firmen, dem Sächsischen Staatsarchiv und deren verantwortlichen Mitarbeitern für die stets gute Zusammenarbeit am Artikel bedanken. Vielen Dank auch dafür, dass Sie uns in ihren traditionsreichen Unternehmen empfangen haben. Ohne Ihre große Hilfe und natürlich auch unseren eventuellen nervigen Fragen zum Thema „Königliche Sächsische Hoflieferanten“, ja vielmehr auch, ohne unserer gemeinsamen Neugier zur Sächsische Geschichte, wäre dieser Beitrag überhaupt nicht möglich gewesen. Daher nochmals unser herzlicher Dank an Sie alle.

Text: Reiner Graff / Numiscontrol

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