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Der Häuptling ist wieder frisch

Die Indianerfigur aus dem Karl-May-Museum wurde restauriert. Seine neue Federhaube hat eine besondere Geschichte.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Ein stolzer Krieger mit Faschingsperücke. Das passt irgendwie nicht. Dieser Gedanke kam den Mitarbeitern des Karl-May-Museums, als sie die Figur des Dakota-Häuptlings restaurieren ließen. Deshalb wurde für die Indianerfigur nun eine Echthaarperücke geknüpft. Im Moment trägt der Häuptling geflochtene Zöpfe, umwickelt mit rotem Band. Vielleicht sehen die Besucher ihn aber zukünftig auch mal mit offenen Haaren, sagt Museumskustos Robin Leipold.

Der Blick auf den Dakota-Häuptling ist ein besonderer. Denn offiziell wird die Figur erst am Sonntagabend enthüllt. Dann lädt das Museum alle Spender zu einer Dankeschön-Veranstaltung ein. 70 Personen haben für die Restaurierung des Indianers Geld gegeben, sagt Direktorin Claudia Kaulfuß. Für das Museum keine Selbstverständlichkeit. „Wir sind den Spendern sehr dankbar“, sagt Kaulfuß. Denn nicht nur die benötigten 15 000 Euro für den Häuptling sind zusammengekommen. Noch mal so viel Geld hat das Museum für die Auffrischung weiterer Figuren bekommen. Fördermittel kamen aus dem Kulturraum Etat des Landes.

Zwischen 1928 und 1944 wurden die lebensgroßen Kostümfiguren angefertigt, die heute der Höhepunkt in der Villa Bärenfett sind. Doch Luftfeuchte und Erschütterungen haben die Gipsplastiken über die vielen Jahre bröckeln lassen. Dem Dakota-Häuptling fehlte ein Finger. Stücke vom Ellenbogen waren abgebrochen. Um das zu reparieren, kam er in die Werkstatt von Hans Effenberg in Weinböhla. Der Restaurator hat auch die Gesichtsbemalung aufgefrischt.

Neu ist die Kleidung des Kriegers. Die Originalkleidungsstücke hat Karl May mit großer Wahrscheinlichkeit beim amerikanischen Indianistiksammler George Heye erworben. Die über 100 Jahre alten Stücke sollen jetzt besser geschützt werden. „Sie werden in Zukunft separat und würdevoll in unserem Neubau präsentiert “, sagt Kustos Leipold. Zum Teil seien sie in Europa einmalig. Für die Indianerfigur wurden deshalb aufwendige Repliken gefertigt.

Eine Besonderheit ist die Kopfhaube mit Federn und vier Hermelinschwänzen. Die Haube ist eine Leihgabe des Indian- und Westernvereins Old Manitou. 1931 gegründet, war er der erste Indianerclub Ostdeutschlands. Nach dem Krieg wurde der Club von Johannes Hüttner neu gegründet. Ihm gehört auch die Haube, die vermutlich mindestens aus den 30er-Jahren stammt.

Das Leder für die Kleidungsstücke kommt von einheimischen Tieren, sagt Leipold. Wie das Original ist die Kopie der Robe aus Weißhirschleder. Es wurde hirngegerbt. Diese Art der Gerbung von Tierhäuten mit tiereigener Hirnmasse ist heute nahezu in Vergessenheit geraten. Die indigenen Kulturen haben mit dieser Methode früher gegerbt, erklärt Leipold. Für ihn sieht der Häuptling jetzt aus, wie frisch gewaschen. Sehr farbenfroh im Vergleich zum ausgeblichenen Original. Für Leipold ist das okay. Denn schließlich handele es sich um eine Kostümfigur.

Dem Zufall wurde bei der Gestaltung trotzdem nichts überlassen. Die Farben der Leggins waren am Original noch rudimentär erkennbar und wurden an der Kopie dementsprechend gestaltet. Die zahlreichen kleinen Perlen für die Kleidung stammen aus der Zeit um 1900. „Wir haben sie genau verglichen, ob die Farben stimmen“, sagt Leipold.

Der Dakota-Krieger kommt jetzt wieder an seinen Stammplatz in die Vitrine inmitten des Ausstellungsraumes in der Villa Bärenfett. Während seiner Abwesenheit hing dort das Originalkostüm von Gojko Mitic, das er bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg getragen hat. Die Besucher des Museums können den Häuptling ab Dienstag wieder bestaunen. Dafür verschwindet bald vorübergehend eine andere Figur. Der Sioux-Häuptling „American Horse“ wird als Nächster restauriert. Seine Kleidung hatte unter einem Mottenbefall zu DDR-Zeiten gelitten.